Die Spieler von Union Berlin (in rot) feiern das 2:0 gegen Hertha BSC. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sören Stache/dpa)

Die Eisernen tanzten und feierten mit ihren 200 Fans, die schon wieder geschlagenen Spieler vom Hauptstadtrivalen Hertha BSC lagen müde und enttäuscht auf dem Rasen des Olympiastadions. Der 1. FC Union hat die neuen Machtverhältnisse im Hauptstadt-Fußball eindrucksvoll manifestiert.

Durch ein 3:2 (1:0) bei der Hertha zogen die Köpenicker nach zwei Jahren wieder ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein und demütigten ihren sportlich abgehängten Lokalrivalen nun auch in dessen Olympiastadion. «Wir haben alles gegeben und ich glaube, wir haben hochverdient gewonnen», sagte Union-Starspieler Max Kruse: «Wir haben Musik, wir werden noch ein bisschen feiern.»

Union war spielerisch und taktisch überlegen

Zwei Monate nach dem souveränen 2:0 im Bundesliga-Duell war das Team von Erfolgscoach Urs Fischer im Hauptstadt-Derby spielerisch und taktisch wieder überlegen. Die Hertha stemmte sich gegen die Niederlage, zeigte aber erschreckende Defensivschwächen. «Wir verteidigen wie eine Schülermannschaft», sagte Herthas Sportdirektor Arne Friedrich bei Sky: «Es ist schwer, in Worte zu fassen.»

Andreas Voglsammer (11. Minute) mit einem artistischen Seitfallzieher, Niklas Stark per Eigentor (50.) und Robin Knoche (55.) trafen für den Pokal-Finalisten von 2001, der sich nach dem ersten Auswärts-Derbysieg seit elf Jahren sogar gute Chancen auf eine Rückkehr ins Olympiastadion beim Endspiel am 21. Mai ausrechnen kann. Für die Hertha traf Suat Serdar doppelt (54., 90.+4). Trainer Tayfun Korkut muss die zähe Aufbauarbeit einer verunsicherten Mannschaft fortsetzen – am Sonntag im Heimspiel der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München.

Und die Schmach für den Club aus Charlottenburg deutete sich nach nur wenigen Sekunden an. Nicht mal zehn Sekunden waren gespielt, da prüfte Max Kruse Alexander Schwolow. Nicht mal eine Minute war gespielt, da musste der Hertha-Keeper gegen Voglsammer retten. Biss, Leidenschaft – die Eisernen brachten die Derby-Tugenden direkt auf den neu verlegten Rasen, nichts davon anfangs beim Gastgeber. Die Führung der Unioner war nur die logische Konsequenz des anfangs deutlichen Leistungsunterschieds der Hauptstadtrivalen.

«Es gehört auch immer ein bisschen Glück dazu»

Aus der eigenen Hälfte schlug Dominique Heintz den Ball auf der linken Seite auf Kruse. Der 33 Jahre alte Kreativgeist der Gäste flankte in die Mitte, eigentlich ein bisschen zu weit für Voglsammer. Doch der verwertete die Hereingabe in der Luft. «Es gehört auch immer ein bisschen Glück dazu», sagte Voglsammer in der ARD. Herthas Kapitän Dedryck Boyata, zurück in die Startelf, stand in der Szene viel zu weit weg.

Die Miene von Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic verfinsterte sich und nahm die grimmigen Ausmaße vom November an bei der Derby-Pleite in der Liga. Und es wäre schon in der ersten Hälfte trotz einer allmählichen Steigerung der Korkut-Mannschaft fast noch schlimmer gekommen. Nachdem eine Flanke von Voglsammer an Starks Arm geprallt war, drohte ein Handelfmeter. Per Videobeweis wurde aber eine vorhergehende Abseitsstellung festgestellt.

Drei Treffer im Derby sind neu für Union

Nach einer guten halben Stunde musste Andreas Luthe im Union-Tor zum ersten Mal eingreifen, eine harmlose Flanke. Dennoch fiel auf, dass die Blau-Weißen sich zurück in die Partie kämpfen wollten. Serdar traf per Kopfball das Außennetz, ansonsten fehlten aber einfach die Mittel, um das nun druckvollere Spiel in Chancen umzumünzen. Als dann der Ball in der Nachspielzeit vor der Pause doch im Netz der Gäste zappelte, brandete Jubel auf im fast leeren Olympiastadion. Wegen einer Abseitsstellung wurde Serdars Treffer aber nicht anerkannt.

Tore fielen danach in einer rasanten Anfangsphase der zweiten Hälfte. Zunächst vergab Vladimir Darida eine Riesenchance aus kurzer Distanz für Hertha. Dann ging es Schlag auf Schlag: Stark schob den Ball ins eigene Tor zum zweiten Union-Treffer, Serdar traf aus spitzem Winkel zum Anschlusstreffer für die Hertha. Doch das Problem blieb, der Wille allein reichte bei der Korkut-Mannschaft nicht. Die massiven Defensivschwächen nutzte Knoche mit einem Billard-Tor aus, drei Treffer waren Union in einem Derby gegen Hertha noch nie gelungen.

Von Arne Richter, Thomas Flehmer und Jens Marx, dpa
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