Leipzigs Stürmer André Silva trifft auf seinen alten Verein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Die wundersame Wandlung des André Silva vom Transferflop zum unumstrittenen Torjäger ist durchaus ein Lehrbuch-Beispiel für die Rolle der Psyche bei einem Stürmer.

Mit großem Getöse und 23 Millionen Euro lockte RB Leipzig den portugiesischen Fußball-Nationalspieler von Eintracht Frankfurt weg. In Silva, so die Denke, habe man endlich den Nachfolger von Timo Werner gefunden. Falsch gedacht. In seinen ersten zwölf Liga-Spielen brachte es der 26-Jährige auf zwei Tore, eins davon per Elfmeter. Silvas Spielzeit sackte in dieser Phase so rapide ab wie die Börsenkurse zu Beginn der Corona-Pandemie.

Tranier-Wechsel zeigt Wirkung

Die Wende beim durch die Hinrunde taumelnden Vizemeister kam mit dem neuen Trainer Domenico Tedesco. Plötzlich spielte Silva besser, fand sein Gespür wieder – und traf. Sieben seiner bisher zehn Liga-Tore hat der Angreifer unter Tedesco geschossen. Warum eigentlich? Das weiß er selbst nicht so genau. «Ich bin immer noch der gleiche Spieler wie zu Saisonbeginn. Manchmal ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die harte Arbeit auch an Leistungen zeigt und man Ergebnisse sieht», sagte Silva.

Das Duell mit der alten Liebe Frankfurt kommt dem Mann aus einem Vorort Portos gerade recht. Am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) hat Silva auch noch aus dem Hinspiel etwas gutzumachen. Ende Oktober war er nur auf unauffällige 25 Minuten gekommen und dann kassierte RB auch noch den Ausgleich zum 1:1 in der Nachspielzeit. Für Silva, der in zwei Frankfurter Jahren mit 45 Toren in 71 Spielen seine beste Zeit hatte, ein letztlich furchtbarer Trip in die Vergangenheit.

Silva will es der Eintracht zeigen

Nun soll die Eintracht spüren, dass es den alten Silva noch gibt. «Ich fiebere immer noch mit Frankfurt, zum Beispiel in der Europa League. Aber wenn wir um den gleichen Platz kämpfen würden, bin ich natürlich für Leipzig», sagte der Angreifer. Zuletzt traf er nach vier Spielen ohne Treffer in Fürth wieder – gerade rechtzeitig.

Die eigenen Aktien an Silvas gestiegener Torquote will Tedesco möglichst billig halten. «Ich versuche, das nicht immer auf Trainer oder mich zu projizieren. André hat seine Qualitäten auch vor meiner Zeit unter Beweis gestellt», sagte der 36-Jährige. Nur eben nicht in Leipzig. Da bedurfte es einer Systemumstellung, zu der sich Tedescos Vorgänger Jesse Marsch erst spät durchgerungen hatte. Silva bekam zum einen Christopher Nkunku als zweiten Stürmer an die Seite gestellt.

Zudem erhöhte Tedesco die Anzahl der Positionen, aus denen Silva angeflankt wird. War es bei Marsch vorrangig der damals mit eigenen Formproblemen kämpfende Spanier Angeliño über die linke Seite, wird Silva nun auch von rechts bedient. Oder eben mal durch die Mitte. «Es ist wichtig zu überlegen, wo hat er Stärken und wie muss er angespielt werden», erklärte Tedesco. «Er hat ganz, ganz viele, die ihn bedienen. Das ist der positive Effekt von guten Mitspielern.»

Nkunku überragend

Der beste davon ist zweifelsohne Nkunku, der im Sommer wohl kaum zu halten ist. «In einem Moment sieht es so aus, als hat der Verteidiger volle Kontrolle über ihn. Und eine Sekunde später ist er in einer Situation, in der er einen Elfmeter oder eine Torchance herausholen kann. Er schafft Räume für alle Spieler, das hilft jedem», sagte Silva. Am Sonntag will er seine alten Weggefährten am liebsten selbst zum Kontrollverlust verleiten.

Von Tom Bachmann, dpa
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