Bayerns Robert Lewandowski (M) trifft per Elfmeter zur Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Der FC Bayern hat mit gnadenloser Kaltschnäuzigkeit den Schritt zu gewohnter Stärke nach der Schmach von Gladbach gemacht und die Festung der Eisernen von Union Berlin zum Einsturz gebracht.

Im wohl vorerst letzten Spiel ohne Quarantäne-Chefcoach Julian Nagelsmann an der Linie bezwangen die Münchner die zuvor 21 Spiele daheim ungeschlagenen Köpenicker mit 5:2 (3:1).

Mit einem Standard-Doppelpack brachte Weltfußballer Robert Lewandowski (15./Elfmeter, 23.) die Gäste in einem mitreißenden und nie langweiligen Spitzenspiel in Führung. Leroy Sané (35.), Kingsley Coman (61.) und Thomas Müller (79.) erzielten die weiteren Bayern-Treffer, die mit nunmehr 38 Toren nach zehn Spieltagen auch noch einen Bundesliga-Rekord aufgestellt haben.

Allerdings ließen die erneut von Dino Toppmöller im Stadion betreuten Münchner die Gäste auch immer wieder ein bisschen rankommen: Niko Gießelmann (43.) traf vor der Pause, der kurz zuvor eingewechselte Julian Ryerson (65.) nach einer guten Stunde vor 16.509 Zuschauern. Drei Tage nach der 0:5-Pleite der Bayern und deren Pokal-Aus wurde den Fans erneut Fußball-Spektakel geboten – diesmal mit erfolgreichem Ende für den Rekordmeister, der die Liga-Führung somit verteidigte.

Die Festung der vor dem Spiel nur sechs Punkte schlechteren Berliner war eigentlich bereit für den Ansturm der Bayern. Das Lied der Eisernen erklang noch, als die Münchner auf den Platz kamen. Auf vier Positionen hatten beide Trainer ihre Mannschaften verändert. Eine Reaktion sollte her – bei den Münchnern. Sie kam, wenn auch erstmal glücklich. Die Unioner machten ganz zu Beginn, was Coach Urs Fischer angekündigt hatte: Sie stressten den Gegner.

Wenig Platz, rein in die Zweikämpfe, das ging zunächst auch auf gegen die Bayern, bei denen der gegen Mönchengladbach völlig indisponierte Dayot Upamecano durch Niklas Süle in der Innenverteidigung ersetzt wurde. Josip Stanisic rückte anstelle von Benjamin Pavard auf die rechte Abwehrseite. Zudem kamen Coman und Corentin Tolisso für Serge Gnabry und den verletzten Leon Goretzka im Mittelfeld zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an zum Einsatz.

Die Bayern blieben bei ihrer Linie, suchten auch über Distanzschüsse den Weg zum Erfolg. So wie in der 13. Minute, Sané zog aus rund 16 Metern ab, Unions Paul Jackel warf sich in die Flugbahn des Balls und bekam diesen an den nicht angelegten Unterarm. Elfmeter, die Union-Fans tobten. Lewandowski blieb cool – und legte den zweiten Treffer nur wenig später nach. Diesmal per Freistoß aus 16 Metern, er selbst war zuvor von Robin Knoche gefoult worden.

Die Stressphase war überstanden, die Bayern kamen in Schwung und auch in der Küche von Homeoffice-Chefcoach Nagelsmann dürfte sich die Stimmung stetig verbessert haben. Seine Mannschaft kontrollierte nun die Partie. Union wusste sich nicht so recht zu helfen. Max Kruse, der mit seiner Erfahrung und Cleverness in so einer Phase mitentscheidend hätte sein können, fehlte den Berlinern verletzt.

Einen ersten Sané-Versuch konnte Andreas Luthe noch großartig parieren, eine Minute später war der Union-Keeper zum dritten Mal geschlagen. Waren die Bayern wieder die Bayern, wie man sie eigentlich kennt?

Beim Gegentreffer von Gießelmann war von Münchner Gegenwehr nicht viel zu sehen. Und kurz vor der Pause konnten die Münchner von Glück sprechen, dass Sheraldo Becker im Abseits stand, als er traf. Deutlich wurde aber: Diese Bayern blieben verwundbar. Denn es ging nach der Pause erstmal so weiter. Becker und Unions Toptorschütze Taiwo Awoniyi wirbelten, Neuer musste mehrfach eingreifen, die Defensive der Bayern stand unter Druck. Sie wankten, sie fielen aber nicht.

Denn auf der Gegenseite traf individuelle Klasse. Eine kurze Körpertäuschung, ein satter Rechtsschuss in den Winkel, Comans Einsatz machte sich nun endgültig bezahlt. Kurz danach nahm Toppmöller Sané vom Platz, am Dienstag steht bereits das wichtige Heimspiel in der Champions League gegen Benfica Lissabon auf dem Programm. Auf der Gegenseite brachte Fischer unter anderem Ryerson – und der brachte die Unioner wieder ran. Doch Müller machte alle Hoffnungen zunichte nach toller Vorarbeit des eingewechselten Upamecano.

Von Jens Marx, dpa
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