Union Berlin jubelt über den Derbysieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Die glückseligen Union-Fans besangen sich und ihren Ost-Club als «Stadtmeister, Stadtmeister» und gaben dem ungeliebten Nachbarn lautstark einen mit: «Siehst Du Hertha, so wird das gemacht!»

Im trotz Corona-Rekordzahlen ausverkauften Stadion An der Alten Försterei hat der 1. FC Union seine Vormachtstellung in der Hauptstadt eindruckvoll untermauert. Durch das 2:0 (2:0) am Samstagabend kletterten die Eisernen in der Tabelle der Fußball-Bundesliga auf Europapokalplatz fünf. Während sich die Unioner genüsslich zur Ehrenrunde aufmachten, schlichen die Profis von Hertha BSC von den eigenen Fans beschimpft in die Kabine.

«Magenkrämpfe habe ich nie, ich habe vieles erlebt in meinem Leben», sagte Hertha-Trainer Pal Dardai nach dem Spiel vor 22.012 Zuschauern bei Sky. «Die Tore, die wir kassiert haben, waren unnötig.» Angesichts der zweiten Halbzeit habe Union aber «verdient gewonnen». Hertha hat als 13. mit 13 Punkten nur drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. «Die Chancen, die wir hatten, waren harmlos», sagte Dardai.

Prestigeträchtiger Sieg für Union

Taiwo Awoniyi gelang in der achten Minute die Führung, Kapitän Christopher Trimmel (30.) erhöhte noch vor der Pause für die Mannschaft von Trainer Urs Fischer. Nach drei sieglosen Liga-Spielen ohne Max Kruse feierten die Unioner bei der Rückkehr des ehemaligen Nationalspielers passend zur Einstimmung auf das Conference-League-
Spiel am Donnerstag bei Maccabi Haifa den prestigeträchtigen Sieg im Derby, das in der Bundesliga nun zweimal Union gewann, zweimal Hertha und einmal keiner von beiden. «Man hat gesehen, wozu wir in der Lage sind, nicht nur spielerisch, sondern auch kämpferisch», sagte Kruse.

Zum ersten Mal seit dem 1:0-Sieg vor zwei Jahren spielten beide Teams wieder vor Fans gegeneinander, nachdem die Unioner vom Berliner Senat die Erlaubnis zur Vollauslastung unter 2G-Bedingungen bekommen hatten. «Ich freue mich und weiß, dass alle verantwortlich damit umgehen», sagte Union-Präsident Dirk Zingler bei Sky.

Hertha bemüht – aber Union gefährlich

Seine Spieler zeigten den Fans von Beginn an großen Einsatz in einem intensiv-körperlichen Spiel, das schnell durch einen kapitalen Patzer von Marton Dardai zugunsten der Unioner lief. Nach einem Pass in die Spitze von Nico Gießelmann traf der Sohn von Hertha-Trainer Pal Dardai den Ball nicht richtig. Eine Gelegenheit, die sich Unions Torgarant Awoniyi nicht nehmen ließ und im Angesicht der 2400 Fans der Hertha an Alexander Schwolow zur Führung einschob.

Was beim letzten Derby in der Köpenicker Kultstätte bis kurz vor Schluss beim damaligen 1:0-Sieg gedauert hatte, wurde beim fünften Hauptstadt-Derby in der Bundesliga zum Start nach Wunschvorstellung für die Eisernen und zur Derby-Prüfung für die Herthaner, die zuletzt mit sieben Punkten aus vier Spielen einen leichten Aufwärtstrend verspürt hatten.

Pal Dardais Mannschaft, in der Stürmer Stevan Jovetic fehlte, nachdem er nun doch wieder positiv auf das Coronavirus getestet wurde, tappte den taktisch klug agierenden Gastgebern aber immer wieder in die Falle. An der Mittellinie spätestens machten die Unioner die Räume eng und Hertha verlor die Bälle. Kruse und Grischa Prömel (22. und 25.) verpassten aber ihrerseits, die Führung auszubauen. Das machte Rechtsverteidiger Trimmel nach einer Ecke mit einen Flachschuss von der rechten Seite diagonal durch den Hertha-Strafraum ins lange Eck mit seinem ersten Saisontor.

Während bei Union auch ein Abwehrspieler traf, mühte sich die Hertha zum ersten Schuss Richtung Tor in der 37. Minute durch Angreifer Peter Pekarik. Der jubelte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dann sogar mit den Herthanern über sein vermeintliches 1:2, der Videobeweis belegte aber: Kein Tor, Abseits. Danach war Pause. Als der Versuch des Anrennens der Gäste auch nach dem Seitenwechsel keinen Erfolg brachte, schickte Pal Dardai unter anderem auch Kevin-Prince Boateng aufs Feld. Zuvor hätte Routinier-Pendant auf Unioner Seite fast das 3:0 erzielt – Schwolow rettete mit den Fingerspitzen.

Die Gastgeber blieben auch danach gefährlich, Herthas war zumindest das Bemühen nicht abzusprechen. Aufbauen lässt sich darauf vor dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen den nur einen Punkt schlechteren FC Augsburg allerdings kaum.

Von Jens Marx und Arne Richter, dpa
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