Jonathan Burkhardt (l) erzielte beim Mainzer Sieg gegen Augsburg zwei Treffer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Die Fans stimmten das lange nicht gehörte «Oh, wie ist das schön» an, die Mainzer Profis hüpften glückselig vor der Tribüne auf und ab.

Mit einem fulminanten 4:1 (3:0)-Befreiungsschlag gegen den FC Augsburg hat der FSV Mainz 05 die drohende Krise beendet. «Ich bin froh, dass wir heute die drei Punkte geholt haben. Das Gefühl ist lange her, dass wir so feiern konnten», sagte Dominik Kohr bei DAZN.

Ausgerechnet gegen den bisherigen Angstgegner zeigten die Nullfünfer im Freitagabendspiel der Fußball-Bundesliga überhaupt keine Furcht. Die Gastgeber legten vor 19.400 Zuschauern mit einer brillanten Leistung in der ersten Halbzeit und den Toren von Karim Onisiwo (10. Minute), Stefan Bell (15.) und Jonathan Burkardt (26.) den Grundstein für den Erfolg. Die Augsburger hofften nach dem Treffer des eingewechselten Andi Zeqiri (69.) auf eine Aufholjagd, doch der vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick stark aufspielende Burkardt beseitigte mit dem 4:1 sofort wieder mögliche Zweifel am Sieg (71.).

Freude bei Mainz – Spiel zum Vergessen bei FCA

«Ich habe sehr viele positive Sachen gesehen», sagte Mainz-Trainer Bo Svensson. «Es hat heute sehr viel gepasst, so wollen wir auftreten, das war definitiv ein gelungener Abend», sagte Burkardt. Nach dem Schlusspfiff schnappten sich Bell und Burkardt ein Megafon und feierten. Bei den Verlierern schimpften Torwart Rafal Gikiewicz über den drohenden Abstiegskampf und Arne Maier über ein «Spiel ist zum Vergessen». Während Mainz nach zuvor drei verlorenen Spielen den Platz im Tabellenmittelfeld festigte, haben sich die Abstiegssorgen der Augsburger nach der ersten Niederlage gegen Mainz nach zuvor fünf ungeschlagenen Partien gegen die Rheinhessen verschärft.

Von einem Spiel, bei dem «man den Fuß reinkriegen muss», hatte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt gesprochen. Und die Spieler zeigten dies sofort. Mainz startete aggressiv – und führte nach einer Viertelstunde plötzlich 2:0. Bei einer flachen Hereingabe von Silvan Widmer patzte der Augsburger Abwehrspieler Robert Gumny und trat am Ball vorbei. Der hinter ihm lauernde Onisiwo nahm das Geschenk an, legte sich den Ball zurecht und ließ FCA-Torwart Gikiewicz keine Abwehrchance. Es waren die Mainzer, die das taten, was Augsburgs Trainer Markus Weinzierl Team gefordert hatte. «Du musst immer aktiv sein, passive Phasen im Spiel sind zu vermeiden», hatte er gesagt.

Mainz-Elf begeistert Fans

Doch die Gastgeber ließen dies zunächst gar nicht zu. Gute Kombinationen, hohes Tempo, frühes Stören – die Mainzer Fans hatten große Freude am Spiel ihrer Mannschaft. Bei Augsburg lief erst einmal fast alles schief. Weinzierl schrie, gestikulierte und dirigierte an der Seitenlinie. Nach dem 0:3 nahm er frustriert Platz. Zunächst tauchte der Mainzer Verteidiger Bell im gegnerischen Strafraum auf und schob den Ball im Stile eines Weltklasse-Stürmers dem bedauernswerten Gikiewicz zwischen den Beinen hindurch ins Tor.

Von den Gästen kam in den ersten 45 Minuten nach vorne so gut wie nichts. Im Gegenteil: Sie mussten froh sein, dass es nach dem wuchtigen Kopfball von Burkardt nach feiner Flanke von Onisiwo nur 3:0 stand. Die stark aufspielenden Onisiwo (35.) und Burkardt (40.) hatten weitere Großchancen, doch Gikiewicz verhinderte Schlimmeres.

Wenig überraschend wechselten die Augsburger zu Beginn der zweiten Hälfte. Tobias Strobl und Zeqiri kamen für Gumny und Sergio Cordova. Was auch immer Weinzierl in der Pause in der Kabine getan oder gesagt haben mag, es zeigte zumindest ein wenig Wirkung. Die Gäste spielten nun endlich engagiert auch nach vorne und boten Gegenwehr. Nach 57 Minuten hatte Ruben Vargas die Möglichkeit zum ersten Augsburger Treffer, doch der Heber des Schweizers ging drüber. Als Zeqiri traf, hofften die Augsburger – ganze zwei Minuten lang. Dann schlug Burkardt ein zweites Mal zu und durfte sich bei seiner Auswechslung (76.) über den wohlverdienten Sonderapplaus der Zuschauer freuen.

Von Andreas Schirmer und Wolfgang Müller, dpa
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