Bundestrainer Julian Nagelsmann feierte ein erfolgreiches Debüt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Im beengten, fensterlosen Presseraum des Stadions in Hartford saß Julian Nagelsmann nach seinem verheißungsvollen Premieren-Sieg als Fußball-Bundestrainer auf dem Podium und strahlte große Zufriedenheit aus. Das 3:1 gegen den Weltranglisten-Elften USA war ein Start, der Fans in Deutschland wieder hoffen lässt auf eine Heim-EM, die der gerade mal 36 Jahre alte DFB-Chefcoach zu «einem Sommermärchen 2.0» machen will. 

Es gab neben den Toren von Ilkay Gündogan, Niclas Füllkrug und Jamal Musiala nach dem Rückstand durch Christian Pulisic etliche wertvolle Erkenntnisse für Nagelsmann. Später ging es mit einem kurzen Weiterflug nach Philadelphia, wo am Mittwoch (2.00 Uhr/ARD) Mexiko zum Abschluss des im Vorfeld so umstrittenen US-Trips der zweite gute Gegner sein wird.

«Wir haben verdient gewonnen. Wir waren fußballerisch sehr gut. Am meisten gefallen hat mir aber, dass wir ruhig geblieben sind nach dem 0:1, nicht hektisch geworden sind, nicht zusammengebrochen sind», resümierte Nagelsmann. «Das macht Lust auf mehr», frohlockte Sportdirektor Rudi Völler, der den Stimmungsumschwung in Deutschland im vergangenen Monat als Aushilfs-Teamchef mit einem 2:1 gegen Vize-Weltmeister Frankreich eingeleitet hatte und nun wieder glücklich auf der Tribüne zuschaute.

EM-Elf:

Seine Turnier-Elf für den Sommer 2024 hat Nagelsmann natürlich nicht auf Anhieb gefunden, auch wenn etliche Starter punkten konnten. Das Kernteam ist für den Coach eh umfassender angelegt. «Irgendwann beginnen wir, eine erste 15 einzuspielen. Es wird keine erste Elf sein, weil wir bei der EM mehr als elf Spieler brauchen.» Gegen Mexiko kündigte Nagelsmann Änderungen an, weil er «nahezu alle Spieler» im Kader mal im Spiel sehen will.

Anführer:

Die Kapitänsbinde scheint Triple-Gewinner Ilkay Gündogan zu beflügeln. Der 32-Jährige hatte sie noch von Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick übertragen bekommen. Der neue Bundestrainer hielt daran fest. «Ilkay hat ein überragendes Spiel gemacht», lobte Nagelsmann. Gündogan ist ein eher leiser Boss, ein Leistungs-Anführer. «Er muss kein Lautsprecher sein. Ilkay ist keiner, der laut in der Kabine herumschreit», sagte Nagelsmann. Er nennt Gündogan einen «Anführer als Fußballer». So prägend wie in seinem 70. Länderspiel war der Regisseur im Nationaltrikot viel zu selten. Unter Nagelsmann war er es dagegen sofort. «Ilkay spielt seit Jahren auf einem top, top Niveau. Warum soll das in der Nationalmannschaft nicht so sein?», fragte Nagelsmann.   

Deutschland und seine Neuner:

Stürmerproblem? Was für ein Stürmerproblem? Seit Jahren wird im Gerd-Müller-Land über den Neuner-Notstand geklagt. Niclas Füllkrug gibt die Antwort. Der 30 Jahre alte Neu-Dortmunder traf im zehnten Länderspiel zum achten Mal. «Niclas hat es gut gemacht. Natürlich ist es immer schön, wenn du 20 Mittelstürmer zur Auswahl hast. Das haben wenige Nationen», kommentierte Nagelsmann. «Wir haben auf jeden Fall fähige zentrale Stürmer, aber auch fähige Spieler drumherum.»  

Die Entdeckung:

Die Entdeckung des Nationalspielers Pascal Groß darf noch der glücklose und schließlich vorzeitig abgelöste Flick für sich reklamieren. Der Debütant aus dem September bot im dritten Länderspiel neben Gündogan eine klasse Partie inklusive Schuss an den Pfosten. Der 32-Jährige aus Brighton ersetzte den erkrankt nach München zurückgereisten Joshua Kimmich so überzeugend, dass er nun dessen Konkurrent auf der Sechser-Position ist. «Die Chance hat jeder, seinen Platz zu behalten. Es gilt das Leistungsprinzip», sagte Nagelsmann. «Pascal hat es sehr gut gemacht. Er ist ein sehr schlauer Fußballer.»

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