Der Wirtschaftswissenschaftler Henning Zülch sieht einen Investoren-Einstieg auch nach dem geplatzten DFL-Deal als zwingend für die Zukunft der Fußball-Bundesliga an.
«Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir Landstraße oder Autobahn fahren? Wenn wir Autobahn wollen, dann müssen wir eine Autobahn mit Bedacht und Tempolimit haben. Unser Tempolimit ist 50+1», sagte der Professor der Handelshochschule Leipzig der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn wir Landstraße fahren wollen, dann können wir uns, bei allem Respekt, einreihen in die Qualität der türkischen oder portugiesischen Liga. Dann haben wir Clubs, die oben mitspielen, aber international nichts mehr zu sagen haben.»
Zülch plädiert für eine Begegnung auf Augenhöhe von allen Seiten und eine bessere Kommunikation. «Die Fans verneinen ja nicht, dass etwas gemacht werden muss», sagte der Wirtschaftsexperte. Die aktuelle Diskussion sei aber zu emotional und es fehle an wirtschaftlichem Sachverstand, um die Langfristigkeit der aktuellen Entwicklungen einzuschätzen.
DFL in der Pflicht
Hier sieht Zülch vor allem die Deutsche Fußball Liga (DFL) in der Pflicht. Sie ließ den geplanten Investoren-Deal nach den wochenlangen Protesten der Fans am Mittwoch platzen. «Sie muss eine Roadshow machen, in der Clubs und Fans auf Augenhöhe begegnet wird. Jeder muss ein grundlegendes Verständnis für das Geschäftsmodell haben», betonte Zülch. Der Weg müsse weg vom Gedanken an das Tagesgeschäft und hin zur Langfristigkeit führen.
Aktuell sieht Zülch die Verhandlungsposition als «maximal geschwächt». «Die Investoren sind verschreckt, da braucht man gar nicht in den Markt gehen», sagte der Wissenschaftler. Zukünftig könne man dennoch hohe Summen von Investoren erzielen: «Die Bundesliga hat ihr Wachstumspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Sie ist weiterhin sehr attraktiv für Investoren», sagte Zülch. Die DFL müsse aus der momentanen Schwäche eine Stärke machen und die richtigen Schlüsse ziehen.