Die Bochumer feiern Milos Pantovic (l) nach dessen Traumtor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Ein Traumtor, ein Elfmeter-Depp und ein später Malocher-Sieg: Die Schlussphase im Bochumer Ruhrstadion hatte es in sich, und am Ende waren die Zuschauer nach dem schwer erkämpften 2:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim völlig aus dem Häuschen.

«Unsere Fans sind überragend. Es ist einfach geil, solch eine Stimmung bei einem Spiel zu erleben», sagte VfL-Kapitän Anthony Losilla nach dem dritten Heimsieg – fünf Partien ohne Gegentor sind zudem derzeit geteilter Liga-Bestwert. Noch eine Stunde nach dem Spiel rief eine kleine Schar unentwegter VfL-Anhänger: «Wir wollen den Trainer sehen.»

Reis‘ Elfer-Patzer

Thomas Reis, der Baumeister der erfolgreichen Aufstiegself, hatte sich den Fans längst gezeigt und zuvor auch von ihnen verführen lassen. Nach der 1:0-Führung durch das erste Bundesligator von Soma Novothny (66. Minute) wurde den Gastgebern ein Strafstoß zugesprochen. Während sich zwei Bochumer Spieler über die Ausführung besprachen, forderten die Bochumer Fans Torhüter Manuel Riemann. Der hatte schon in der vergangenen Pokalrunde gegen den FC Augsburg den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Riemann drosch die Kugel diesmal über das Tor.

«Das nehme ich auf meine Kappe», gestand Reis, der vor dem Spiel keinen Schützen bestimmt hatte. Er habe sich von Emotionen der Fans ein wenig leiten lassen. «Das habe ich nicht gut moderiert», sagte der Trainer. Hoffenheims Christoph Baumgartner kommentierte die Szene auch: «Jetzt steht er ein bisschen als arroganter Depp da. Wenn er ihn reingeschossen hätte, dann hätten alle gesagt, was für ein geiler Typ.» Der letzte Torhüter, der zuvor einen Elfmeter in einem Bundesligaspiel geschossen hatte, war Hans Jörg Butt im Jahre 2010.

Trotz der Elfmeter-Panne hatte Reis, der in seiner aktiven Zeit mit dem VfL im Europapokal unterwegs war, großen Anteil am Erfolg gegen die technisch versierten und individuell starken Hoffenheimer. In Novothny und Milos Pantovic wechselt er nach gut einer Stunde die beiden späteren Torschützen ein. «Heute war es ein glückliches Händchen», sagte Bochums Chefcoach. Beim Treffer von Pantovic in der siebten Minute der Nachspielzeit erreichte die Stimmung den Höhepunkt im mit fast 20.000 Zuschauern besetzten Ruhrstadion.

Pantovic‘ Traumtor

«Ich habe bei dem Tor nicht viel überlegt. Da habe ich genug Vertrauen in meinen linken Fuß», sagte der Torschütze nach seinem spektakulären Treffer aus der eigenen Hälfte. Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann war in der Schlussoffensive der Gäste mit nach vorne gekommen und plötzlich kam der Ball zu Pantovic, der noch hinter der Mittellinie weit auf der linken Seite den Ball mit viel Gefühl neben den linken Pfosten des leeren Tores platzierte – «aus 170 Metern» wie der Stadionsprecher enthusiastisch verkündete.

Mit 13 Punkten aus elf Spielen und dem Liga-Bestwert von nur drei Gegentoren in fünf Heimspielen hat sich die Revierelf schnell im Oberhaus eingefunden. Vor allem die kompakte und sichere Defensive imponiert. «Die ganze Mannschaft ist heiß aufs Verteidigen. Das ist unheimlich wichtig. Wir müssen aber noch viele Punkte zu Hause holen, damit wir die Liga halten», sagte Bochums Chefcoach.

Von Morten Ritter, dpa
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