Cristiano Ronaldo jubelt über seinen Treffer zum 3:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Unersättlich erobert Cristiano Ronaldo auch diese Fußball-EM im Sturm. Nach seinem historischen Doppelschlag für Titelverteidiger Portugal gegen Co-Gastgeber Ungarn durfte die «Bestie» aber erst einmal durchschnaufen.

Die Fußball-Szene verneigt sich indes vor dem Mann der vielen Bestmarken, der bei der EM nun auch alleiniger Rekordtorjäger ist sowie als erster Spieler bei gleich fünf Endrunden eingesetzt wurde und in jeder traf.

«Sie haben die Bestie geweckt», titelte «Record» in Portugal und präsentierte einen entschlossenen Cristiano Ronaldo auf der Titelseite des Blattes. «Man muss zu leiden wissen, bis zum Ende kämpfen und stets mit aller Macht daran glauben», schrieb der Superstar der Seleção nach dem 3:0 (0:0) zum Auftakt in Gruppe F, in der am Samstag (18.00 Uhr/ARD und Magenta TV) in München die gegen Weltmeister Frankreich (0:1) unterlegenen Deutschen der nächste Gegner sind. «Die Europameisterschaft ist eine Galerie, auf der nur die Besten der Besten vertreten sind und wo jeder Sieg mit aller Kraft und allem Verzicht errungen werden muss.»

Ronaldo nun mit elf EM-Toren

Gewollte Social-Media-Poesie. Auf der EM-Bühne glänzt Cristiano Ronaldo aber so richtig. Mit nun elf Toren in fünf Turnieren distanzierte der 36-Jährige den Franzosen Michel Platini auf dem zweiten Platz. Mit sagenhaften 106 Toren in 176 Länderspielen ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis der Stürmer von Juventus Turin die internationale Bestmarke des früheren Münchner Angreifers Ali Daei bricht: 109 Treffer erzielte der Iraner in 149 Länderspielen. «Unersättlicher Cristiano», huldigte «El Mundo» in Spanien dem früheren Angreifer von Real Madrid.

Den Kickstart in die Mission Titelverteidigung empfand Nationalcoach Fernando Santos mit der bewährten Unaufgeregtheit, seitdem er 2014 die Mannschaft übernommen hat. Und auch die nächsten Einträge in die Geschichtsbücher seines Kapitäns nahm der Kettenraucher nüchtern zur Kenntnis. «Für mich hat das keine Bedeutung, denn für die Mannschaft sind es drei weitere Punkte und für Cristiano sind die drei Punkte sicher auch das Wichtigste», sagte Fernando Santos. Dass sein Anführer aber auch Daeis Rekord einfängt, steht für ihn außer Frage: «Wenn er es nicht schaffen sollte, wäre das sehr seltsam.»

Die Portugiesen waren gegen Ungarn tonangebend, auch wenn fast 60.000 Zuschauer die Gastgeber frenetisch anpeitschten – und Cristiano Ronaldo & Co. heftig auspfiffen. «Cristiano regiert in der Hölle», befand «As» in Spanien angesichts der in Corona-Zeiten fragwürdigen Kulisse in der Puskas Arena.

Stafette mit 33 Pässen

Die Seleção blieb aber gegen die Ungarn cool, denen nun das schnelle Aus droht. Erst wenige Minuten vor dem Ende gelang dem überzeugenden Dortmunder Raphael Guerreiro mit einem vom unglücklichen Willi Orban abgefälschten Schuss die Führung. Den von Cristiano Ronaldo verwandelten Strafstoß verursachte dann auch der Leipziger, ehe der Juve-Stürmer nochmal zuschlug – nach einer Stafette mit 33 Pässen, wie portugiesische Medien genüsslich nachrechneten.

«Er bricht einfach einen individuellen Rekord nach dem anderen», meinte Cristiano Ronaldos früherer Teamkollege bei Manchester United, Gary Neville, bei ITV Sport voller Erstaunen und Hochachtung. 106 Länderspieltore seien eine schier «unverschämte Bestmarke», das sei «geradezu lächerlich».

Der Portugiese habe sich die Rekorde aber hart erarbeitet. «Er schließt immer die Mannschaft mit ein, will aber zugleich der beste Spieler der Welt sein und als einer der besten aller Zeiten angesehen werden, was das Toreschießen betrifft», erläuterte der frühere englische Nationalspieler Neville. Und Gary Lineker, früher selbst ein Weltklasse-Stürmer für England, meinte: «Außergewöhnlich.»

Von Martin Moravec, dpa
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