Dortmunds Rückkehrer Jadon Sancho wurde in Darmstadt in der 55. Minute eingewechselt und steuerte noch eine Torvorlage bei. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Jadon Sancho umarmte Marco Reus und hüpfte ausgelassen im Kreise seiner Teamkollegen über den Rasen. Bei der gelungenen Rückkehr des englischen Nationalspielers hat Borussia Dortmund seine angestrebte Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga mit einem schmucklosen Sieg gestartet.

Der Vizemeister setzte sich mit 3:0 (1:0) beim Tabellen-Schlusslicht SV Darmstadt 98 durch. Der deutsche Nationalspieler Julian Brandt traf vor 17.810 Zuschauern am ausverkauften Böllenfalltor in der 24. Minute, Reus erhöhte auf Vorlage von Sancho auf 2:0 (77.). Youssoufa Moukoko (90.+2) setzte den Schlusspunkt. Nach zuletzt vier Partien ohne Dreier feierte der BVB zum Jahresauftakt wieder ein Erfolgserlebnis in einer zerfahrenen Begegnung. «Das war kein Augenschmaus heute», sagte Torschütze Brandt.

Reus: Sancho «ist ein Unterschiedsspieler»

«Es war schwierig. Es war richtig kalt, ein schwieriger Gegner», analysierte Reus und fühlte sich an ein Pokalspiel erinnert. Der ebenso eingewechselte 34-Jährige schwärmte vom Zusammenspiel mit Sancho: «Er ist ein Unterschiedsspieler, der jedes Spiel für einen Scorer gut ist. Er hat die Positionierung, aus einem Nachteil einen Vorteil zu machen. Ich spiele unglaublich gerne mit ihm zusammen.»

Der Rückstand zu Spitzenreiter Bayer Leverkusen und Titelverteidiger FC Bayern München beträgt für das Team von Trainer Edin Terzic aber weiter 15 beziehungsweise 11 Punkte. Aufsteiger Darmstadt ist nun seit bereits zehn Spielen ohne Sieg, zeigte aber einen beherzten Auftritt. «Wir hatten eine gute Kontrolle über das Spiel. Aber die effektivere Mannschaft hat das Spiel gewonnen», sagte Coach Torsten Lieberknecht.

Can für erkrankten Hummels in der Innenverteidigung

Ohne den erkrankten Mats Hummels ging der BVB in die Partie. Für ihn spielte Emre Can neben Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung. Auf der linken Abwehrseite gab Ian Maatsen (zuletzt FC Chelsea) gleich ein zuverlässiges Debüt, während Sancho – die Leihgabe von Manchester United hatte lange keine Spielpraxis – zunächst auf der Bank saß.

«Er wirkte sehr glücklich in den Traininingseinheiten», sagte Terzic vor dem Anpfiff im Sky-Interview. «Wir haben ihn nicht verpflichtet, damit er heute spielt, sondern dass er uns die nächsten sechs Monate hilft.»

Brandt trifft nach Konter zur Führung

Die Dortmunder begannen überaus bedächtig und ließen die Lilien erst mal mitspielen. Die Führung der Gäste entsprang dann aber einem flotten Konter über Jamie Bynoe-Gittens, Brandt schoss flach ins lange Eck ein – sein sechster Saisontreffer. Kurz zuvor war der WM-Teilnehmer nach Vorarbeit von Maadsen an SVD-Keeper Marcel Schuhen gescheitert.

Für die weiter bissigen und durchaus mutigen Darmstädter sprang vor der Pause nicht mehr heraus als eine gefährliche Direktabnahme von Tim Skarke. Regelmäßig eroberte der nimmermüde Abstiegskandidat schlampig gespielte Bälle des Gegners.

«Der Januar kann unser Monat werden», hatte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl prophezeit. Die neuen Terzic-Assistenten Nuri Sahin und Sven Bender tauchten immer mal wieder an der Seitenlinie auf, um ihre Mannschaft nach vorn zu treiben. Doch zu selten zogen die Dortmunder richtig das Tempo an. Und Brandt blieb oft irgendwo im Mittelfeld hängen.

Sancho kommt in der 55. Minute zu seinem Comeback

Nach der Pause musste Schiedsrichter Deniz Aytekin kurz die Begegnung unterbrechen: Ein Fan war auf den Rasen gerannt und wollte ein Selfie mit Niclas Füllkrug machen, doch der Nationalstürmer wandte sich ab und ein Ordner führte den jungen Mann vom Platz.

In der 55. Minute gab dann Sancho sein Comeback als Joker, aber auch er bekam die Zweikampfstärke der Gastgeber schnell zu spüren. Knapp zehn Minuten später hätte der BVB beinahe den Ausgleich kassiert: Luca Pfeiffer kam völlig frei aus kurzer Distanz zum Kopfball, Schlussmann Gregor Kobel wehrte mit dem Fuß ab. Mit einem Querpass auf Reus wie zu früheren Zeiten gelang Sancho dann noch eine Torvorlage. Nach Doppelpass mit Marcel Sabitzer durfte auch Moukoko noch kurz vor Ende über einen Treffer jubeln.

Von Ulrike John, dpa
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