Neuer Trainer beim 1. FC Union Berlin: Nenad Bjelica (r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Nick Potts/PA Wire/dpa)

In der Nacht nach dem späten Ausgleich gegen Augsburg schwebte der Name von Ex-Weltklassespieler Raúl durch Berlin-Köpenick, doch neuer Trainer des 1. FC Union Berlin wird ein anderer Ex-Bundesligaprofi.

Der Kroate Nenad Bjelica tritt die Nachfolge des langjährigen Erfolgstrainers Urs Fischer an und soll den Bundesligisten vor dem Abstieg retten. «Ich möchte gut organisierten, aktiven und dominanten Fußball sehen und Spieler, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Daran werden wir ab sofort gemeinsam arbeiten», wurde der 52-Jährige in einer Mitteilung des Clubs zitiert.

Zeit, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu formen, hat Bjelica bis Weihnachten kaum. Schon am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) steht mit dem Champions-League-Spiel beim SC Braga die nächste Partie an. Dann wird wahrscheinlich die Vorentscheidung fallen, ob die Eisernen im kommenden Jahr als Gruppendritter in die Europa League rutschen. 

Auch das weitere Programm hat es in sich: Nach den Spielen gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach empfangen die Berliner Real Madrid. 

Überraschende Union-Lösung

Nach den hartnäckigen Gerüchten um den Ex-Schalke-Profi Raúl kristallisierte sich Bjelica nach Berichten des TV-Senders Sky und des italienischen Transferexperten Gianluca Di Marzio von Sky Sport Italia als Favorit heraus. Der 52-Jährige bringt seinen Co-Trainer Danijel Jumic mit. Zudem bleibt Marie-Louise Eta, die am Samstag als erste Co-Trainerin bei einem Männer-Bundesligisten Geschichte geschrieben hatte, bis zur Rückkehr von Sebastian Bönig ebenfalls Assistentin.  

Der Kroate ist die klassischere Union-Lösung: überraschend, kein großer Name, aber auf den ersten Blick schlüssig. «Wir haben mit Nenad Bjelica einen erfahrenen Trainer für uns gewinnen können, der erfolgreich in verschiedenen Ländern gearbeitet hat. Er hat eine klare Vorstellung davon, wie er unsere Mannschaft führen möchte und welche Art Fußball sie spielen soll; ihm vertrauen wir die Aufgabe an, sie wieder zum Erfolg zu führen», sagte Union-Präsident Dirk Zingler.

Bjelica hat als Trainer zwar noch keine Bundesliga-Erfahrung, lief von 2001 bis 2004 aber als Mittelfeldspieler für den 1. FC Kaiserslautern auf. Dazu spielte und coachte er lange in Österreich, spricht fließend Deutsch. 

Wie Fischer 2018 bei seiner Ankunft ist er in Deutschland recht unbekannt, hat aber als gestandener Cheftrainer in seiner Heimat schon Titel geholt. Mit Dinamo Zagreb wurde Bjelica unter anderem Meister und Pokalsieger. Dazu sammelte er mit den Kroaten und Austria Wien Erfahrungen in der Champions League. Zuletzt war er bis Mitte Oktober beim türkischen Erstligisten Trabzonspor tätig.

15. Union-Spiel in Serie ohne Sieg

Das erste Remis nach neun Liga-Niederlagen in Serie rückte am Sonntag fast in den Hintergrund. Im emotionalen und hitzigen Spiel eins nach dem Ende der Ära Urs Fischer ließ Kevin Volland die Fans mit seinem ersten Tor für Union spät jubeln. Unter dem Interims-Trainerteam Marco Grote und Eta zeigten sich die Berliner gerade offensiv verbessert. Aber auch die Unsicherheiten und individuellen Aussetzer der vergangenen Monate waren noch da. So blieb Union auch im 15. Spiel in Serie ohne Sieg.

Die Eisernen verließen durch den ersten Bundesligapunkt seit August zumindest den letzten Tabellenplatz. «Wenn man sieht, wann der Ausgleich fällt, ist sicherlich ein Stück Erleichterung dabei», sagte Nationalspieler Robin Gosens, der mit einer riskanten Grätsche den Elfmeter zur Führung der Gäste in der ersten Halbzeit verursacht hatte.

Die Zeit, in denen sich ein Ausgleichstor in der 88. Minute wie ein Sieg anfühlen kann, ist in Köpenick trotzdem vorbei. Es sei ein Mix der Gefühle, sagte Volland. Aber Mannschaft und Interims-Trainerteam waren bemüht, das Spiel als weiteren kleinen Schritt in die richtige Richtung zu deuten.

«Es geht darum, das mitzunehmen, was am Ende dabei herausgekommen ist. Aber es geht auch viel um Inhalt. Das ist dann auch etwas, was wichtig sein wird für die nächsten Wochen», sagte Grote. «Dass du nach der Serie hier nicht auf den Platz gehst und alles ist wie weggepustet, du bist auf einmal völlig frei und zauberst von einer Ecke in die andere. Das liegt ja in der Natur der Sache.»

David Langenbein, Jordan Raza und und Alina Schmidt, dpa
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