Mit dem 1:1 gegen den FC Sevilla nicht zufrieden: Wolfsburgs Sebastian Bornauw (l-r), Wout Weghorst und Maxence Lacroix. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Nach dem Schlusspfiff buhte und pfiff ein ganzes Stadion: Ein umstrittener Foulelfmeter kurz vor Schluss hat den VfL Wolfsburg um den ersten Sieg in der neuen Champions-League-Saison gebracht.

Der frühere Schalker Ivan Rakitic traf in der 87. Minute zum 1:1 (0:0)-Endstand für den FC Sevilla. Der unsichere Schiedsrichter Georgi Kabakov (Bulgarien) und sein Videoassistent hatten zuvor minutenlang eine Aktion des VfL-Profis Josuha Guilavogui überprüft, der im Strafraum zunächst den Ball und dann das Schienbein des Argentiniers Erik Lamela traf. Kabakov gab am Ende nicht nur Elfmeter, sondern auch Gelb-Rot für Guilavogui (85.).

«Man kann Josh keinen Vorwurf machen. Er klärt den Ball und ich weiß nicht, wo er danach mit seinem Bein hin soll. Er kann es ja nicht wegzaubern», sagte Renato Steffen. Der Schweizer hatte die Wolfsburger in der 48. Minute in Führung gebracht. In den Schlussminuten drohte das Spiel dann sogar noch ganz zu kippen, da Alejandro Gomez für Sevilla den Pfosten traf (90.+1). Trotzdem: «Wenn man die drei Punkte so nah vor Augen hat und dann kurz vor Schluss noch zwei genommen bekommt, dann ist das ärgerlich.»

Sevilla war die etwas bessere Mannschaft

Das erste Champions-League-Heimspiel seit fünfeinhalb Jahren löste etwas aus in Wolfsburg. Anders als beim 2:0 gegen Real Madrid im April 2016 waren coronabedingt zwar nur 11.733 Zuschauer in der Volkswagen Arena. Doch dieses oftmals etwas belächelte Publikum war diesmal sehr laut, es warf Konfetti – und beschimpfte am Ende den Schiedsrichter.

«Klar wäre es natürlich schöner gewesen, wenn wir die Führung über die Zeit gerettet hätten. Anhand der zweiten Halbzeit, wo wir ein wenig zu passiv waren nach dem Tor, müssen wir das Unentschieden mitnehmen. Wir haben aber leidenschaftlich gekämpft, wir haben probiert, alles reinzuhauen. Die Enttäuschung ist größer, dass wir nur einen Punkt geholt haben», sagte Torschütze Steffen im Streamingdienst DAZN.

Allerdings machte dieser so bedeutende Wettbewerb auch immer noch Eindruck auf die Mannschaft. Denn dem sehr gehemmten Auftritt beim OSC Lille (0:0) folgte diesmal ein hektischer Beginn gegen Sevilla. Schon nach einer Viertelstunde hatten zwei Grün-Weiße (Lacroix, Steffen) die Gelbe Karte gesehen. Hoffnungsvolle Ansätze im Angriff wurden häufig überhastet wieder zunichte gemacht. Auf der anderen Seite feierte Verteidiger Jerome Roussillon eine Rettungsaktion im eigenen Strafraum so, als hätte er gerade ein Tor geschossen (22.). An Einsatz fehlte es dem VfL an diesem Abend definitiv nicht.

Sevilla war die spielerisch etwas bessere Mannschaft. Roussillons beherztem Einsatz war eine schöne Kombination über nur drei Stationen entlang der beinahe gesamten linken Außenbahn vorausgegangen. Glück hatte der Bundesligist auch, als dem 1,90 Meter großen Mittelstürmer Rafa Mir im Strafraum der Ball versprang (30.). Die erste Torchance des VfL war ein Freistoß von Maximilian Arnold. Gleich danach pfiff der Schiedsrichter zur Halbzeitpause.

Schock in der Schlussphase: Foulelfmeter

Der schnelle Führungstreffer kurz nach der Pause kam den Wolfsburgern sehr zu Gute. Denn nun ließen sie sich weit zurückfallen und lauerten auf Konter. Und mit denen waren sie weitaus gefährlicher als die umständlichen Spanier bei ihren Versuchen, so etwas wie Druck aufzubauen. Wout Weghorst hatte gleich zweimal die Chance zum 2:0 (60./71.). Auf der anderen Seite kam Sevillas technisch sehr beschlagene Offensivreihe gegen die körperlich deutlich überlegene VfL-Abwehr kaum zum Abschluss.

Und dann in der Schlussphase der Schock für die Wolfsburger: Guilavogui schießt einen Ball aus dem eigenen Strafraum und trifft mit dem auspendelnden Fuß den Gegenspieler. Nach Intervention des Videoassistenten und Überprüfung am Bildschirm verhängt der Schiedsrichter den Foulelfmeter und schickt den Franzosen mit Gelb-Rot vom Platz. Rakitic verwandelt sicher.

In den nächsten Spielen trifft der Bundesligist auf den österreichischen Meister Red Bull Salzburg (20. Oktober und 2. November). Für das Erreichen des Achtelfinals könnten diese beiden Spiele schon entscheidend sein.

Von Sebastian Stiekel, dpa
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