Bochums Konstantinos Stafylidis verlässt nach der Niederlage enttäuscht den Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Carmen Jaspersen/dpa)

Patrick Fabian ist erst seit sechs Monaten Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum. Aber das Stilmittel der Brandrede hat der langjährige Abwehrspieler des Clubs schnell gelernt.

Durch das 0:3 (0:2) bei Werder Bremen fielen die Bochumer zum ersten Mal in der Rückrunde wieder auf einen direkten Abstiegsplatz in der Fußball-Bundesliga zurück. Der VfL spielte auch wie ein Absteiger, also sammelte sich Fabian nach dem Schlusspfiff kurz, trat dann vor die Journalisten – und legte los.

VfL-Sportchef legt Finger in die Wunde

«Das war von der ersten bis zur letzten Minute zu wenig.» So werde es schwer, Punkte zu holen», sagte der 35-Jährige in den Katakomben des Wohninvest Weserstadions. Seine Mängelliste umfasste: «Kaum Intensität in unserem Spiel, keine positiven Emotionen.» Es war ihm «von der Körpersprache, vom Zugriff, von allem viel zu wenig. Es brauchte heute kein großes Kunstwerk von Werder Bremen, um uns klar und deutlich zu schlagen».

Das waren keine strategisch gewählten Worte des Sportchefs, um das VfL-Team vor dem wichtigen Heimspiel gegen den Tabellenletzten FC Schalke 04 am nächsten Samstag wachzurütteln. Die Profis sahen es ja genauso. 

Der Flügelspieler Christopher Antwi-Adjei warnte: «So kannst du im Abstiegskampf nicht bestehen.» Und auch Trainer Thomas Letsch meinte: «So, wie wir uns heute präsentiert haben, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen. Es heißt jetzt, alles auf den Prüfstand zu stellen und uns für das Spiel gegen Schalke neu aufzustellen.» Das sei «ja auch ein nicht ganz unwichtiges und besonderes Spiel».

Der 54-jährige Letsch hat in den vergangenen Wochen viel Lob dafür bekommen, wie er aus dem abgeschlagenen Tabellenletzten Bochum einen konkurrenzfähigen Rivalen im Abstiegskampf formte, der vermeintlich besser besetzte Clubs wie Hertha BSC oder den VfB Stuttgart zeitweise sogar überholte. 

Fabian: «Auswärtsleistungen so nicht erklärbar»

Doch vom großen Schwung des Hinrunden-Endes ist nicht mehr viel übrig geblieben. Seit dem Jahreswechsel verlor der VfL fünf von sieben Ligaspielen. Dass diese Mannschaft praktisch nur im eigenen Stadion punktet, ist ein großer Wettbewerbsnachteil.

«Die Auswärtsleistungen sind so nicht erklärbar», sagte Fabian. «Am Ende spielst du auch hier Elf gegen Elf auf zwei Tore. Es ist nur ein anderes Stadion. Sich über einen solchen Zeitraum auswärts so zu präsentieren, habe ich auch noch nicht erlebt. Das macht es natürlich auch nicht einfacher, weil es dich zu Hause umso mehr unter Druck setzt.» Dort holten die Bochumer 16 ihrer 19 Punkte. Auswärts gelang nur im November beim FC Augsburg ein Sieg.

In Bremen hätte Schiedsrichter Florian Badstübner das Spiel nach dem 1:0 durch Niclas Füllkrug (29.) auch abpfeifen können. Der VfL kam in 90 enttäuschenden Minuten nicht einmal in die Nähe eines eigenen Treffers. Werder war vor 42.100 Zuschauern deutlich abgeklärter und effizienter. Kurz vor der Pause legte der Aufsteiger einen zweiten Treffer durch Niklas Schmidt nach (41.). Die erste Chance der zweiten Halbzeit ging durch einen Freistoß von Marvin Ducksch dann auch noch rein (59.).

Zwar musste Letsch in dieser Partie unter anderem seinen gesperrten Kapitän Anthony Losilla und seinen erkrankten Abwehrchef Ivan Ordets ersetzen. Doch es war ihm sehr wichtig, das nicht als Ausrede zu nutzen. «Dieses Spiel hatte nichts mit Spielern zu tun, die nicht dabei waren», sagte der Coach. «Wir alle haben es als Team verloren.»

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