Der dramatische Sieg beim FSV Mainz 05 versetzte die Profis und Fans des FC Schalke 04 in einen kollektiven Freudentaumel, als wäre der Verbleib in der Fußball-Bundesliga schon sicher.
Dabei bedeutete das 3:2 am Freitagabend durch das späteste Tor der Bundesliga-Geschichte von Marius Bülter nur einen kleinen Schritt zum großen Ziel.
Nachdem sich die ersten Emotionen gelegt hatten, stellte Schalke-Trainer Thomas Reis daher ziemlich sachlich fest: «Wir haben noch nichts erreicht. Außer, dass wir weiter im Rennen um den Klassenerhalt dabei sind. Wir wissen aber, dass wir noch mehrere Schritte gehen und noch mehr Punkte holen müssen. Wenn uns das nicht gelingt, wird es schwer, die Klasse zu halten.»
Zweiter Saisonsieg auswärts
Immerhin stärkte der zweite Saisonsieg in der Fremde nach dem 2:0 beim VfL Bochum vor vier Wochen den Glauben an die Rettung. «Wir schauen mit einem guten Gefühl auf die Tabelle», sagte Reis. Mit nun 30 Zählern verließ der Aufsteiger erstmals seit Anfang Oktober einen direkten Abstiegsplatz und hat als Tabellen-15. nun zwei Punkte Vorsprung vor den Rivalen VfB Stuttgart und Bochum. «Natürlich gibt das einen Schub und viel Selbstvertrauen», sagte Siegtorschütze Bülter.
Der 30-Jährige hatte in der 102. Minute einen heiß diskutierten Foulelfmeter eiskalt verwandelt und damit für königsblaue Ekstase auf dem Rasen und den Rängen gesorgt. «Der Druck war nicht gering und die Erleichterung hinterher umso größer. Jedem ist bewusst, worum es für uns geht und in welcher Situation wir stecken», sagte Bülter.
Der Stürmer, der in der 26. Minute schon das 1:0 erzielt hatte, war in der entscheidenden Szene vom Mainzer Anthony Caci am Trikot gehalten worden. Nach Intervention des Video-Assistenten schaute sich Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die TV-Bilder an und gab zum großen Unmut der Mainzer den Strafstoß. Zwar habe der Schalker Angreifer zuvor am Trikot des Mainzers gezupft, «aber das Halten von Caci war relevanter. Ich kann mit der Entscheidung so herum wesentlich besser leben», sagte Jöllenbeck. Er sei deshalb froh, dass sich der Video-Assistent eingeschaltet habe.
Svensson sauer
05-Trainer Bo Svensson bezeichnete die Entscheidung in der ersten Aufregung als «Frechheit» und «Skandal», entschuldigte sich später aber für seinen verbalen Ausraster. «Die Wortwahl war zu heftig und überzogen, das bedauere ich», sagte der Däne. An seiner Bewertung änderte dies jedoch nichts: «Für mich ist es eine klare Fehlentscheidung.»
Die Schalker sahen das ganz anders. «Wenn man die Fernsehbilder sieht, war das für mich ein klarer Elfmeter», betonte Reis. Und Bülter bekräftigte: «Ich habe gemerkt, dass er mich sehr stark am Trikot gezogen hat. Wahrscheinlich wäre ich nicht an den Ball gekommen, aber man kann den Elfmeter geben, auch wenn das für uns ein wenig glücklich war.»
Am nächsten Samstag steht nun die schwere Auswärtsaufgabe beim Rekordmeister Bayern München an. Danach geht es noch gegen die Pokalfinalisten Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Ein knackiges Restprogramm, das die Königsblauen nach dem emotionalen Erfolgserlebnis jedoch ohne Angst angehen. Tom Krauß, der in Mainz zum zwischenzeitlichen 2:1 traf, gab die Marschroute vor: «Wenn wir uns als Mannschaft und mit dem Support der Fans hochpushen, können wir jeden Gegner ärgern. Wir sind noch nicht am Ende.»