Domenico Tedesco trainierte früher auch Spartak Moskau. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Modla/dpa)

Leipzigs Trainer Domenico Tedesco wich von seinen Gewohnheiten ab. Aus besorgniserregendem Grund.

«Ich verfolge es natürlich und ich hoffe, dass am Ende eine friedliche Lösung herauskommt. Das ist das, was ich mir wünsche», sagte der 36 Jahre alte Fußball-Lehrer, der am liebsten auch nur über Fußball reden mag, bei einer Pressekonferenz in Leipzig.

Doch seine Vergangenheit bei Spartak Moskau, die nahe Zukunft mit einem möglichen baldigen Wiedersehen in Russland und die Gegenwart mit der Zuspitzung des Russland-Ukraine-Konflikts ließen ihn diesmal nicht nur über Fußball sprechen. Dieses Thema sei speziell schon etwas, das ihn interessiere. «Das ist ja klar», betonte Tedesco.

Denn sollte er sich mit seinem jetzigen Club RB Leipzig im Rückspiel der Zwischenrunde der Europa League am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) bei Real Sociedad San Sebastián durchsetzen, wäre Spartak einer der möglichen Achtelfinalgegner. Das russische Hauptstadtteam hatte seine Gruppe gewonnen und ist daher eine der acht gesetzten Mannschaften. Gegen die ebenfalls gesetzten Bundesliga-Rivalen Eintracht Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen könnte Leipzig noch nicht spielen, das schließt der Modus aus.

Tedesco: «Sensationelle Zeit» bei Spartak

Er habe bei Spartak sowohl sportlich als auch menschlich eine «sensationelle Zeit» gehabt, betonte Tedesco. «Es sind viele Freundschaften entstanden, die immer noch Bestand haben. Wir schreiben jetzt noch, wir schreiben auch in den letzten Tagen.» Vor seinem Engagement in Leipzig, das im vergangenen Dezember begann, hatte er von Oktober 2019 bis Ende Mai 2021 für den russischen Hauptstadtclub gearbeitet.

Doch vor einem Wiedersehen unter alles anderen als erfreulichen Vorzeichen müssen die Leipziger erstmal in Spanien gewinnen. Das 2:2 im Hinspiel in der Red Bull Arena zeigte, dass das kein leichtes Unterfangen ist. Dass Real Sociedad wieder mit einer Fünferkette aufläuft, damit rechnet Tedesco aber nicht.

Tedesco rechnet mit entschlossenem Gegner

«Ich glaube, dass sie daheim ein bisschen anders spielen werden, die Fans sie nach vorne peitschen», meinte Tedesco. Erst recht nach der bitteren 0:4-Pleite im Basken-Derby gegen Athletic Bilbao am vergangenen Spieltag in der Primera Division. Nach der «schmerzvollen Nacht» bleibe keine Zeit zum lamentieren, kommentierte der Club selbst auf seiner Homepage. Und Angreifer sowie Kapitän Mikel Oyarzabal appellierte via Instagram an die enttäuschten Fans: «Der Moment, in dem wir vereint sein und mehr denn je dieser Mannschaft vertrauen müssen.»

Das Vertrauen in sich wächst stetig bei den Leipzigern unter Tedesco. Das 6:1 zuletzt gegen Hertha BSC lieferte einen weiteren Beweis und Platz vier in der Bundesliga. Und die Gier nach mehr ist da. Dass der RB-Coach im Rückspiel keinerlei Ausfälle zu verzeichnen hat, passt ins runde Bild eines Klasse-Masse-Kaders. «Wenn wir so viel gutes Personal haben, muss es unsere Stärke werden», sagte Tedesco, der zuletzt vor allem durch seine Einwechslungen die Zeichen auf Erfolg stellte. Ob er im Estadio Anoeta groß rotieren lässt wie zuletzt in Berlin mit sieben neuen Akteuren in der Startelf oder mit der gleichen Formation spielt, wollte er nicht verraten.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Real Sociedad San Sebastian: Mathew – Gorosabel, Aritz, Le Normand, Aihen – Zubimendi, Portu, David Silva, Oyarzabal, Isak – Sörloth

RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Orban, Gvardiol – Henrichs, Laimer, Adams, Dani Olmo, Forsberg – André Silva, Nkunku

Schiedsrichter: Anthony Taylor (Großbritannien)

Von Jens Marx, dpa
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