Am Sonntag sollen sich die Bilder gleichen. Dann sollen nicht nur die neuen Champions-League-Sieger von Real Madrid in ihrer Heimatstadt ausgiebig gefeiert werden, sondern auch die noch so gefrusteten Verlierer des FC Liverpool. Das wünscht sich jedenfalls Trainer Jürgen Klopp.
Die Parade ab 16 Uhr in der Beatles-Stadt war nicht nur unabhängig vom Ergebnis angekündigt, sie soll auch trotz der 0:1-Niederlage von Paris eine würdige werden.
«Auch wenn es niemand auf dem Planeten versteht, dass wir eine Parade machen, wir werden eine machen. Und ich hoffe, dass jeder, der in Liverpool Zeit hat, kommt», sagte Klopp nach Mitternacht in den Katakomben des Stade de France. Klopps Motivation ist klar. Nach einer außergewöhnlichen Saison, in der das erstmalige Quadruple aus vier Titeln möglich, nach den beiden nationalen Pokalsiegen aber nie richtig Luft zum Feiern war, sollen die Spieler trotz der verpassten Meisterschaft und dem verlorenen Königsklassen-Endspiel nicht mit schlechter Laune in den Urlaub entlassen werden.
Klopp bleibt positiv
«Wir feiern, dass wir eine außergewöhnliche Saison gespielt haben», sagte Klopp. «Die beiden Wettbewerbe, die wir nicht gewonnen haben, haben wir mit dem denkbar kleinsten Unterschied verloren: Mit einem Punkt und 0:1.» Er habe seinen Spielern in der Kabine gesagt, «dass ich den Stolz schon spüre. Aber ich war der Einzige. Die Jungs brauchen dafür länger. Aber nach einer Nacht Schlaf und vielleicht einer weiteren Ansprache von mir sollen sie feiern.»
Dennoch wäre es verwunderlich, würde die Party in Madrid nicht die ausgelassenere werden. Auch, weil der 14. Triumph des Rekordsiegers in der Königsklasse einer der unerwartetsten war.
«Ich bin wirklich Optimist, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass wir in diesem Jahr den Supercup, die Liga und vor allem auch die Champions League gewinnen könnten», sagte Trainer Carlo Ancelotti, von Sommer 2016 bis September 2017 leidlich erfolgreich auch beim FC Bayern tätig.
Toni Kroos gewinnt zum fünften Mal
Ancelotti ist nun mit vier Siegen im wichtigsten Europacup der Rekordhalter unter den Trainern, Toni Kroos nach dem fünften uneingeschränkt der unter den deutschen Spielern. Und auch Kroos gab «ganz ehrlich» zu, «dass ich vor der Saison nicht damit gerechnet habe. Das ist schwer in Worte zu fassen.» Der Weltmeister von 2014 wirkte ungewohnt emotional, vielleicht brach er auch deshalb kurz nach dem Abpfiff das Interview im ZDF wegen seiner Meinung nach zu negativer Fragen ab.
Den ersten Triumph in Reals Lieblingswettbewerb seit 2018 sicherte letztlich ausgerechnet Torwart Thibaut Courtois. Der Belgier hatte 2014 mit Atlético Madrid gegen Real im Finale verloren, kam 2018 nach vier Real-Titeln in fünf Jahren und holte nun endlich selbst den Henkelpott. «Ich habe ihm gesagt, du wirst das Finale für uns gewinnen – und das hat er getan», sagte Ancelotti.
Courtois tat es «nur leid um meinen Bruder, der morgen heiratet und ich kann nicht dabei sein». Ansonsten war der «Man of the match» überglücklich. «Ich habe bei der ersten Parade gefühlt, dass heute keiner gegen mich trifft», sagte der Belgier. «Weil ich mein Leben dafür geben würde, die Champions League zu gewinnen.» Nun, mit 30, hat er es geschafft.