Erleichterung beim VfB: Silas Katompa Mvumpa (l) und Tanguy Coulibaly bejubeln den Siegtreffer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uli Deck/dpa)

Bruno Labbadia genoss den Anblick seiner feiernden Mannschaft scheinbar gelassen aus der Ferne. Seine Emotionen hatte der Coach des VfB Stuttgart schon Augenblicke zuvor ausgelebt, als er Mittelfeldspieler Atakan Karazor freudestrahlend in die Arme gesprungen war.

Die Erleichterung war riesig, im sechsten Anlauf durfte der routinierte Trainer endlich aufatmen. Das 3:0 (1:0) am Samstag gegen den 1. FC Köln war Labbadias erster Sieg in der Fußball-Bundesliga seit seiner Rückkehr zu den Schwaben – und womöglich die Trendwende im Abstiegskampf.

Direkter Freistoß leitet Sieg ein

«Das war extrem wichtig», sagte Labbadia. «Du hast daheim lange nicht mehr zu Null gespielt und du hast lange Zeit auswärts nicht mehr gewonnen. Das sind alles Dinge, die sich in den Köpfen festsetzen. Nicht nur bei uns, sondern auch bei den Zuschauern.»

Der VfB befindet sich zwar auch weiterhin in Abstiegsgefahr. Die Schwaben fahren nach dem ersehnten Befreiungsschlag aber am kommenden Wochenende mit neuem Selbstvertrauen zum Tabellenletzten FC Schalke 04. «Wir haben gezeigt, was wir als Mannschaft machen können», sagte Torschütze Borna Sosa. «Wir können voller Überzeugung nach Schalke fahren und wollen dort drei Punkte holen. Wir sind auf dem Weg nach oben.»

Beim 1:2 beim SC Freiburg am vergangenen Wochenende scheiterte Sosa mit einem Freistoß noch an der Latte und vergab dadurch den Ausgleich in der Nachspielzeit. Diesmal verwandelte der kroatische Nationalspieler einen ruhenden Ball direkt (59.). Die Latte spielte diesmal mit und auch bei Gil Dias‘ Führungstor prallte der Ball vom Pfosten ins Tor (10.). Der VfB scheint das Glück erzwungen zu haben – zumindest im Duell mit Köln. «Wir haben uns endlich belohnt und müssen jetzt weitermachen», sagte Labbadia.

Torwartwechsel stärkt die Defensive

Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen leistete sich die Defensive zudem keine individuellen Aussetzer. Auch Torhüter Fabian Bredlow strahlte zwischen den Pfosten Sicherheit aus. Labbadia darf sich in seiner Entscheidung, den 27-Jährigen zur neuen Nummer eins befördert zu haben, bestätigt fühlen. «Er war stabil und hat gut mitgespielt», lobte der Trainer.

Der bisherige Stammtorhüter Florian Müller saß fit nur auf der Bank. «Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und haben auch darüber geredet. Das gehört sich dann aber auch einfach», sagte Bredlow über die neue Situation zwischen ihm und seinem Kontrahenten. «Er hat mich überragend unterstützt und da kann ich nur meinen Hut ziehen, denn ich war die ganze Zeit in der anderen Situation und weiß, wie sich das anfühlt.»

Wie sich ein Heimsieg ohne Gegentor anfühlt, das hatten die VfB-Profis schon lange nicht mehr erleben dürfen. Zuletzt stand am 4. April 2021 die Null. «Das zeigt, in welcher Situation wir stecken», sagte Labbadia. «Ich finde aber, dass die Abwehrleistung in allen Spielen sehr gut war. Nur die individuellen Fehler, die kann man nicht vereiteln.»

Mit Befreiungssschlag zum Kellerduell

Umso wichtiger war es, dass der VfB das Spiel gegen Köln über weite Strecken kontrollierte. Unter Labbadia, der im Dezember seine zweite Amtszeit bei den Schwaben angetreten hatte, hat sich die Laufleistung der Profis deutlich verbessert und gegen Köln stimmte auch die Zweikampfquote.

Zudem konnte sich der Coach auf einen Joker verlassen. Der zuletzt in der Kritik stehende Tanguy Coulibaly traf nicht einmal eine Minute nach seiner Einwechslung zum Endstand (74.). «Es hat sich etwas getan. Die Reservisten haben aufgeschlossen und es ist wichtig, dass die Jungs sehen: Wenn die Trainingsleistung über einen längeren Zeitraum stimmt, dann bekomme ich meine Chance», sagte Labbadia.

Mit frischem Schwung geht es für den VfB nun nach Gelsenkirchen. «Wir werden den Sieg genießen. Aber am Montag geht es dann fokussiert und konzentriert weiter. Es war aber nur ein erster Schritt, denn der Weg ist noch ein sehr weiter», sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Auch er beobachtete die Feierlichkeiten der Mannschaft nur aus der Distanz.

Maximilian Wendl, dpa
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