Die Spieler von Hertha BSC sind nach der Niederlage gegen Leipzig enttäuscht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Sechs Tore ins Mark von Hertha BSC! Eine Partie, die dem Berliner Fußball-Bundesligisten neue Hoffnung im Abstiegskampf hätte geben können mit einer leidenschaftlichen Leistung über eine Stunde, endete mit einem Debakel.

Höchste Heimniederlage in dieser Saison, Tiefschlag in einer ohnehin hochkritischen Phase auch noch mit einem Corona-Ausbruch, dazu die kommenden schweren Gegner. «Wir jammern nicht, wir gehen positiv nach vorne», betonte Hertha-Manager Fredi Bobic. Und auch Trainer Tayfun Korkut, den Bobic Ende November als Retter geholt hatte, meinte: «Tut uns natürlich nicht gut, wird uns aber nicht umhauen.»

Hertha braucht «Nehmerqualitäten»

Es war die Szene, die das Debakel für die Hertha einleitete. Marc Oliver Kempfs Ringereinlage gegen Leipzigs Christopher Nkunku. Der im Winter geholte und als neuer Abwehrchef designierte Manndecker verursachte den Elfmeter nach einer Stunde und sah auch noch die Rote Karte. Vorwürfe wolle er Kempf nicht machen, betonte Korkut. Es sei aber der Moment gewesen, der das Spiel in zwei Teile getrennt habe. Mit dem Strafstoß ging Leipzig mit 2:1 in Führung – der Rest war Schweigen aus Berliner Sicht. «Wir müssen das Ergebnis schlucken», sagte Korkut: «Wir müssen aber auch Nehmerqualitäten entwickeln.»

Herthas Ergebnis-Not

Bei allem Bemühen der Verantwortlichen, die positiven Ansätze im Spiel der Berliner zu betonen, die Mannschaft muss Punkte holen. 0:4 gegen Mainz, 1:4 gegen die Bayern, 1:2 beim Tabellenschlusslicht Fürth, 1:6 gegen RB. Auch unter Korkut häufen sich die bitteren Pleiten. Mit dem Türken holte die Hertha neun Punkte aus zehn Spielen, unter Vorgänger Pal Dardai waren es immerhin noch 14 Punkte aus 13 Partien gewesen. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt einen Punkt – und das Restprogramm des Hauptstadtclubs ist nicht ohne: In Freiburg, Leverkusen und Dortmund muss man unter anderem noch antreten.

Hertha in der Corona-Klammer

Sechs Spieler kamen kurz vor der Partie gegen Leipzig dazu, acht standen Korkut damit wegen positiver Corona-Befunde nicht zur Verfügung. Sie seien nicht mehr weit davon entfernt gewesen, eine Spielverlegung zu beantragen, sagte Bobic. An Spielern, die unter die Kategorie gestandene Profis fallen, saßen nur noch zwei auf der Ersatzbank.

Das Problem wird nun auch sein, dass ein geordnetes Training mit etwa 25 Prozent des Hertha-Kaders in Quarantäne schwer möglich ist. Hinzu kommt, dass im nächsten Spiel beim starken Tabellensechsten SC Freiburg auch noch Marc Oliver Kempf nach seiner Roten Karte fehlen wird.

Herthas Big-City-Club-Not

Auf die scharfe Kritik von Investor Lars Windhorst, der einst zu Beginn seines Engagements das Prädikat Big City Club geprägt hatte, wollte Fredi Bobic nicht allzu sehr eingehen. «Dadurch, dass er nicht Fußball spielen muss, ist das alles okay», sagte der Hertha-Manager beim Streamingdienst DAZN. «Ich konzentriere mich erst mal auf den Sport. Das ist das Wichtige.» Doch Windhorst dürfte sich von guten 60 Minuten kaum besänftigen lassen, wenn am Ende die nächste deftige Pleite für die Hertha zu Buche stand. Jüngst hatte er sein Investment von 375 Millionen Euro («aus heutiger Sicht ja, leider») als Fehler bezeichnet.

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