Vor 19 Jahren stieg Roman Abramowitsch beim FC Chelsea ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Meissner/AP/dpa)

Mit einem breiten Grinsen hebt Roman Abramowitsch den silbernen Henkelpott in die Höhe, um den Milliardär herum jubeln die Spieler des FC Chelsea. Starspieler Didier Drogba hat den Mund weit aufgerissen. Und die Bayern-Fans leiden.

Ob sich Roman Abramowitsch Bilder wie dieses von jenem 19. Mai 2012 jetzt noch einmal anschaut? Mit dem Triumph in der Champions League im Münchner Stadion gegen den FC Bayern erfüllte sich der Herzenswunsch des Oligarchen, der die Blues vor 19 Jahren genau zu diesem Zweck übernommen hatte, zum ersten Mal.

Russische Millionen

«FC Chelsea London an russischen Öl-Milliardär verkauft», schrieb die Deutsche Presse-Agentur am 2. Juli 2003 um 11.15 Uhr. 43,5 Millionen Euro bezahlte der Russe für den damaligen Mittelklasseverein und übernahm damit auch die Schulden in Höhe von über 100 Millionen Euro. Auf die Frage eines BBC-Reporters, was er von Roman Abramowitsch halte, antwortete ein Fan vor der Stamford Bridge mit der Gegenfrage, ob es sich bei diesem um einen neuen Mittelfeldspieler handele.

Es folgte ein damals beispielloser Zahlungsstrom von russischen Millionen. «Hier ging es nie um das Geschäft oder um Geld, sondern um pure Leidenschaft für das Spiel und für den Club», schrieb Abramowitsch in dem Onlinebrief am Mittwochabend, den die Blues auf ihrer Internetseite veröffentlichten. Mit der Ankündigung, den Club zu verkaufen, leitete der 55-Jährige das Ende seiner oft auch kontroversen Ära in London ein. Seine angeblich persönliche Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin war schon vor 19 Jahre ein Thema.

Krieg in der Ukraine

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den in der Folge harten Sanktionen gegen Russen und russische Unternehmen mehrten sich die Gerüchte, Abramowitsch stehe ebenfalls stark unter Druck. Immer wieder forderten Abgeordnete im englischen Unterhaus, ihn auf die Sanktionsliste zu setzen. Als Freund und Förderer gilt der Oligarch uneingeschränkt wohl nur innerhalb der Welt der Blues. Teil von dieser zu sein, sei «ein Privileg», schrieb der Russe.

Bei seinen Entscheidungen habe immer das Wohl des Vereins im Zentrum gestanden, schrieb Abramowitsch. Zu verkaufen sei in der aktuellen Situation, «sowohl im besten Interesse des Clubs, der Fans, der Mitarbeiter als auch der Sponsoren und Partner». Er werde keine Rückzahlung der Darlehen, die sich auf 1,5 Milliarden Pfund belaufen sollen, fordern.

Eine Summe, die verdeutlicht, warum so viele Fans das System der alimentierten Fußballvereine harsch kritisieren. Es ist ein ungleicher Wettbewerb. Der Chelsea-Rekordtransfer von Romelu Lukaku für Medienberichten zufolge 115 Millionen Euro erfolgte im vergangenen Corona-Sommer.

«Auf kurze Sicht» werde sich für die Mannschaft «hoffentlich» nicht viel ändern, sagte am Mittwochabend Thomas Tuchel, der deutsche Trainer der Blues, dem Abramowitsch im vergangenen Jahr den zweiten Triumph in der Champions League mit zu verdanken hatte. «Vielleicht ändert es gar nichts. Wir werden tun, was wir können, um die Nebengeräusche zu unterdrücken und fokussiert zu bleiben, was nicht immer einfach ist.» Tuchel sprach von «Big News».

Reiche Hintermänner

Vor fast 20 Jahren war Abramowitsch mit seinen Millionenspenden für einen Fußballverein zwar nicht allein – aber doch am prominentesten. Inzwischen wurde der Fußball längst entdeckt für vermögende Hintermänner oder sogar Staaten. Der englische Meister Manchester City gehört praktisch dem Emirat Abu Dhabi, Rekordchampion Manchester United ist im Besitz der Glazer-Familie aus den USA. Hinter dem FC Liverpool steht die Fenway Sports Group. Abramowitsch lieferte für Chelsea aber immer ein Gesicht zu den Millionen.

Der damalige deutsche Nationalspieler Michael Ballack war 2006 einer der großen Transfers in den früheren Abramowitsch-Jahren. Der «Capitano» der DFB-Auswahl kam im Gegensatz zu etlichen anderen Stars aber ablösefrei vom FC Bayern. Über einen längeren Zeitraum schießt Geld dann doch Tore – die richtigen Trainer vorausgesetzt. Bei Chelsea versuchten sich mehrere große Coaches, unter anderem Carlo Ancelotti, José Mourinho und Antonio Conte. Und jetzt Tuchel.

Seit der Übernahme gewann Chelsea jeweils fünfmal die englische Meisterschaft und den FA Cup, dreimal den Ligapokal sowie je zweimal die Champions League und die Europa League. Vor kurzem triumphierten die Blues erstmals auch bei der Club-Weltmeisterschaft – es war der letzte große Titel, der in Abramowitschs Sammlung noch fehlte.

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