Soll Hertha BSC wieder in die Spur bringen: Dardai-Nachfolger Tayfun Korkut. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Drei Jahre war er weg. Nun kommt Tayfun Korkut auf die Bundesliga-Bühne zurück und hat mit Hertha BSC einen der derzeit wohl kompliziertesten Arbeitgeber erwischt.

Doch der Freund und Wegbegleiter von Ex-Bundestrainer Joachim Löw hat sich für die Aufgabe in Berlin Humor, aber auch den nötigen Realismus bewahrt. Ob sich die Hertha-Fans jetzt wieder auf Offensiv-Fußball freuen können, wurde Korkut vor seiner Premiere ausgerechnet bei seinem Ex-Club VfB Stuttgart am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) gefragt. Da musste Korkut dann doch lachen. Wunder wird er nicht vollbringen können.

Korkut ist für Geschäftsführer Fredi Bobic, der sich in seiner Berliner Not an gemeinsame Tage mit dem damaligen VfB-Jugendtrainer im Ländle erinnerte, der Impulsgeber. «Neuen Input», solle der 48-Jährige dem unverändert verunsicherten und unter Ex-Coach Pal Dardai zu oft auch desorientierten Hertha-Kader geben.

«Idee vom Fußball weiterentwickeln»

«Tayfun hat in der Vergangenheit schon unter Beweis gestellt, dass er ein Team nicht nur stabilisieren, sondern auch mit seiner akribischen und leidenschaftlichen Arbeit und seiner Idee vom Fußball weiterentwickeln kann», sagte Bobic.

Der Start in Stuttgart, beim ebenfalls kriselnden Tabellen-Nachbarn: «Stückweit besonders ja, weil es der letzte Verein war», sagte Korkut in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Schwaben. Die ersten Tage des Kennenlernens verliefen «super», berichtete Korkut. Er erhalte vollste Unterstützung in allen Bereichen. Auf dem Papier läuft diese Unterstützung bis zum Saisonende, denn so lange läuft sein Vertrag beim Hauptstadtclub.

Korkut ist der Prototyp für Monats-Engagements. So war es in Stuttgart (neun Monate), Leverkusen (vier) und Kaiserslautern (sechs). Nur bei Hannover 96 blieb er über eine Jahresfrist hinaus.

In Leverkusen holte Korkut, der als Interimstrainer gekommen war, nur magere zwei Siege aus elf Bundesligapartien. Besser sah sein Einstieg in Stuttgart aus: Am 21. Spieltag (Saison 2017/18) übernahm er die Dienste bei dem damaligen Aufsteiger, der zu dem Zeitpunkt auf dem 14. Platz stand. Korkut holte in 14 Bundesligaspielen insgesamt neun Siege und beendete die Saison auf dem 7. Platz. Das wäre jetzt auch der Berliner Masterplan – die Hertha ist vor dem 14. Spieltag 14.

Neues Terrain Geisterspiele

Korkut muss nach seiner langen Auszeit noch ein persönliches Novum meistern. Geisterspiele kennt er als Coach noch nicht. Bei der Partie in Stuttgart sind aufgrund der Coronalage maximal 750 Zuschauer zugelassen. «Ich persönlich kenne es nicht. Zu meiner letzten Tätigkeit gab es noch Zuschauer, da waren die Stadien noch voll», sagte er.

Ausreden zählen aber nicht. Seit vier Spielen warten die Berliner auf einen Sieg. Umso wichtiger sei deshalb ein Erfolg an diesem Sonntag: «Die Mannschaft, die dieses Spiel gewinnt, wird einen kleinen Schritt machen in die richtige Richtung und die wollen wir sein», sagte Korkut. Das wäre auch für Bobic der richtige Impuls.

Von Philipp Znidar, dpa
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