UEFA-Schiedsrichter-Chef Roberto Rosetti hat gut 48 Stunden vor dem Eröffnungsspiel noch einmal die Leitlinien und technischen Hilfsmittel für die Fußball-Europameisterschaft präsentiert. Fans dürfen sich auf Transparenz freuen, denn die Entscheidungen des Video-Schiedsrichters sollen im Stadion detailliert auf der Video-Leinwand beschrieben werden.
«Wir wollen den Zuschauern eine Erklärung geben, was der Schiedsrichter entschieden hat», sagte Rosetti in der Münchner Arena, wo die deutsche Nationalmannschaft am Freitag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) in das Heim-Turnier gegen Schottland startet.
«Null Toleranz» bei schweren Fouls
Bei schweren Fouls werde es «null Toleranz» geben, man wolle das Image des Spiels und vor allem die Spieler schützen, sagte der 56-Jährige. Die strengere Auslegung bei Spieler-Protesten bekamen schon die Dortmunder Profis Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer im Champions-League-Finale zu spüren, als sie für relativ leichte Beschwerden über Schiedsrichter-Entscheidungen Gelbe Karten sahen. «Das sind Top-Schiedsrichter», sagte Rosetti. «Sie ändern ihre Meinung nicht, sie spüren keinen Druck – warum hingehen?» Er selbst habe in seinen drei Jahrzehnten als Schiedsrichter keine Entscheidung zurückgenommen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte kürzlich das neue, harte Durchgreifen der Schiedsrichter gegen das Reklamieren als grundsätzlich richtig angesehen. Sorgen bereitete Nagelsmann lediglich die kurzfristige Umsetzung vor dem Saisonhöhepunkt. Konkret: Es könnte zu vielen Gelben Karten und damit zu Sperren im Turnierverlauf kommen. Bei der EM werden Spieler nach zwei und vier Gelben Karten für die nächste Partie gesperrt.
Nur der Kapitän als Ansprechpartner
Als Ansprechpartner für die Schiedsrichter soll nur der Kapitän fungieren – von dem Rosetti einen respektvollen Umgang verlangt. Wenn der Torhüter der Kapitän ist, soll ein Feldspieler benannt werden, der als Vertreter fungiert, falls der Torhüter zu weit entfernt ist. Rosetti stellte weitere Richtlinien für die Schiedsrichter vor, etwa wie bei Handspielen, Schwalben oder Armeinsatz gegen den Gegner zu entscheiden ist. Zudem wies er auf technische Hilfsmittel wie den Chip im Ball oder die Torlinientechnik hin, die bei der EM eingesetzt werden. «Es geht um Fairplay bei der EM», sagte Rosetti.