Der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke spricht nach der DFL-Mitgliederversammlung über die Ablehnung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Mit betretenen Mienen verkündeten die frustrierten Chefs der Deutschen Fußball Liga das vorzeitige Ende des erhofften Milliarden-Deals mit einem Investor.

«Manchmal ist das Leben auch einfach. Das ist Demokratie. Es gab eine klare Mehrheit, aber nicht die, die wir haben wollten. Von daher ist ab heute das Thema beendet», sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung.

Bei dem mit Spannung erwarteten Treffen der 36 Erst- und Zweitligisten in einem Frankfurter Flughafenhotel erhielt ein entsprechender Antrag nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Zwar stimmten 20 Vereine dafür, doch das reichte bei elf Gegenstimmen und fünf Enthaltungen nicht. «Ich habe das Projekt für sinnvoll erachtet und aus vollem Herzen mitgetragen, weil ich der Überzeugung bin, dass es der richtige Weg ist. Aber ich bin jetzt nicht beleidigt», sagte Watzke über das Ergebnis.

Solidargemeinschaft infrage gestellt

Die Bilder des Geschäftsführers von Borussia Dortmund auf dem Podium und seine Worte sprachen eine andere Sprache. Ziemlich unverhohlen stellte Watzke sogar die langjährige Solidargemeinschaft zwischen Topclubs wie dem BVB und dem FC Bayern und den Zweitligisten infrage. «Es sollte in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen», sagte Watzke.

Der 63-Jährige, der wie die Interims-Geschäftsführer Axel Hellmann und Oliver Leki zu den Befürwortern des Projekts gehörte, ärgerte sich insbesondere über die Enthaltungen bei der wegweisenden Abstimmung. «Wer sich in so einer zentralen Frage enthält, da kann ich mich ein bisschen wundern, aber das kann ja jeder machen, wie er will», sagte der Chef des Bundesliga-Spitzenreiters mit einem Schuss Sarkasmus in der Stimme.

Das Abstimmungsergebnis ist eine krachende Niederlage für die DFL-Führung, die im Vorfeld für eine breite Zustimmung geworben hatte. «Es wird die Frage zu stellen sein, wo in Zukunft Sicherheit und Stabilität für die Bundesliga herkommen», sagte Hellmann und warnte: «Für mich, und das sage ich ganz klar, ist das eine Niederlage der Zentralvermarktung.»

Hellmann macht nicht weiter

Der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, der die DFL-Geschäfte eigentlich noch bis zum Abschluss des geplanten Investorendeals führen sollte, scheidet nach dem Scheitern des Prozesses wie sein Freiburger Kollege Leki nun schon am 30. Juni aus dem Amt. Beide bleiben aber den Führungsgremien der Dachorganisation des deutschen Profifußballs erhalten – Hellmann im Präsidium, Leki im Aufsichtsrat.

Auch Watzke wird sein DFL-Amt weiter ausfüllen. Über persönliche Konsequenzen würde der BVB-Boss erst nachdenken, wenn sich die Führungsgremien in der Zukunft für eine hohe Verschuldung aussprechen würden, um das Wachstum in der Liga anzustoßen. «Es kann nicht der Sinn sein, sich bis an Halskrause zu verschulden. Das würde ich für einen desaströsen Weg halten und wäre für mich zu viel. An dem Punkt würde ich sagen, da mache ich nicht mit», sagte Watzke.

Die DFL hatte sich vom Einstieg eines Investors frisches Kapital in Höhe von rund zwei Milliarden Euro versprochen. Mit dem Geld sollte insbesondere die Gesamtvermarktung der Bundesliga, vorrangig im Ausland, gestärkt werden. Ein fester Betrag war ferner zur Finanzierung lokaler Infrastrukturprojekte der 36 Profivereine vorgesehen. Zudem sollten die Clubs rund 300 Millionen Euro zur freien Verfügung erhalten.

«Was das für die Zukunft an Konsequenzen mit sich bringt, das ist für uns einigermaßen zu erahnen, aber nicht öffentlich zu präzisieren. Damit muss die ganze Liga umgehen», sagte Leki zum gescheiterten Investorenplan und unkte: «Es wird kompliziert die nächsten zwei Jahre.»

Lautstarker Fan-Protest

Bei einer Zustimmung hätte die DFL die nationalen und internationalen Medienrechte in eine Tochtergesellschaft namens DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA ausgelagert. Ein möglicher Investor, zuletzt waren von ursprünglich sechs Interessenten noch drei übrig geblieben, sollte dann 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an dem neuen Unternehmen erwerben.

Dieser Plan, gegen den es in der organisierten Fanszene seit Monaten lautstarken Protest gab, ist nun hinfällig. «Das Ergebnis zeigt: Transparenz ist in diesen Prozessen essenziell. Hinterzimmer-Politik wird zum Bumerang und Fragen müssen beantwortet werden», schrieb das Fanbündnis «Unsere Kurve». «Offensichtlich setzt ein Umdenken ein: Nur mehr Geld alleine löst die Probleme des Fußballs nicht», hieß es weiter.

Bereits in den Wochen vor der Mitgliederversammlung hatte sich auch unter den Vereinen Widerstand gerührt. Im offenen Plenum hätten jedoch nur drei Clubs gegen den Antrag gestimmt, berichtete Watzke. Die Abstimmung selbst war geheim.

Kritiker des Plans hatten zu bedenken gegeben, dass ein möglicher Investor auch Mitbestimmungsrechte einfordern würde, um so die Rendite seines Investments zu schützen und aktiv zu steigern. Zudem wurde bemängelt, dass die DFL auf Zukunftserlöse zugreife, die den Vereinen in zehn bis 20 Jahren fehlen würden.

Dazu wird es nun nicht kommen. Watzke jedenfalls kann sich nicht vorstellen, in naher Zukunft einen erneuten Anlauf zu starten. «Es ist vorbei», bekräftigte er. «Du kannst nicht alle sechs Monate eine neue Sau durchs Dorf treiben.»

Von Eric Dobias, dpa
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