Augsburgs Trainer Enrico Maaßen (l) und Hoffenheims Coach Pellegrino Matarazzo verabschieden sich nach dem Spiel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Kolbert/Kolbert-Press/dpa)

Zwei Trainer, zwei Gefühlswelten: Pellegrino Matarazzo saß frustriert im Presseraum des Augsburger Fußball-Stadions und musste nach seinem zweiten Spiel als Trainer der weiter rasant Richtung Abstiegsplatz taumelnden TSG 1899 Hoffenheim seine zweite Niederlage erklären.

«Wir haben den Kampf angenommen, gehen aber leider in der 89. Minute mit einem Eckball-Gegentor als Verlierer vom Platz. Das ist sehr bitter», stöhnte der 45-Jährige, bevor er anschloss: «Aber wir haben eine lange Woche vor uns, in der wir sehr hart arbeiten können, um es dann gegen Dortmund besser zu machen.»

Zwei Plätze neben Matarazzo saß Enrico Maaßen auf dem kleinen Podium und stimmte euphorisiert durch das Last-Minute-1:0 seines Jokers Fredrik Jensen eine Hymne auf sein Team an, das sich auch von zwei nach Videobeweis aberkannten Toren nicht beirren ließ und den nächsten Heimsieg unter Flutlicht verdient erzwang. «Wenn du dich so oft freust und das wieder zurückgenommen wird, macht das was mit einem», meinte Maaßen.

Umso bedeutender war für den Trainer-Newcomer in der Bundesliga das Happy-End: «Das Tor am Ende war sicherlich eine absolute Willensleistung, gefühlt mit sechs Spielern auf der Linie, die alle den Ball rüber drücken wollten. Das zeigt auch den Geist meiner Mannschaft. Ich bin sehr stolz», sagte der 38-Jährige. Auf fünf Punkte setzten sich die Augsburger in der Tabelle nach dem schon dritten Heimsieg 2023 vom Mitkonkurrenten Hoffenheim ab.

Neue Augsburger Heimstärke

«Dreimal 1:0 zu Hause – Chapeau!», frohlockte FCA-Manager Stefan Reuter. «1:0 gewonnen, Tor gemacht, drei Punkte, Freitagabend, alles gut», kommentierte Matchwinner Jensen im Telegrammstil. Die offensichtlich unabsteigbaren Augsburger haben auch in ihrem zwölften Bundesligajahr ein Team, das ergänzt durch kluge Wintereinkäufe Abstiegskampf kann.

Matarazzo steht dagegen vor einer gewaltigen Aufgabe mit einem TSG-Kader, der für ganz andere Saisonziele zusammengestellt worden war und sich nun im freien Fall Richtung 2. Liga befindet. Es war das elfte sieglose Spiel nacheinander – und der nächste Gegner heißt Borussia Dortmund. Mittlfeldspieler Christoph Baumgartner nannte den BVB «übermächtig, aber vielleicht brauchen wir gerade das jetzt». Es beginnt die Zeit der Durchhalteparolen.

Wutausbruch von Hoffenheims Vogt

Immerhin demonstrierte ein heftiger Wutausbruch von Abwehrchef Kevin Vogt, dass in der Hoffenheimer Mannschaft noch ein Feuer lodert. Vogt riss sich bei seiner Auswechslung kurz nach der Pause das Trikot vom Leib, bevor er sich schimpfend auf die Bank trollte. Er war zuvor benommen zu Boden gegangen, weil ihn Augsburgs Kelvin Yeboah beim Kampf um den Ball im Gesicht getroffen hatte. Schiedsrichter Patrick Ittrich erkannte nach Ansicht der Videobilder das FCA-Tor von Ermedin Demirovic wegen «der Intensität des Volltreffers» bei Vogt nicht an.

Matarazzo löste die verwirrende Szene mit Vogt nach dem Schlusspfiff auf. Er sprach von einem Kommunikationsfehler, der zum Emotionsausbruch geführt habe. «Das ist ganz einfach zu erklären: Er wollte rein, ich wollte auch, dass er wieder reingeht. Dann haben wir spät die Info bekommen vom Doc, dass er nicht rein darf. Diese Info war auch schon an den Schiri kommuniziert», schilderte Matarazzo. «Der Doc hatte entschieden, dass es zu viel Gefahr wäre, um wieder auf den Platz zu gehen.» Den späten Hoffenheimer Knockout durch Augsburgs Jensen erlebte Vogt so nicht mehr auf dem Platz mit.

Hoffenheims Teamarzt Ralph Kern erklärte dazu bei «sportschau.de», bei Vogt habe es klare Anzeichen einer Gehirnerschütterung gegeben. Das schließe einen weiteren Einsatz aus. «Dass ein Spieler dies zunächst nicht wahrhaben möchte, ist eine bekannte Reaktion, der man als Arzt widerstehen muss. In diesen Situationen muss man die Akteure auch vor sich selbst schützen», erklärte Kern.

Klaus Bergmann, dpa
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