Tritt als BVB-Trainer zurück: Edin Terzic. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Die Musterehe zwischen Borussia Dortmund und Edin Terzic ist geschieden. Mit leidiger Miene verließ der Fußball-Lehrer am Donnerstag das Trainingsgelände des Champions-League-Finalisten vorzeitig durch die Hintertür – noch während die Bosse seines Herzensclubs in der sogenannten Elefantenrunde turnusmäßig die vergangene Saison bilanzierten. Laut Mitteilung entsprach der Bundesligist der Bitte des 41-Jährigen, den eigentlich bis 2025 datierten Vertrag mit sofortiger Wirkung aufzulösen.

«Ich habe die Verantwortlichen nach unserem Endspiel in Wembley um ein Gespräch gebeten, weil ich nach nunmehr zehn Jahren beim BVB, davon fünf Jahre im Trainerteam und zweieinhalb Jahre als Cheftrainer, das Gefühl habe, dass der anstehende Neustart von einem neuen Mann an der Seitenlinie begleitet werden sollte», kommentierte Terzic seinen Schritt, der ihm nach eigener Aussage «gerade brutal weh tut».

Lob von Watzke

Auch der Einzug in das Endspiel der Königsklasse gegen Real Madrid (0:2) konnte die in den vergangenen Monaten entstandenen Risse nicht kitten. Der Frust über eine zu geringe Wertschätzung seiner Arbeit dürfte Terzic in seiner Entscheidung bestärkt haben. Als zu große Hypothek erwies sich der enttäuschende fünfte Platz in der Bundesliga. Zwar qualifizierte sich sein Team aufgrund einer Sonderregelung dennoch für die europäische Königsklasse, verspielte aber viel Kredit. Gleichwohl fand Vereinschef Hans-Joachim Watzke zum Abschied lobende Worte: «Edin Terzic hat während seiner Zeit beim BVB herausragende Arbeit geleistet. Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet.»

Noch zu Beginn der vergangenen Saison hatte der im kommenden Jahr scheidende Watzke beteuert, mit Terzic «die nächsten Jahre» bestreiten zu wollen. Doch das Bündnis zwischen dem aus der Region stammenden Fußball-Lehrer und der Borussia nahm Schaden, als Anfang November sowohl der Bundesliga-Gipfel gegen die Bayern (0:4) als auch das folgende Spiel beim VfB Stuttgart (1:2) krachend verloren gingen.

Als Indiz für wachsende Spannungen zwischen Team und Trainer werteten diverse Medien die Auseinandersetzung zwischen Mats Hummels und Terzic. Der Weltmeister von 2014 hatte seinen Chefcoach nach der Niederlage im DFB-Pokal gegen Stuttgart (0:2) kritisiert, wie er kürzlich in einem Interview der «Sport Bild» verriet. Terzic wiederum klagte über den Platzverweis des Abwehrchefs im Spiel gegen RB Leipzig. Höhepunkt der Fehde war zuletzt laut Fernsehsender Sky, dass Hummels seinen Verbleib beim BVB davon abhängig gemacht haben soll, dass Terzic nicht weiterhin Trainer ist. Die Trennung von Terzic erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Verbleib des 35 Jahre alten Routiniers.

Möglicher Nachfolger schon da?

Bei der Elefantenrunde kurz vor der Winterpause war Terzic trotz wiederholt schwacher Leistungen seines Teams noch das Vertrauen ausgesprochen worden. Dass der BVB dem Coach aber zum Liga-Restart in Nuri Sahin und Sven Bender zwei ehemalige BVB-Profis als Assistenten zur Seite stellte, interpretierten viele Beobachter als Absicherung der Führungskräfte für den Fall einer sportlichen Krise.

Diese Maßnahme könnte sich nun bezahlt machen. So wird Sahin als Nachfolger von Terzic als Chefcoach gehandelt. Wie sein Vorgänger stammt der in Lüdenscheid geborene Deutsch-Türke aus der Nähe von Dortmund. Zudem hat er nach über 200 Spielen im schwarzgelben Trikot eine besondere Beziehung zum Revierclub. Erste Erfahrungen als Trainer im Profibereich sammelte Sahin von 2021 bis 2023 beim türkischen Erstligisten Antalyaspor.

Sahin wäre mächtig gefordert. Nur in der europäischen Königsklasse, in der sich die Dortmunder in der Hammergruppe mit Paris Saint-Germain, AC Mailand und Newcastle United sogar als Sieger durchsetzten und in den K.o-Runden Eindhoven, Atlético Madrid und Paris Saint-Germain ausschaltete, rief die Mannschaft ihr großes Potenzial ab. Eine Transferoffensive in diesem Sommer soll helfen, auch in der nationalen Liga zurück in die Spur zu finden.

«Durch und durch Borusse»

Als Interimstrainer nach der Trennung von Lucien Favre vor drei Jahren hatte Terzic die Dortmunder 2021 zum Pokalsieg geführt und war anschließend durch die da bereits feststehende Verpflichtung von Marco Rose als neuem Cheftrainer zum Technischen Direktor geworden. Ein Jahr später rückte Terzic nach der Trennung von Rose wieder auf den Cheftrainer-Posten.

Der bei den Fans zunächst beliebte und im nahen Menden geborene Trainer ist seit seiner Jugend bekennender BVB-Anhänger und genoss lange die Rückendeckung von Watzke, der ihn in einer ähnlichen sportlichen Situation am Jahresende 2023 noch gestärkt hatte. Damals war Dortmund nur als Tabellensechster in die Winterpause gegangen, hatte am letzten Spieltag der Saison dann aber doch noch die große Chance, deutscher Meister zu werden. Beim 2:2 gegen Mainz 05 verpasste der BVB indes den dafür benötigten Heimsieg. Diese vergebene Chance wirkte offenbar bis heute nach.

«Edin ist durch und durch Borusse, ein toller, sehr authentischer Mensch und hat sich immer zu 100 Prozent für den BVB eingesetzt. Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden. Edin wird seinen Weg gehen», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Von Heinz Büse, dpa
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