Inters Robin Gosens hält nach der Siegerehrung die Hand vor sein Gesicht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Mit starrem Blick ließ sich Robin Gosens von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin die Medaille für den Zweitplatzierten um den Hals hängen, zehn Sekunden später nahm er sie auch schon wieder ab.

Nichts konnte den deutschen Nationalspieler unmittelbar nach dem knapp verpassten Triumph mit Inter Mailand in der Champions League trösten. «Ehrlich gesagt, fühle ich mich total beschissen», gab der 28-Jährige nach dem 0:1 (0:0) im intensiven Endspiel in Istanbul gegen Manchester City zu. «Es ist gerade ein Kindheitstraum geplatzt.»

Beinahe wäre Gosens noch zu einem Final-Helden für den italienischen Pokalsieger aufgestiegen. Doch seine Flanke zwölf Minuten nach seiner Einwechslung führte nicht mehr zum späten Ausgleich, weil Stürmer Romelu Lukaku den Ball per Kopf nicht im Tor unterbringen konnte (88.). So sei leider der Fußball, meinte Gosens, «wenn du die Dinger nicht machst, dann kannst du leider auch kein Spiel gewinnen». 

Lukaku wurde hinterher in sozialen Medien aufs Übelste rassistisch beleidigt. Neben etlichen menschenverachtenden Kommentaren gegen den 30 Jahre alten Leihspieler des FC Chelsea gab es aber auch Reaktionen zahlreicher Menschen, die diese Ausfälle verurteilten.

Einen sportlichen Vorwurf an Lukaku wollte Trainer Simone Inzaghi nicht aussprechen – im Gegenteil: Er versuchte sein ganzes Team mental aufzubauen. Solche Final-Niederlagen seien «die schlimmste Sache im Sport», sagte er. Trotzdem könnten die Spieler stolz auf ihre Saison und das Finale sein, «sie haben großartig gespielt». 

Gosens ist «weiter hungrig»

Der entscheidende Treffer fiel auf der anderen Seite durch Rodrigo (68.). «Ein Kack-Tor», wie Gosens bei DAZN befand. «Das passt irgendwie zum Spiel, dass so ein Tor dann den Ausschlag gibt.» Er wisse, dass Inter als klarer Außenseiter «ein Riesenspiel» gemacht und «mindestens mal auf Augenhöhe» mit dem Starensemble um Erling Haaland und DFB-Nationalspieler Ilkay Gündogan agiert habe. «Aber ich glaube, das ist auch der Grund dafür, dass es gerade so weh tut.» 

Er brauche jetzt zwei Tage Zeit für sich zum Verarbeiten, «dann wartet die neue Herausforderung auf mich», so Gosens. Bei der Nationalmannschaft wolle er sich in den Länderspielen vor der Sommerpause «aufs Neue beweisen». Er sei «happy», bei Bundestrainer Hansi Flick wieder eine Chance zu bekommen.

Auch in der Champions League will Gosens «wieder angreifen und versuchen, ein Finale zu erreichen». Er sei «weiter hungrig» und habe in seiner Karriere noch einige Jahre vor sich. Sein Trainer gab sich ebenfalls überzeugt, dass Inter in naher Zukunft nochmal nach dem Henkelpokal greifen könne: «Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie bereit ist für diesen Wettbewerb», sagte Inzaghi.

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