Jeweils rund 14.000 Zuschauer sollen die EM-Spiele in München sehen können. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / dpa)

Joachim Löw und die deutsche Nationalmannschaft wollen sich bei der Fußball-EM von den Münchner Fans beflügeln lassen.

Die bayerische Staatsregierung gab Grünes Licht für jeweils rund 14.000 Zuschauer bei den insgesamt vier Partien in der Allianz Arena des FC Bayern. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie werde ein strenges Hygiene- und Sicherheitskonzept gelten, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Sitzung des Kabinetts an.

Bundestrainer Löw und seine Nationalspieler freuen sich nach der lange ungeklärten Zuschauer-Frage auf die Unterstützung. «Das ist eine geile Geschichte. Das ist beflügelnd, gigantisch», äußerte Außenverteidiger Robin Gosens von Atalanta Bergamo. Champions-
League-Sieger Kai Havertz vom FC Chelsea befand: «Wir leben einfach von den Fans. Die 14.000 werden sich anhören wie 80.000.»

1000 Zuschauer bei Generalprobe

Ihr erstes Länderspiel wieder vor Zuschauern auf deutschem Boden bestreiten Kapitän Manuel Neuer & Co. bereits am Montag (21.00 Uhr) gegen Lettland in Düsseldorf. 1000 Zuschauer sind bei der deutschen EM-Generalprobe zugelassen. Zunächst hatte die «Bild» über die Münchner Spiele vor Fans berichtet.

In der Münchner Allianz Arena finden bei der Europameisterschaft vom 11. Juni bis zum 11. Juli zunächst die drei deutschen Vorrundenspiele statt. Löws Mannschaft trifft am 15. Juni auf Weltmeister Frankreich, am 19. Juni auf Titelverteidiger Portugal sowie am 23. Juni auf Außenseiter Ungarn. Zudem ist am 2. Juli ein Viertelfinale angesetzt. Die DFB-Elf würde dem Spielplan zufolge aber nur als Gruppendritter zum K.o.-Duell nach München zurückkehren.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte Ende April die bayerische Landeshauptstadt als Mitgastgeber der EM bestätigt, strittig blieb aber die Zuschauer-Frage. Der Verband verlangte von München eine Garantie, dass die Partien vor Fans ausgetragen werden dürften. Die Staatsregierung erteilte diese zunächst nicht. Bilbao und Dublin verloren im Gegensatz zu München ihre EM-Gastgeberrollen wegen der fehlenden Zusage in der Fan-Frage.

«Strenges Hygiene- und Sicherheitskonzept»

«Wir wären ein schlechtes Gastgeberland, wenn wir diese Zuschauerzahl nicht hätten zulassen können», meinte nun Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger von den Freien Wählern. «Damit sind wir im internationalen Wettbewerb nicht Schlusslicht, sondern können mithalten.» Zum Vergleich: Budapest plant sogar mit 100 Prozent Stadionauslastung – das wären 61.000 Zuschauer.

Für München gilt ein strenges Hygiene- und Sicherheitskonzept. Vor diesem Hintergrund halte man es für vertretbar, «bis zu 20 Prozent der Zuschauer zuzulassen», sagte Söder. Das bedeutet für die Allianz Arena, die über 70.000 Sitzplätze verfügt, rund 14.000 Besucher.

Testpflicht, das Tragen von Masken sowie die klare Regelung von Zu- und Abgängen am Stadion müssen sein. Die Organisation der An- und Abfahrt sei eine Gemeinschaftsfrage von Stadt und Innenministerium, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).

«Pilot- und ein Probelauf»

Von einer «gesicherten Zerstreuung der Zuschauer vor und nach dem Spiel», sprach Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Die «mehrwöchig stabile Infektionslage» mache es «nach gründlicher Abwägung der Risiken nunmehr möglich, dass Mannschaften und Zuschauer echte Live-Atmosphäre erleben können.» Die bayernweite Sieben-Tage-Inzidenz war am Freitag dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge auf 29,0 gesunken.

«Die Fußball-EM ist eine Sondersituation, die wir haben», sagte Söder und verwies darauf, dass die Partien in München ein «Pilot- und ein Probelauf» für den weiteren Profisport in Deutschland sein könnten. Sie würden sich «hervorragend als Testfall» eignen.

Von Martin Moravec, Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa
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