Werders Marvin Ducksch jubelt über seinen verwandelten Elfmeter zum 1:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: --/dpa)

Der Mannschaftsbus von Eintracht Frankfurt fuhr am Sonntagabend ohne Marvin Ducksch nach Hause. Dabei wäre er doch eine gute Mitfahrgelegenheit gewesen.

Der Stürmer von Werder Bremen wird heute in Frankfurt zum ersten Mal im Kreis der deutschen Nationalmannschaft erwartet. Nach dem packenden 2:2 (1:0) zwischen Werder und der Eintracht in der Fußball-Bundesliga hätte der 29-Jährige also nur zusteigen müssen. So reist er nun allein nach Hessen.

Wie viel er in den vergangenen Tagen zu verarbeiten hatte, war Ducksch gut anzumerken. Seine erste Länderspiel-Nominierung, die große Resonanz darauf. Die starke Leistung gegen Frankfurt, das enttäuschende Ergebnis am Ende: Zwischen Stolz und Ärger schwenkte Ducksch hin und her. «Wir haben über 70 Minuten ein richtig gutes Spiel gemacht. Trotzdem ist es ein bisschen traurig und frustrierend, weil wir uns nicht mit drei Punkten belohnen konnten», sagte er.

2:0 hatte Werder gegen den Europa-League-Sieger von 2022 bereits geführt. Unter anderem auch, weil Ducksch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit bereits sein 16. Bundesliga-Tor seit dem Bremer Wiederaufstieg vor anderthalb Jahren schoss (45.+1/Foulelfmeter).

Ducksch: «Den Ball nimmt er mir weg»

Am Ende reichte es trotzdem nicht zum Sieg, weil die Eintracht durch Ellyes Skhiri (65.) und Hrvoje Smolcic (75.) binnen zehn Minuten zum Ausgleich kam und weil Werder in den letzten drei Minuten zwei Großchancen zum 3:2 vergab. Einmal scheiterte Ducksch selbst (90.). Einmal wurde er von seinem Sturmpartner Justin Njinmah übersehen (87.).

Sein Umgang mit dieser Schlüsselszene und mit seinem 22-jährigen Teamkollegen sagt viel über Ducksch aus. «Den Ball nimmt er mir weg. Den kann er mir einfach überlassen. Wenn ich das nicht anspreche, dann müssen wir das ansprechen», sagte er in einer Direktheit, wie man sie in dieser Branche vor laufenden Kameras nur selten hört. «Aber das ist kein Vorwurf an den Jungen. Er ist noch in der Lernphase.»

Nach Nagelsmann-Anruf «fast zu Tränen gekommen»

Wie lange so eine Lernphase dauern kann, weiß kaum jemand im deutschen Profifußball besser als der Spätstarter Ducksch. Seine ersten Versuche, sich als Bundesliga-Stürmer durchzusetzen, scheiterten bei Borussia Dortmund, SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf allesamt. Erst mit 28 startete er bei Werder in der ersten Liga durch.

Nach dem Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann habe er «mit meinen besten Freunden nochmal darüber gesprochen, in welchen Situationen ich in meiner Karriere ich schon war», erzählte Ducksch am Sonntagabend. «Da sind wir fast zu Tränen gekommen, weil ich doch schon eine schwierige Zeit hinter mir habe.» Jetzt aber habe sein Sohn ihn gefragt, «ob ich ein Trikot mitbringen kann. Das werde ich sehr, sehr gerne machen.»

Duell gegen Friedl fällt aus

Für Ducksch wird sich heute ein Kindheitstraum erfüllen, und genauso geht er seine erste Länderspiel-Reise auch an. «Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf», sagte er. «Ich werde sehr viel lernen und sehr viel aufsaugen.»

Und dass eine Nationalmannschafts-Nominierung niemals etwas Selbstverständliches ist, durfte er in den vergangenen Tagen auch in der Werder-Kabine erleben. Die deutschen Länderspiel-Gegner sind die Türkei (18. November) und Österreich (21. November), und bei den Österreichern ist der Bremer Kapitän Marco Friedl entgegen seiner eigenen Erwartung schon wieder nicht dabei. Das ärgert den 25 Jahre alten Abwehrspieler massiv, das war am Sonntagabend nicht zu überhören: «Ich habe schon öfter gesagt, dass ich gerne dabei wäre. Das lasse ich jetzt so stehen.»

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