Köln-Torwart Marvin Schwäbe (l) und Teamkollegen bedanken sich nach der Niederlage bei den Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Steffen Baumgart verschwand sofort in der Kabine, seine Spieler wurden von den eigenen Fans mit gellenden Pfiffen hinterhergeschickt.

Dem 1. FC Köln und seinem Trainer stehen nach dem 0:2 (0:0) beim 1. FC Union Berlin unruhige Feiertage bevor – die Kölner verbringen die kurze Winterpause auf einem Abstiegsplatz. «Ich kann meine Meinung sagen, ich kann sagen, dass Steffen Baumgart und sein Team uns überragend eingestellt haben», sagte Davie Selke nach dem Schlusspfiff beim Pay-TV-Sender Sky.

Benedict Hollerbach (56.) und der zuletzt vom neuen Berliner Trainer Nenad Bjelica ausgemusterte David Fofana (78.) sorgte vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei für die Entscheidung. Die Kölner waren in der ersten Halbzeit überlegen. «Wir haben in der ersten Hälfte super Fußball gespielt und Chancen gehabt, die wir machen müssen», sagte Selke. «Es bringt uns nichts. Wir stehen zum wiederholten Male hier, wir müssen die Dinger wegmachen.» Die Niederlage sei «brutal ärgerlich», sagte der Stürmer.

Durch den zweiten Heimsieg unter Bjelica geht Union als Tabellen-15. in die kurze Weihnachtspause der Fußball-Bundesliga. Köln rutschte auf den 17. Platz ab – und das an alter Wirkungsstätte von Union-Legende Baumgart. Doch auch die Berliner dürfen sich von dem Erfolg nicht blenden blassen. Der Klassenerhalt bleibt in dieser Verfassung ein hartes Stück Arbeit. 

Fünf Startelfwechsel beim FC

Brav stellte sich Union-Coach Bjelica bei Schiedsrichter Deniz Aytekin kurz vor dem Anpfiff an der Seitenlinie per Handschlag vor. Der Kroate mag gutes Benehmen. Entsprechend groß war das Geraune über die Absenz von Stürmerstar Sheraldo Becker im Kader. Disziplin, Form oder doch nur Fitness? Was fehlte? Bjelica hatte schon an Fofana ein Exempel statuiert. Gästecoach Baumgart sah offenkundig auch die Notwendigkeit zur Veränderung: Fünf Startelfwechsel nach dem 0:2 in Freiburg als Zeichen der Hoffnung auf neue Impulse. 

Beide Fan-Lager mussten nach ihrem Zwölfminuten-Schweigeprotest gegen die DFL und deren Investoren-Plan aber einsehen, dass Abstiegskampf auch eine Geduldsfrage ist. Die Angst vor dem Fehlerteufel sorgte für Fußball in der höchsten Vorsichts-Kategorie. Nach 38 Minuten musste sich Union-Schlussmann Frederik Rönnow erstmals nach einem Ball strecken, als Denis Huseinbasic im Strafraum zum Schuss kam. 

Noch brenzliger wurde es, als Rönnow gegen Huseinbasic und Jan Uwe Thielemann gleich doppelt klären musste (43.). Kölns Schlussmann Schwäbe wurde in der ersten Halbzeit hingegen primär für Anwesenheit bezahlt.

Hollerbach drischt Ball in den Winkel

Bjelica brachte nach der Pause den zuletzt wegen fehlendem Trainingsfleiß noch ausgemusterten Stürmer Fofana für den weiter glücklosen Kevin Behrens. Im Blickpunkt stand aber wieder Rönnow, der gerade noch einen Kopfball von Kölns Ex-Herthaner Davie Selke entschärfen konnte (49.). 

Hollerbach schien dieser Spielverlauf nicht zu gefallen. Energisch drang er in den Kölner Strafraum ein und drosch den Ball in den Winkel. Eine glückliche Führung der Berliner, die Hollerbach eine Minute später selbst fast erhöht hätte, doch Schwäbe tauchte rechtzeitig zur Parade ab. Mehrfach rettete der Köln-Keeper nun bei Konterchancen der Berliner. Gegen Fofanas Schuss aus spitzem Winkel war er aber machtlos. 

Von Arne Richter, dpa
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