Leipzigs Spieler Emil Forsberg jubelt nach einem Tor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Routiniert, robust und der richtige Riecher für die Tore. Wenn die Not am größten ist, machen Emil Forsberg und Nils Petersen als Edeljoker oft den Unterschied aus.

Der torgefährliche Schwede wurde in dieser Saison wettbewerbsübergreifend 19-mal von der Bank gebracht. SC-Stürmer Petersen verbuchte 20 Einwechslungen von Coach Christian Streich in Liga und Pokal. Dennoch melden beide Spieler für das Pokalfinale an diesem Samstag (20.00 Uhr/ARD und Sky) Ansprüche für die Startelf an.

Petersen erfolgreichster Joker der Liga

Beim 33-jährigen Petersen sind es rein statistische Gründe. Gegen RB traf er nur, wenn er von Beginn an spielte. Das wolle er seinem geschätzten Trainer nochmal vorlegen, sagte er scherzend mit Blick auf seine drei Treffer gegen die Leipziger. Zudem sorgte der gebürtige Harzer aus Wernigerode auch im Pokalviertel- und Halbfinale für die 1:0-Führung der Breisgauer. Nicht umsonst ist er Rekordtorschütze bei den Freiburgern und mit 33 Treffern der erfolgreichste Joker der Bundesliga. «Ich habe noch nie einen Spieler trainiert, der so eine Gabe hat, eine Intuition zu wissen, wo die Bälle hinkommen. Er läuft fast immer richtig, im Sinne der Wahrscheinlichkeit, wo die Bälle hinkommen. Da gibt es in der Bundesliga wenige, die das so gut können», lobte Streich.

Petersen macht es seinem Trainer besonders schwer. «Ich habe schon eine gute Bewerbung abgegeben. Aber ich trage jede Entscheidung mit, wenn auch mit einem Knurren», sagte er in einem Interview der «SportBild». Seine Gabe für die besondere Situation entwickelte er schon früh. Sein erstes Jokertor erzielte er 2007 in Liga zwei für Carl Zeiss Jena beim 2:2 in Aachen. Im Oberhaus bekamen es selbst die Freiburger zu spüren, als Petersen 2011 sein erstes Jokertor für den FC Bayern München beim 7:0 gegen den SC – gleichzeitig sein erster Bundesliga-Treffer – erzielte.

In seinem ersten Bundesliga-Spiel für Freiburg traf er 2015 auch nach einer Einwechslung: Und das gleich dreifach beim 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. In derselben Saison sorgte er von der Bank kommend in der 86. Minute für den umjubelten 2:1-Sieg des Sportclubs gegen Bayern.

Forsberg sorgt für die wichtigen RB-Tore

Leipzigs Forsberg kommt längst nicht auf die Treffer-Anzahl nach Einwechslungen. Dafür ist die Wichtigkeit seiner Tore für RB einmalig. Ohne Forsberg wären die Sachsen nicht in Berlin. Der 30-Jährige köpfte die Leipziger im Halbfinale gegen den 1. FC Union Berlin in der Nachspielzeit (2:1) zum Sieg – von der Bank kommend. «Das war ja nichts Neues, das habe ich schon ein paar mal gemacht. Aber es ist immer noch ein unglaubliches Gefühl, das nimmt man für immer mit», sagte Schwedens Fußballer des Jahres 2021.

Auch in der Vorsaison ebnete er mit seinem Tor gegen Werder Bremen den Weg ins Pokal-Finale, schmorte dann aber im Endspiel unter Coach Julian Nagelsmann 62 Minuten auf der Bank. Da stand es schon 0:3 gegen Dortmund, die Borussia gewann mit 4:1. Das war für ihn frustrierend.

Aktuell ist der wilde Schwede mit der Löwen-Mähne wieder in Topform. Zuletzt wurde er von Trainer Domenico Tedesco als «Legende» geadelt. Der im Winter 2015 aus Malmö zum damaligen Zweitligisten nach Leipzig gekommene Forsberg schrieb mehrmals Clubgeschichte. Am 8. Mai 2016 ebnete er gegen Karlsruhe den Weg zum Erstliga-Aufstieg. Gut ein Jahr später erzielte er den ersten RB-Treffer in der Champions League gegen Monaco, im November 2019 köpfte er den Club in der Nachspielzeit gegen Benfica Lissabon erstmals ins Achtelfinale der Königsklasse.

«Klar, ich will immer spielen. Ich weiß genau, wie gut ich bin und kenne meine Qualitäten», sagte Forsberg. Er kommt aus einer Fußballerfamilie. Sein Opa Lennart war der «Stor-Foppa» – quasi ein Spitzname in Anspielung auf den Nachnamen Forsberg. Er spielte schon 1945 im Alter von 17 Jahren erstmals für GIF Sundsvall. Papa Leif – «Lill-Foppa» – debütierte ebenfalls mit 17 bei Sundsvall. Emil schaffte das 2009, da wurde RB gerade gegründet. Sechs Jahre später wechselte «Mini-Foppa» für rund 3,5 Millionen Euro nach Leipzig. Mittlerweile seine zweite Heimat, auch weil sich die drei Jahre alte Tochter Florence pudelwohl fühlt. Mama Shanga, die einst für die RB-Frauen stürmte, gilt als härteste Kritikerin ihres Mannes.

Von Frank Kastner und Christoph Lother, dpa
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