Der BVB muss weiter auf seinen Topstürmer Erling Haaland verzichten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Schon vor dem Start in die Mission Fußball-Märchen gab es den ersten Dämpfer. Ohne Erling Haaland traten die Dortmunder Profis die Reise Richtung Schottland an.

Anders als erhofft muss der BVB auch im Zwischenrunden-Rückspiel der Europa League am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) bei den Glasgow Rangers auf den Torgaranten verzichten. Das wiegt ähnlich schwer wie die 2:4-Hypothek aus dem ersten Duell. Dennoch klang Teamkapitän Marco Reus ungewohnt forsch: «Wir haben Großes vor. Mich stimmt einiges positiv, dass wir ein anderen Gesicht zeigen werden.»

Hexenkessel in Glasgow

Dem Bundesliga-Zweiten steht ein ultimativer Charaktertest bevor. Im mit 50.000 Zuschauern gefüllten und für seine hitzige Stimmung bekannten Ibrox-Stadion sind bedingungslose Einsatzbereitschaft und mentale Stabilität gefragt. Beides gehört nicht gerade zu den größten Stärken der als launischen Diva bekannten Borussia. Gleichwohl klang Kapitän Marco Reus vor dem Showdown im Hexenkessel ungewohnt kämpferisch: «Wir haben ein Endspiel, uns erwartet ein Kampf – und wir werden bereit sein.» Mitstreiter Julian Brandt drückte es in westfälisch unverblümter Manier aus: «Wir müssen versuchen, die Sch… auszulöffeln.»

Noch ist der Ärger der Vereinsbosse über das peinliche 2:4 im Hinspiel nicht verflogen. Daran ändert auch der zwischenzeitliche 6:0-Kantersieg über Borussia Mönchengladbach nichts. Nur ein längerer Verbleib in der Europa League kann dazu beitragen, den durch den frühen Knockout in der Champions League entstandenen finanziellen Schaden zu lindern und das angekratzte Image wieder aufzubessern. Sportdirektor Michael Zorc machte aus seiner Erwartungshaltung keinen Hehl: «Ich habe gesagt, wenn die Mannschaft Eier hat, dreht sie das Spiel. Es ist Halbzeit, wir liegen 2:4 hinten und haben die Aufgabe, das zu drehen. Jeder weiß, was das bedeutet.»

Ähnlich wie seine Mitstreiter Reus und Brandt kündigte auch der für sein großes Kämpferherz bekannte Jude Bellingham entschiedenen Widerstand an. «Es gibt keine Person in dieser Umkleidekabine, die aufgeben wird. Ich werde das nicht zulassen», sagte der englische Nationalspieler bei BT Sport.

BVB-Coach Rose kämpferisch

Viel wird davon abhängen, ob die Borussia ihre chronische Abwehrschwäche ablegen kann. Die Ausfälle von Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou machen es Trainer Marco Rose auf seiner Suche nach mehr Stabilität für sein Team jedoch nicht leichter. Gut möglich, dass er wie schon zuletzt gegen Gladbach erneut auf eine Dreierkette setzt – mit dem nach verstörenden Interviews eigentlich in Ungnade gefallenen Marin Pongracic als Zagadou-Ersatz.

«Natürlich schleppen wir diesen Rucksack mit hierher, aber wir wollen unsere Chance wahrnehmen», kommentierte Rose. Bei allem Respekt vor dem Gegner gab sich der Trainer trotz des erneuten Ausfalls von Haaland betont zuversichtlich: «Erling fehlt uns mittlerweile fast die Hälfte der Saison, wir haben trotzdem viele Tore erzielt.»

Für den BVB könnte es von Vorteil sein, dass die alte Europapokal-Arithmetik der UEFA nicht mehr greift. Weil die Anzahl der Auswärts-Tore bei Gleichstand nach zwei Duellen nicht mehr ausschlaggebend ist, genügt ein Sieg mit zwei Toren Unterschied, um in die Verlängerung einzuziehen. Reus hofft inständig, dass die launische Borussia nach der 6:0-Gala gegen Mönchengladbach nicht wieder ihr anderes, weniger schönes Gesicht zeigt: «Nun geht es darum, einen Schritt draufzupacken. Wir müssen mutig sein und brauchen einen perfekten Tag.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Glasgow Rangers: McGregor – Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic – Jack, Lundstram – Arfield, Kent, Aribo – Morelos

Borussia Dortmund: Kobel – Can, Hummels, Pongracic – Wolf, Bellingham, Dahoud, Guerreiro – Hazard, Reus – Malen

Schiedsrichter: Lahoz (Spanien)

Von Heinz Büse, dpa
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