Kölns Trainer Steffen Baumgart sieht die Reform im deutschen Nachwuchsfußball kritisch. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Die geplante Reform im deutschen Nachwuchsfußball trifft bei Experten weiterhin auf Kritik. Nach den Ex-Nationalspielern Thomas Helmer und Dietmar Hamann haben nun auch Bundesliga-Trainer Steffen Baumgart sowie der österreichische Nationalcoach Ralf Rangnick Zweifel am Sinn der bevorstehenden Änderungen geäußert.

«Wir sind eine Generation, die nur noch den weichen und seichten Weg geht», sagte der Kölner Trainer Baumgart im WDR-Podcast «Einfach Fußball» Und weiter: «Es ist doch nicht schlimm, wenn ein Kind verliert. Es muss doch lernen, mit Niederlagen umzugehen. Ich muss doch lernen, Spaß an dem Sport zu haben, nicht nur, wenn ich zehn Tore schieße.»

Leistungsdruck minimieren

Hintergrund ist, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Beginn der Saison 2024/2025 neue Spielformen im Nachwuchsbereich bundesweit umsetzen will. Diese sehen im Kern kleinere Mannschaftsgrößen auf kleineren Spielfeldern vor und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote als feste Formate ab. 

So sollen zum Beispiel in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunden mehr ausgespielt werden, «um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken», wie der DFB begründete. Stattdessen sind Spielenachmittage und Festivals mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen.

Der frühere Bundesliga-Trainer Rangnick sagte laut einem Bericht von «Sport inside» des WDR, das Ergebnis, das Gewinnen müsse immer im Vordergrund stehen. Ex-Nationalspieler Helmer hatte die Reform gar als «grotesk» bezeichnet, weil der Leistungsgedanke kaum noch zum Tragen komme. Wenn bei den jungen Menschen nicht zulasse, «da auch Fehler zu machen, eine Persönlichkeit zu entwickeln, glaube ich, geht das in die falsche Richtung». Der heutige TV-Experte Hamann hatte erklärt: «Für mich: Ohne Ergebnis kein Erlebnis. Deswegen kann ich den Schritt, den der DFB gemacht hat, überhaupt nicht nachvollziehen.»

Sandro Wagner: Keine Taktiktafeln

Ein Befürworter der Reform ist hingegen Ex-Nationalstürmer Sandro Wagner, der nach dem Drittliga-Aufstieg mit der SpVgg Unterhaching zum DFB gewechselt und dort Co-Trainer der U20-Auswahl ist. Er wolle, dass Nachwuchstrainer mehr Qualitäten der Spieler ausbilden und nicht schon von Dienstag an nur noch für den Sieg im nächsten Spiel trainieren, sagte der 35-Jährige, der jüngst ins Kompetenzteam unter der Leitung von DFB-Sportdirektor Hannes Wolf berufen wurde, der «Bild». 

«Du gibst den Kindern nur Spaß, wenn du sie spielen lässt», meinte Wagner. Es sei schrecklich, wenn er U8- bis 14-Trainer mit Taktiktafeln sehe. «Man muss sie bis zur U14 verbieten, die muss in den Vereinen weggesperrt werden. Das klaut nur Zeit vom Training», sagte er, «ich als Vater will, dass mein Sohn die ganze Zeit zockt. Die Tabelle ist am Ende des Tages völlig wurscht.» Dafür werde er vor Ort und online Fortbildungen mit 100, 200 Jugendtrainern halten, kündigte Wagner an.

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