Der TSV Havelse ist in den Profifußball zurückgekehrt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Das kleine Havelse hat nur rund 5300 Einwohner, ist ein Stadtteil von Garbsen und liegt in der Nähe von Hannover. Es gibt im deutschen Fußball kaum einen anderen Standort, der so viel aus seinen Möglichkeiten macht.

Denn der Drittliga-Aufsteiger TSV Havelse hat seit den 80er-Jahren so erfolgreiche Trainer wie Volker Finke (später SC Freiburg), André Breitenreiter (später Schalke 04) und Jan Zimmermann (jetzt Hannover 96) hervorgebracht. Und auch noch Spieler wie die Eggestein-Brüder (Werder Bremen), Jens Todt (SC Freiburg) oder Jani Serra (Arminia Bielefeld) ausgebildet.

«Vorfreude ist riesig»

31 Jahre nach dem Zweitliga-Aufstieg mit Finke und Todt sind die Niedersachsen in den Profifußball zurückgekehrt. An diesem Samstag (14.00 Uhr/MagentaSport) beginnt mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken das Abenteuer 3. Liga. Das Phänomen ist heute wie damals: Ein «Dorfclub» spielt auf einmal gegen lauter ehemalige deutsche Meister. Die Gegner heißen jetzt Eintracht Braunschweig, 1860 München oder 1. FC Kaiserslautern. «Die Vorfreude ist riesig», sagte der Sportliche Leiter Matthias Limbach der Deutschen Presse-Agentur.

Der große Unterschied zu damals ist: Ende der 80er-Jahre baute Finke über Jahre ein talentiertes Team auf. In der vergangenen Saison aber reichten dem TSV Havelse coronabedingt nur elf Spiele für einen Aufstieg, dem Teams wie der VfL Wolfsburg II zuvor jahrelang hinterherliefen. Nach neun Partien wurde die Regionalliga-Saison abgebrochen. Monate später meldete der Verband die Havelser für zwei Aufstiegsspiele gegen Schweinfurt 05, die sie beide mit 1:0 gewannen.

«Es wäre vermessen, zu sagen, die 3. Liga wäre unser Ziel gewesen. Dafür sind unsere Mittel zu bescheiden», sagte Limbach. «Aber wir sehen das als tolle Gelegenheit, die wir beim Schopfe gepackt haben.»

Volker Finke verfolgt seinen Ex-Club von Freiburg aus noch immer mit Interesse. Schon vor der Havelser Aufstiegssaison sagte er der dpa: «Wenn man Leute hat, die gute Ideen haben, und einen Verein, der Mut und Geduld hat, dann ist so eine Entwicklung immer noch möglich.»

Havelse als Karrieresprungbrett

Nachwuchs-Förderung, Sponsoren-Akquise: All das ist beim TSV seit Jahren exzellent organisiert. Nach dem Aufstieg aber mussten für die Geschäftsstelle neue Büroräume und für die Heimspiele sogar Hannovers WM-Arena mit ihren 49.000 Plätzen angemietet werden. «So einen Verein auf Profiniveau neu aufzustellen, ist eine riesige Herausforderung», sagte Limbach. «Wir haben die ganze Saison über Auswärtsspiele.»

Helfen soll den Havelsern dabei ihr Ruf als Karrieresprungbrett. Allein in der jüngeren Vergangenheit empfahlen sich Kevin Schumacher (Hansa Rostock), Daniel-Kofi Kyereh (FC St. Pauli) und Deniz Undav (Royale Union Saint Gilloise) in Garbsen für höhere Aufgaben. Nach dem Aufstieg holte der TSV Spieler wie Julius Düker (früher Eintracht Braunschweig) oder Fynn Arkenberg (früher Hannover 96), für die der erste Versuch im Profifußball zu früh kam. «Die Spieler sehen: Hier habe ich eine echte Chance. Das kann ich als Sprungbrett nutzen», sagte Limbach. Vorbilder gab es ja in Havelse schon genug.

Von Sebastian Stiekel, dpa
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