Kroatiens Kapitän Luka Modric in Aktion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Virginie Lefour/BELGA/dpa)

Kroatiens EM-Hoffnung trägt einen Namen: Luka Modric. Nach dem 0:1 zum Turnierstart gegen England soll der Weltfußballer von 2018 den Vizeweltmeister am Freitag gegen Tschechien wieder auf Achtelfinal-Kurs bringen.

«Es ist sehr wichtig, dass wir erfahrene Spieler im Team haben, besonders Luka Modric. Er hat viel Erfahrung und weiß, wie man große Turniere spielt», sagte Trainer Zlatko Dalic vor dem Spiel an diesem Freitag (18.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) gegen den Spitzenreiter der Gruppe D.

Modric mittlerweile Rekordnationalspieler

Der ewige Modric ist längst Symbolfigur von mehr als nur einer kroatischen Fußball-Generation. Geist, Gehirn, Genie – und auch mit 35 Jahren immer noch einer der Besten. «Ich bin älter geworden, habe mehr Erfahrung und im Fußball mit meinen Teams und als Einzelspieler alles erreicht. Da hat sich viel verändert», schilderte Modric. «Meine Leidenschaft, meine Liebe und Motivation sind aber noch genau wie damals, als ich das erste Mal bei der Nationalelf war.» Im März 2006 debütierte er für die Feurigen – 138 Länderspiele später ist er mittlerweile Rekordnationalspieler.

Beim 0:1 gegen England reichte ein guter Modric alleine nicht, er wirkte ohne passende Unterstützung im Kampf gegen die Three Lions etwas verloren. Gegen die Tschechen, bei denen Doppeltorschütze Patrik Schick von Bayer Leverkusen nach seinem Traumtor beim 2:0 gegen Schottland zum EM-Star avancierte, kündigte Dalic eine offensivere Herangehensweise als gegen Titelkandidat England an. Das dürfte Taktgeber Modric entgegenkommen.

Modric soll das Team dabei wieder so inspirieren, wie er es bei der WM 2018 in Russland tat. Der viermalige Champions-League-Sieger hatte die Kroaten damals ins Endspiel geführt, wurde trotz der 2:4-Finalniederlage gegen Frankreich zum besten Spieler der WM, Europas und der Welt gekürt. «Er ist für mich noch immer einer der besten Spieler der Welt. Er ist ein unglaublicher Spieler. Ich habe großen Respekt davor, was er in seiner Karriere alles erreicht hat», sagte Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric der Deutschen Presse-Agentur. «Ein toller Spieler – einer der besten Mittelfeldspieler, die es jemals im Fußball gab.»

Kapitän und Leader

Alle im Team orientieren sich an Modric, der auf dem Spielfeld praktisch überall zu finden ist. «Luka ist speziell, ich weiß gar nicht, wie ich ihn beschreiben soll», sagte Mateo Kovacic, Königsklassen-Sieger mit dem FC Chelsea, im Teamquartier in Rovinj. «Er ist phänomenal, gibt dem Nationalteam und seinem Club so viel. Er ist einer der besten drei Mittelfeldspieler in den letzten ich weiß nicht wie vielen Jahren – wenn nicht sogar der beste.»

Der Respekt ist auch aufseiten der Tschechen riesengroß. Fünf Jahre nach dem 2:2 bei der EM in Frankreich kann die Auswahl um Kapitän Vladimír Darida von Hertha BSC im Idealfall schon das Achtelfinale perfekt machen. «Das kroatische Team ist offensiv sehr kreativ», warnte Innenverteidiger Ondrej Celustka. «Modric ist das Gehirn dieser Mannschaft. Kramaric, Perisic, Rebic, das sind alles sehr gute Spieler, auf die wir aufpassen müssen.» Allerdings hat Kroatien in drei Gastspielen im Hampden Park noch nie gewonnen.

Das will Anführer Modric ändern. Auch im reifen Profi-Alter besticht er immer noch durch bemerkenswerte Fitness. «Es gibt kein Geheimnis. Dahinter stecken viel Hingabe und Aufopferung», sagte Modric in einem Beitrag der ARD-«Sportschau». Die professionelle Einstellung des Mannes, der gerne auch mal Einzelschichten einlegt, wird auch von den Teamkollegen und Verantwortlichen immer wieder gelobt.

Das war wie die hohe Wertschätzung auch ein Grund für Real Madrid, den Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern. Ein Jahrzehnt wäre Modric dann bei den Königlichen. Das ist für ausländische Profis eine absolute Rarität. «Ich bin glücklich und stolz, weiter das Trikot der besten Mannschaft der Welt zu tragen», sagte Modric. Ein weiteres Jahr auf Topniveau in der Champions League – und ein weiteres im karierten Trikot? Einige Beobachter mutmaßen, dass die EM das letzte Turnier für Modric sein könnte. Doch allzu weit ist die WM 2022 in Katar auch nicht mehr weg.

«Irgendwann kommt die Zeit, dass ich merke, dem Team keine Hilfe mehr zu sein. Oder dass ein neuer Coach mir sagt, dass er mich nicht mehr braucht», sagte Modric. «Aber die Liebe zum Fußball und zum Nationalteam werde ich nie verlieren. Wenn ich hier bin, freue ich mich wie ein Kind.» Umso wichtiger ist es ihm, nicht nur für die EM-Vorrunde zu bleiben.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Kroatien: 1 Livakovic – 2 Vrsaljko, 5 Caleta-Car, 21 Vida, 25 Gvardiol – 8 Kovacic, 10 Modric – 9 Kramaric, 13 Vlasic, 4 Perisic – 14 Rebic

Tschechien: 1 Vaclik – 5 Coufal, 3 Celustka, 6 Kalas, 18 Boril – 15 Soucek, 21 Kral – 12 Masopust, 8 Darida, 14 Jankto – 10 Schick

Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)

Von Christian Kunz und Nils Bastek, dpa
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