In Lionel Messis neuer Fußball-Heimat schwelgen sie schon in Superlativen, die Ticketpreise für das mögliche Debüt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sollen bereits explodieren.
Nach den monatelangen Spekulationen um die Zukunft des bald 36 Jahre alten Fußball-Superstars löste Messis Ankündigung für den «Miami Herald» sogar «seismische Ausschläge in der größten Sportwoche Südfloridas aus».
Messi wollte einfach nicht länger warten, er wollte nicht länger abhängig sein davon, ob sein Herzensclub FC Barcelona den Finanzierungsplan noch irgendwie hinbekommt oder nicht. «Ich habe gehört, dass sie Spieler verkaufen oder die Gehälter senken mussten, und die Wahrheit ist, dass ich das nicht wollte», sagte der argentinische Weltmeister in einem am Mittwochabend veröffentlichten Interview den beiden spanischen Sportblättern «Mundo deportivo» und «Sport».
Familie spielt eine große Rolle
Am Montag hatte Vater und Berater Jorge Messi Barças Präsidenten Joan Laporta über die Entscheidung seines weltberühmten Sohnes informiert. Die Katalanen wünschten Messi nach dem Interview umgehend viel Glück für den neuen Karriereweg.
Zuvor hatten Medien auch berichtet, dass Vater Jorge eher für einen Wechsel nach Saudi-Arabien gewesen wäre. Al-Hilal soll Berichten zufolge für zwei Jahre fast eine Milliarde Euro geboten haben. Wenn es ihm ums Geld gegangen wäre, wäre er dort oder woanders hin gewechselt, betonte aber Lionel Messi.
Bei seiner Entscheidung spielte seine Familie auch eine große Rolle, zudem wolle er bei einem Weggang aus Europa nicht mehr so im Rampenlicht stehen. Ob das aber in Miami klappt, bleibt dahin gestellt. Gewohnt ist die Metropole Floridas auf jeden Fall Sportstars und Großevents mit Teams wie den Miami Heat, die derzeit im Finale der NBA stehen, oder den Miami Dolphins oder seit vergangenem Jahr auch dem Formel-1-Rennen um das Stadion der Football-Asse.
Aber der siebenmalige Weltfußballer Messi ist in seinem Metier dann doch noch mal eine eigene Kategorie. «Was für ein unfassbarer Zug von Miami», schrieb der ehemalige NFL-Star JJ Watt. «Messi. Wow.» Und die «New York Times» meinte, dass die Ankunft von Inter-Mitbesitzer David Beckham 2007 in Los Angeles «die Wahrnehmung der Ambitionen und Qualität weltweit verschoben» habe auf die Major League Soccer. Messi werde nun «noch mehr Aufmerksamkeit liefern für die Liga im Vorfeld der WM 2026».
Der Sender ESPN zählte neben Beckham auch Stars wie Zlatan Ibrahimovic, Franz Beckenbauer und Pelé auf, die allesamt auch mal in den USA spielten. «Messi ist kein natürlicher Marktschreier, ihm fehlt Ibrahimovics Zitierfähigkeit und Beckhams Charisma, aber hey: Er ist Messi.»
«Ein Riesengewinn für alle»
Dass er im ersten Sommer nach seiner WM-Krönung im fünften und eigentlich letzten Anlauf in die USA wechselt, wo neben Mexiko und Kanada in drei Jahren die nächste Weltmeisterschaft steigen wird, erhöht den Stellenwert seiner Entscheidung vor allem für die Amerikaner und ihre Liga. «Das ist ein Riesengewinn für alle, die hier beteiligt sind in der MLS. Auch bei uns in der Mannschaft war große Freude, dass ein Spieler wie Messi in die Liga kommt», sagte der Berliner Hany Mukhtar von Nashville SC der Deutschen Presse-Agentur. «Ich denke, das sagt viel über die Liga aus: dass sie am Wachsen ist», meinte der Torschützenkönig der vergangenen Saison.
Dass Messis neuer Club derzeit am Tabellenende der Eastern Conference dümpelt, konnte den Argentinier, der in seiner Karriere bisher insgesamt mit dem FC Barcelona, Paris Saint-Germain und der Nationalmannschaft 42 Titel holte und 806 Tore in 1027 Partien erzielte, auch nicht vom Wechsel nach Florida abhalten.
Schon vorher wurde immer wieder mal spekuliert, dass Messi zum Beckham-Club wechseln könnte, selbst, als er noch beim FC Barcelona gespielt hatte. Dass er 2018 ein Glückwunschvideo Richtung Beckham schickte mit der finalen Botschaft: «Wer weiß, ob du mich in ein paar Jahren nicht kurz anrufst?», passt für viele nun ins Bild. Urlaub machte er auch schon mit der Familie in Miami, Argentiniens Nationalmannschaft hatte sich auch bei Inter auf die WM vorbereitet.
Vertragslaufzeit noch nicht bekannt
Anfang 2018 war die Gründung des Clubs als 25. der MLS verkündet worden, im März 2020 absolvierte das Team die erste Ligapartie. Aktuell spielt Inter Miami im DRV PNK Stadium, in dem 19.100 Fans Platz haben. Gebaut werden soll zudem der Miami Freedom Park für 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, gespielt werden soll darin ab 2025.
Wie lange Messis Vertrag laufen wird, ist noch nicht bekannt. Spekuliert wurde und wird mit zwei Jahren plus einem weiteren als Option. Auch von möglichen Anteilen am Club war bereits die Rede. Messi selbst wies aber auch darauf hin, dass noch nicht alles zu 100 Prozent geregelt sei.
PSG kann er ablösefrei verlassen, nach Pfiffen der eigenen Fans und einer eher schwierigen Zeit fällt das Adieu nicht besonders schwer, Tränen wie vor zwei Jahren beim Barça-Aus wird es nicht geben. Über sein mögliches Gehalt in Miami wurde bisher noch nichts bekannt. Neben Apple ist aber auch Adidas involviert, beide sind MLS-Sponsoren. Und während Apple eine vierteilige Doku-Serie über Messis fünf WM-Teilnahmen ankündigte, ist der deutsche Sportartikelhersteller seit vielen Jahren eng und vertraglich mit Messi verbunden.
Auch di María könnte ein Thema werden
Mit Messi dürfte Inters Sommer-Shopping bei Weitem nicht beendet sein. Jüngst trennte sich Miami von Trainer Phil Neville, übergangsmäßig coacht Javier Morales die Mannschaft – ein 43 Jahre alter Argentinier und damit Landsmann von Messi. Die argentinische Sportzeitung «Olé» berichtete aber bereits vom Interesse an Gerardo Martino, ehemaliger argentinischer Nationalcoach und wie Messi aus Rosario. Der argentinische Sender TyC Sports brachte zudem Spielernamen wie Sergio Busquets, Ikone des FC Barcelona und ab diesem Sommer vorerst frei verfügbar, oder auch Messis uruguayischen Angriffskumpel Luis Suárez ins Gespräch als künftige Teamkollegen. Auch Nationalmannschaftskollege Ángel di María wäre nach seinem Aus bei Juventus Turin denkbar.
Alles Spieler, die neben der Sonne Floridas zum Wohlbefinden des Instinktfußballers Messi beitragen würden, der in seinem Interview aber auch deutlich machte, dass er sich irgendwann in einer anderen Funktion eine Rückkehr zum FC Barcelona weiter vorstellen kann.