Der frühere DFB-Sportdirektor und Bundesliga-Trainer Robin Dutt geht davon aus, dass deutsche Fußball-Fans ihre Erwartungen ändern müssen.
«Den dauerhaften Anspruch sollten wir senken», sagte Dutt bei Sky. Ein Turnier wie die Heim-EM im kommenden Jahr könne jedoch immer eine Ausnahme sein und die deutsche Nationalmannschaft habe auch schon mit weniger Qualität mehr erreicht. «Nichtsdestotrotz braucht es sehr viel Qualität, um einen dauerhaften Titelanspruch zu haben», sagte Dutt (58).
Beim kläglichen Vorrunden-Aus der deutschen U21 bei der EM in Georgien und Rumänien als Titelverteidiger habe vor allem die 0:2-Pleite gegen England gezeigt, «wie weit der deutsche Fußball hinten dran ist. Der Qualitätsunterschied der einzelnen Spieler ist erheblich», sagte Dutt, der in der Bundesliga unter anderen den SC Freiburg und Bayer Leverkusen trainierte.
«Es ein großes Problem»
In Nachwuchs habe man in Deutschland in der Breite «sicherlich die Qualität, aber die Top-Mannschaften zeichnet vor allem die Qualität in der Spitze aus. Da hat die U21 das gleiche Problem wie die A-Nationalmannschaft. Wir haben absolute Weltklassespieler mit Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger, aber auch viele Spieler, die es bei Top-Clubs nie in die Startelf schaffen würden», sagte Dutt.
In der englischen Premier League würden die jungen Talente viel früher eingesetzt als in der Bundesliga. «Sie spielen, weil sie die Qualität haben. In Deutschland wird ein Trainer im Schnitt jedes Jahr gewechselt. Dann ist es logisch, dass Bundesliga-Trainer, außer in Freiburg, keinen Wert darauf legen, die Jungen weiterzuentwickeln. In der Bundesliga werden kurzfristige Erfolge erwartet. Meiner Meinung nach ist es ein großes Problem, dass die Trainer in den letzten Jahren geschwächt wurden, nur die Ergebnisse zählen und die Ausbildung der jungen Spieler vernachlässigt wird», erklärte Dutt, der seit seinem Aus beim österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC in diesem März ohne Job ist.