Sicherte Polen einen Punkt gegen Spanien: Robert Lewandowski. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Ramos/Getty-pool/dpa)

Für Polens Nationaltrainer ist Robert Lewandowski einfach «lebenswichtig», für Spaniens Coach hat der Weltfußballer den «roten Alarm» ausgelöst.

Lewandowskis 67. Tor für sein Land hat der Gruppe E einen Showdown am kommenden Mittwoch bereitet, bei dem auch die Polen noch Chancen haben, der aber für Luis Enriques sportliche Zukunft im Land des nicht titelreif wirkenenden dreimaligen Europameisters entscheidend sein könnte. «Wenn wir gewinnen sind wir weiter, wenn nicht, sind wir raus. So ist Fußball», sagte der 51-Jährige etwas lapidar. Sein Plan einer Doppel-Mittelstürmerspitze ging letztlich nicht auf, weil Polen ein Mittelstürmer namens Lewandowski reichte.

«Wenn du einen Spieler hast wie ihn, der von überall Tritte abkriegt und so eine Leistung bringt, macht das den Unterschied», betonte Polens portugiesischer Coach Paulo Sousa. Der Unterschied ist auch, dass die Polen auf dem Platz dank Lewandowski entschlossener wirkten, der Unterschied ist zudem, dass sie nach dem 1:1 am Samstagabend gegen die Spanier trotz nur eines Punktes nach zwei EM-Spielen deutlich besser drauf waren als die Spanier, die mit zwei Zählern ihren Ansprüchen und den Erwartungen der Fans weit hinterherhinken.

Spanien Sieglos-Serie

Auch wenn Kapitän Jordi Alba nach dem zweiten Remis binnen sechs Tagen meinte: «Ich glaube wirklich, dass wir im Moment einen guten Job machen.» Den bis dato letzten Sieg bei einer EM schaffte Spanien allerdings am 17. Juni 2016 gegen die Türkei mit 3:0. Seit vier Spielen wartet der Europameister von 1964, 2008 und 2012 sowie Weltmeister von 2010 auf den nächsten Sieg. Am Mittwoch sind die Slowaken der Gegner, mit drei Punkten als Gruppenzweiter reisen sie nach Sevilla. Polen spielt in St. Petersburg gegen Schweden, das die Tabelle mit vier Zählern anführt.

Ein Aus der Spanier nach der Gruppenphase würde den so ersehnten Anschluss an die Erfolgsjahre der ehemaligen Goldenen Generation vor rund einem Jahrzehnt wieder hinauszögern. «Die Mannschaft lädt nicht zum Optimismus ein», argwöhnte «El Mundo deportivo» bereits. «Marca» und «As» schrieben vom «roten Alarm» in Anspielung auch auf den Team-Spitznamen «Roja» (Rote). «Nah am Abgrund», lautete die Überschrift bei «Sport».

Dass der von Enrique geschätzte Alvaro Morata auf Vorlage des nach viel Druck von außen in die Startformation genommenen Gerard Moreno die Spanier in Führung brachte, hatte das Zeug für ein perfektes Drehbuch für Enrique. Dass nach Lewandowskis Kopfballtor-Ausgleich jener Moreno per Elfmeter nur den Pfosten traf und Morata den Abpraller versemmelte, hatte schon etwas Tragisches. «So ist das Leben manchmal», sagte Morata, der beim 0:0 gegen Schweden von den eigenen Fans teilweise ausgepfiffen worden war, «es gibt schwere Momente, aber du musst nach vorn schauen».

Genüsslich rieben die spanischen Zeitungen aber Enrique schon in der Nacht auf ihren Internetseiten unter die Nase, dass er vor dem Spiel gesagt hatte, sie würden mit Morata und zehn Weiteren spielen. «Morata und zehn weitere Probleme, die alle Lewandowski geschaffen hat», schrieb «Marca» nun.

«Wir haben zwar vorne und hinten ein paar Fehler gemacht. Aber es sah schon viel besser aus als gegen die Slowakei», sagte der 32 Jahre Angreifer selbst. «Im ersten Spiel wollten wir den reinen Fußball spielen und sehr kreativ sein. Dabei haben aber andere Dinge nicht funktioniert. Gegen Spanien mussten wir den Fokus mehr auf die Defensive legen.» Das habe funktioniert. Weil er traf.

Von Jens Marx, dpa
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