Trainer Kasper Hjulmand will mit Dänemark ins EM-Finale. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Mike Egerton/PA Wire/dpa)

Der Weg war weit. Heute(21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) spielen England und Dänemark im Wembley-Stadion den zweiten Finalteilnehmer dieser Fußball-EM aus.

Bis hierhin trotzten die Engländer dem Druck in der Heimat und wurden ihrer Favoritenrolle gerecht, die Dänen hatten mit einem Drama zu kämpfen, das weit über den Fußball hinausgeht – und sie meisterten die Belastung bravourös.

DER AUFTAKT

England: Aller Anfang ist schleppend. Zumindest könnte man so die ersten zwei Vorrundenspiele der Engländer beschreiben. Zum EM-Auftakt setzten sich die Three Lions zwar dank eines Treffers von Raheem Sterling gegen Vize-Weltmeister Kroatien durch, eine spielerische Glanzleistung lieferten sie bei der Neuauflage des WM-Halbfinals von 2018 jedoch nicht ab. Im zweiten Spiel gegen den alten Rivalen Schottland sollte es dann besser werden – doch gegen den Außenseiter kam die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate nicht über ein 0:0 hinaus. Es gab sogar die ersten Buhrufe und Pfiffe in Wembley.

Dänemark: Diese Bilder wird die Fußball-Welt nicht vergessen. Während der ersten Halbzeit des dänischen Auftaktspiels in Kopenhagen gegen Finnland bricht Christian Eriksen plötzlich zusammen, der Starspieler bleibt regungslos auf dem Rasen liegen. Herbeigerufene Rettungskräfte müssen ihn reanimieren, wie später bestätigt wird. Eriksens Mitspieler bilden einen schützenden Kreis um ihren Freund und die Sanitäter, Eriksens Frau eilt auf den Rasen. Nach Beratungen auch mit den Spielern und Trainern wird die Partie dennoch später fortgesetzt, was in den folgenden Tagen massiv kritisiert wird. Finnland gewinnt 1:0 – die einzig wichtige Nachricht am Abend: Eriksen ist wieder ansprechbar, er hat überlebt.

DIE GRUPPENENTSCHEIDUNG

England: Im Anschluss an das torlose Remis gegen Schottland erwarten die anspruchsvollen Anhänger eine spielerische Steigerung. Gegen Tschechien geht es für die Three Lions um den Gruppensieg und eine Fortsetzung des Turniers in Wembley – nur als Erster dürfen sie auch im Achtelfinale auf dem heiligen Rasen spielen. Erneut trifft Sterling, und erneut setzt sich Southgates Team mit einem trockenen 1:0 durch. Wieder keine Glanzleistung. Dafür aber wieder ohne Gegentor. Und es geht in London weiter.

Dänemark: Nach der Auftaktniederlage gegen Finnland folgt für die Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand ein 1:2 gegen Belgien. Dänemark steht vor dem Aus. Doch im dritten Gruppenspiel gelingt das 4:1 gegen Russland – und Finnland verliert parallel gegen Belgien. «Die Dänen haben uns Flügel verliehen. Sie haben uns so viel Liebe gegeben. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen», sagte Hjulmand nach dem Erreichen des Achtelfinales. Im Parken Stadion jubelten 25.000 Zuschauer – die Gedanken sind immer auch bei Eriksen. «Diese Fußballer haben sich in die Herzen der Dänen gespielt», sagte Hjulmand. «Sie haben den Mädchen und Jungen zu Hause einige Idole gegeben. Und ich bin einfach so glücklich darüber.»

DAS ACHTELFINALE 

England: Es war das Ende eines nationalen Traumas. Erstmals seit 55 Jahren feierte England in der K.o.-Runde eines großes Turniers einen Sieg gegen Deutschland. Das 2:0 im Londoner Wembley-Stadion erlöste eine ganze Nation. «Nein, es ist kein Traum. Wir haben Deutschland wirklich geschlagen», titelte der «Daily Express». Die Treffer von Sterling und Kapitän Harry Kane entschieden die Partie für die Three Lions, deren Fans im Wembley-Stadion eine Riesenparty feierten. Diese Welle der Euphorie soll England weit tragen – nach Meinung der Fans möglichst bis ins EM-Endspiel am 11. Juli.

Dänemark: Auch durch das erste K.o.-Spiel wurden die Dänen von ihren Fans getragen. Unter den 16 000 Zuschauern in Amsterdam waren zahlreiche Dänen, die ihre Mannschaft nach dem höchsten Sieg bei diesem Turnier begeistert feierten. Kasper Dolberg mit einem Doppelpack, Joakim Maehle und Martin Braithwaite trafen gegen schwache Waliser. «Es ist schwer zu glauben, dass das wirklich Realität ist», sagte Trainer Kasper Hjulmand nach dem klaren 4:0-Erfolg, der ganz Dänemark endgültig von einer Wiederholung des EM-Coups 1992 träumen ließ.

DER WEG (ZURÜCK) NACH WEMBLEY: 

England: Erst im Viertelfinale wartete kurioserweise die bislang leichteste Aufgabe auf die Three Lions. Dass die Ukraine die Runde der besten acht Teams überhaupt erreicht hatte, war schon eine Überraschung. Gegen England schien die Mannschaft des ehemaligen Weltklassestürmers Andrej Schewtschenko dann aber platt. Locker mit 4:0 setzten sich die Engländer in Rom dank der Tore von Kane, Harry Maguire und Jordan Henderson durch. Rechtzeitig zum Halbfinale scheint also auch Kane in Topform.

Dänemark: Die Reise war beschwerlich. Die Dänen mussten nach Aserbaidschan – und in Baku auf viele Tausend Fans verzichten. Mit den mitgereisten Anhängern konnte dann umso mehr gefeiert werden. Beim 2:1 gegen Tschechien dominiert die Hjulmand-Mannschaft zeitweise, der Sieg ist am Ende verdient. Das sah ziemlich sicher auch Eriksen. «Christian hat letzte Nacht geschrieben, dass er sehr stolz auf uns ist», sagte Borussia Dortmunds Thomas Delaney. «Wir tragen ihn in unserem Herzen.» Vor dem Halbfinale wird bekannt, dass die UEFA Eriksen und dessen Frau offiziell zum Endspiel eingeladen haben. Eine Antwort steht noch aus.

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