Angelino (r) sorgte mit seinem späten Tor für Leipzigs Sieg gegen die Glasgow Rangers. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Die Mitspieler bedankten sich einzeln auf dem Rasen beim Traumtorschützen, die Fans stimmten auf den Rängen die Jubelgesänge an.

Nach einem finalreifen Geniestreich von Angeliño darf RB Leipzig vom ersten Europapokal-Endspiel der Clubgeschichte träumen. In der 85. Minute zog der Spanier aus 20 Metern ab und bescherte den dominanten, aber lange Zeit ideenlosen Gastgebern gegen die Glasgow Rangers im Halbfinal-Hinspiel der Europa League einen viel umjubelten 1:0 (0:0)-Sieg. «Wir können uns bei Angeliño bedanken für diesen Sonntagsschuss», sagte Mitspieler Benjamin Henrichs. «Wir haben es verdient», stellte der Torschütze klar.

Mit «halben Bein» im Endspiel

Es sei sicher kein überragendes Spiel von RB gewesen, sagte RB-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff bei RTL+. Sie stünden aber mit einem «halben Bein» im Endspiel. «Wir haben sicher einen kleinen Vorsprung, wenn es nächste Woche nach Glasgow geht.»

Das favorisierte Team von Trainer Domenico Tedesco tat sich vor 40.303 Zuschauern in der Red Bull Arena lange Zeit äußerst schwer gegen die Schotten. «Wer im Halbfinale steht, der hat es verdient. Das ist keine Laufkundschaft», betonte Mintzlaff und blickte voraus: Sie müssten für das Rückspiel am Donnerstag kommender Woche die Lehren ziehen.

Den Glauben ans erneute Weiterkommen dürfte RB erst recht aus den vorherigen Runden schöpfen. Im Hinspiel gegen San Sebastian und im Hinspiel gegen Bergamo waren die Leipziger nicht mal über ein Unentschieden hinausgekommen. Im zweiten Aufeinandertreffen gewannen sie jeweils eindrucksvoll und zogen in die nächste Runde ein.

Zahlreiche Rangers-Fans in Leipzig

Gut 7000 Rangers-Fans hatten ihre Mannschaft nach Leipzig begleitet, in der Innenstadt dominierten den ganzen Donnerstag über die Farben weiß, blau und rot. Die Gesänge der beiden Fanlager waren dann auch das, was den neutralen Zuschauer in der ersten Halbzeit wach hielt. Die Rangers verteidigten ihren Strafraum mit acht Profis, Leipzig übte bei über 70 Prozent Ballbesitz fleißig Querpässe – was dem Spiel zunächst ein enormes Einschlafpotenzial verlieh.

Dabei hatte der gesperrte und schmerzlich vermisste Spielmacher Kevin Kampl vor dem Anpfiff noch etwas ganz anderes vorgegeben. «Das eine oder andere Tor schießen, um die Tür schon möglichst weit aufzumachen», sagte der 31-Jährige am Stadionmikrofon. Im ersten Abschnitt brachte RB jedoch nur drei Fast-Chancen durch Christopher Nkunku (17.), Konrad Laimer (18.) und Angeliño (31.) zustande. Tedesco nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche und eilte mit wenig begeistertem Gesichtsausdruck in die Kabine.

Er reagierte jedoch nicht umgehend und ließ seine beiden nominellen Stürmer André Silva und Yussuf Poulsen vorerst auf der Bank. Der 36-Jährige sah auch gleich die bis dahin beste Chance des Spiels – für Glasgow. Der Schuss von Ryan Kent (49.) ging jedoch am hinteren Pfosten vorbei. Die Leipziger Antwort war ein satter Schuss von Nkunku (53.), der allerdings nicht platziert genug war.

Allerdings blieb RB in der Spielanlage immer noch zu harmlos und zu kompliziert. Tedesco applaudierte seinen Spielern immer wieder, munterte sie auf. Die Zuschauer waren nicht ganz so geduldig, nach 65 Minuten gab es erste Pfiffe. Dann hatte Nkunku (71.) die Führung auf dem Fuß, Rangers-Keeper Allan McGregor war bereits umkurvt, doch der Franzose drosch den Ball aus zehn Metern drüber. Nun reagierte Tedesco, brachte Silva und Emil Forsberg (72.) für Dominik Szoboszlai und Dani Olmo. Das so wichtige und ersehnte Tor aber erzielte ein anderer – und wie!

Von Tom Bachmann und Frank Kastner, dpa
Folge uns

Von