Die Leipziger konnten den Titel im DFB-Pokal erfolgreich verteidigen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Nach dem Schlusspfiff stürmten nahezu alle Leipziger Spieler auf Christopher Nkunku zu, auch Trainer Marco Rose herzte den Pokal-Helden freudestrahlend.

Oliver Glasner musste dagegen seine buchstäblich am Boden liegenden Frankfurter aufbauen, ein weiterer Titel zum Abschied bei Eintracht Frankfurt blieb dem Coach verwehrt. Vor allem, weil Nkunku in seinem sehr wahrscheinlich letzten Spiel für RB am Ende zur Höchstform aufgelaufen und beim 2:0 (0:0) im DFB-Pokalfinale mit dem Führungstor (71. Minute) und der Vorlage zum Treffer von Dominik Szoboszlai (85.) zum Matchwinner avanciert war.

Den Pokal bekam aber Kapitän Willi Orban von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht. Als der Ungar die Trophäe um 22:17 Uhr im Konfettiregen in die Höhe stemmte, pfiffen zehntausende Eintracht-Fans lautstark.

Eberl: «Lasse mich treiben heute Nacht»

«Momentan ist man ein Stück überwältigt», sagte Sportdirektor Max Eberl bei Sky: «Ich bin einer, der eher still feiert, aber ich genieße es sehr. Ich lasse mich treiben heute Nacht.» Ein Sonderlob für Nkunku wollte Eberl aber nicht aussprechen: «Am Ende entscheidet immer einer, der die Tore macht. Aber die ganze Mannschaft hat hart gearbeitet.» Auf die Frage, ob der französische Nationalspieler im Sommer wie erwartet zum FC Chelsea wechselt, antwortete der Manager schmunzelnd: «Es könnte sein.»

Vor 74.322 Fans im Berliner Olympiastadion fälschte der Frankfurter Evan Ndicka den Schuss von Nkunku beim 0:1 unglücklich ab. Beim zweiten Tor bewies Nkunku eine gute Übersicht. Sein Tor und sein Assist genügten in dem keineswegs hochklassigen Finale für ein traumhaftes Adieu.

«Es ist einfach geil. Wir freuen uns riesig. Jetzt gilt es, das zu genießen», sagte Konrad Laimer, der den Club nach der Saison ebenfalls verlässt. Der Frankfurter Sebastian Rode war dagegen sichtlich geknickt: «In so einem Finale entscheiden Kleinigkeiten und auch etwas Glück.» Die Enttäuschung bei Glasner hielt sich in Grenzen: «Wenn wir mit Leipzig auf Augenhöhe agieren können, ist das eine Auszeichnung für meine Mannschaft. Deswegen überwiegt der Stolz.»

Frankfurt auf den Rängen deutlich in der Überzahl

In dem emotional aufgeladenen Duell zwischen hessischer Tradition und sächsischer Moderne waren es vorwiegend die Eintracht-Fans, die für eine Final-Atmosphäre sorgten. Vom Theodor-Heuss-Platz zogen die Frankfurter schließlich zum Stadion, wo sie mit etwa 40.000 Fans deutlich in der Überzahl waren.

Auf der Ehrentribüne ließ sich naturgemäß die Prominenz blicken. Bundestrainer Hansi Flick nahm neben DFB-Sportdirektor Rudi Völler und EM-Turnierdirektor Philipp Lahm Platz. Innenministerin Nancy Faeser, glühende Eintracht-Anhängerin und am Vorabend bereits auf dem Empfang des Clubs, war ebenso wie Bundespräsident Steinmeier zugegen.

Werner und Kolo Muani verpassen erste Chancen

Während die Sympathien auf den Rängen klar verteilt waren, boten die Hauptdarsteller weiter unten ein ebenso intensives wie ausgeglichenes Spiel. Leipzig wurde der höhere Ballbesitz gegönnt, doch Frankfurt hielt mit einer enormen Laufbereitschaft, beeindruckender Kompaktheit und einem engagierten Verschieben dagegen. Timo Werner (4.), der im Abschlusstraining noch umgeknickt und für die Startelf fraglich war, hatte nach einem Konter früh die Führung auf dem Fuß. Doch sein Abschluss war ebenso drucklos wie unplatziert.

Auf der anderen Seite hatte die Eintracht im ersten Abschnitt ebenfalls einen Torabschluss. Der enorm präsente Randal Kolo Muani (16.) traf nach einer wunderbaren Einzelaktion jedoch nur das Außennetz. Der von Bayern München umworbene Angreifer war zunächst der auffälligste Akteur. Auch von Leipzigs Nkunku wurden große Dinge erwartet. Doch der Torschützenkönig der Bundesliga hing zunächst komplett in der Luft, blieb immer wieder am Frankfurts 39 Jahre altem Abwehrchef Makoto Hasebe hängen.

Partie intensiv, aber nicht hochklassig

Der zweite Abschnitt begann mit einigen Minuten Verzögerung, da Anhänger beider Clubs die eigenen Pyrotechnikbestände zum Saisonabschluss leerten. Das Spiel ging spannend und intensiv weiter – war aber keinesfalls hochklassig. Die Trainer Marco Rose und Glasner standen nahezu permanent am Rande ihrer Coaching Zone, fütterten ihre Profis mit Anweisungen. Nach einer guten Stunde hatte Geburtstagskind Mario Götze einen Geistesblitz, er schickte Kolo Muani – doch der entschied sich im Strafraum gegen einen Abschluss und sein Pass blieb hängen.

Rose reagierte als erster Coach, brachte Yussuf Poulsen für Werner. Der Leipziger Pokalspezialist (12 Tore/16 Vorlagen in 32 Spielen) sollte in der Frankfurter Abwehr endlich für mehr Unruhe sorgen. Doch die erste Großchance hatte Götze (64.): Den Volley des Ex-Weltmeisters wehrte RB-Torhüter Janis Blaswich gerade noch zur Ecke ab. Glasner veränderte nun auch die Statik des Frankfurter Spiels, brachte den offensiveren Jesper Lindström für Sebastian Rode. Noch in derselben Minute traf Nkunku. Frankfurt drängte auf den Ausgleich, Leipzig konterte erfolgreich.

Tom Bachmann, Patrick Reichardt, Jan Mies und David Langenbein, dpa
Folge uns

Von