Der Mainzer Trainer Bo Svensson jubelte nach dem Schlusspfiff gegen Bochum. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Torsten Silz/dpa)

«Für was?» Der empörte Ruf von Bo Svensson kurz vor Schluss Richtung Schiedsrichter Frank Willenborg, der ihm die Gelbe Karte gezeigt hatte, hallte die Haupttribüne hoch.

Hinterher gab es sogar für den Dänen Wichtigeres als die zweifelhafte Ehre, dass er als erster Trainer in der Fußball-Bundesliga nach seiner vierten Verwarnung für ein Spiel gesperrt ist. Die Freude über das 1:0 (0:0) des FSV Mainz gegen den VfL Bochum «überwiegt», so der Däne. Bereits am Dienstag gibt es eine Neuauflage des Duells der beiden Mannschaften, die sich im Stile zweier Abstiegskandidaten über 90 Minuten in jeden Ball und Gegenspieler warfen.

Wiedersehen im Pokal

Im DFB-Pokal-Achtelfinale dann in Bochum wird Svensson noch wie seit einem Jahr gewohnt auf der Bank der Rheinhessen sitzen, am Samstag in der Partie bei der SpVgg Greuther Fürth ist er auf die Tribüne verbannt. Seit der Saison 2019/20 können Gelbe Karten auch an Trainer verteilt werden – vier Verwarnungen ziehen automatisch ein Spiel Sperre nach sich. Svensson sah in der Verwarnung von Willenborg zwar ein Missverständnis nach einem Disput mit der Bochumer Bank, meinte aber auch: «Das ist keine Ausrede. Das ist nicht eine Gelbe Karte, sondern es sind vier – das ist nicht so optimal.»

Entscheidend war für den 42-Jährigen an diesem Tag aber, dass sich seine Mainzer mit dem dritten Heimsieg ohne Gegentor in Serie im Tabellen-Mittelfeld festgesetzt haben. «Wir sind einfach froh, ein sehr, sehr enges Spiel gewonnen zu haben. Wir freuen uns über die drei Punkte in einem sehr schwierigen Spiel», sagte Svensson.

Mainzer Matchwinner

Die beiden Matchwinner Robin Zentner und Jeremiah St. Juste hauten sich bei der Umarmung im Kabinengang auf den Rücken, dass es nur so krachte. Der Keeper hielt in der 32. Minute einen Foulelfmeter von Sebastian Polter. Der überraschend zurückgekehrte Abwehrspieler, Ende Oktober an der Schulter operiert, erzielte in der 48. Minute das Tor des Tages. «Es waren harte Monate, aber heute ist ein unglaubliches Gefühl», sagte der Niederländer St. Juste.

«Wir müssen nun den Mund abputzen und aus den Dingen lernen. Am Dienstag im Pokal erwarte ich ein ähnliches Kampfspiel mit einem engen Ergebnis», sagte Bochums Chefcoach Thomas Reis. In der ruppigen Partie vor nur 1000 erlaubten Zuschauern hallten die Press- und Befreiungsschläge immer wieder durch das fast leere Stadion. FSV-Innenverteidiger Stefan Bell meinte hinterher, dass es «wahrscheinlich 500 Zweikämpfe» gegeben habe.

Streit der Elfmeter-Schützen

Bochums Torjäger Polter und sein Kollege Milos Pantovic, der in dieser Spielzeit schon als Kunstschütze glänzte, stritten dann auch noch um die Ausführung des Strafstoßes. «Ich will Tore schießen. Ein Elfmeter ist der schnellste Schuss zum Tor», sagte Polter nach seinem Fauxpas gegen Zentner. Pantovic habe hatte zuvor vor der Sky-Kamera erklärt, dass er als Schütze eingeteilt gewesen sei und meinte später: «Es war nicht klar definiert, ich hätte gerne geschossen.» Polter erklärte es so: «Er hat nach kurzem Hin und Her nachgeben.» Trainer Reis trug’s mit Fassung – und Humor. «Ich bin froh, dass wir viele mündige Fußballer haben. Vielleicht brauchen wir am Dienstag mehrere Elfmeterschützen.»

Von Ulrike John, dpa
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