Manuel Neuer wird im Tor der DFB-Elf gegen Italien stehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Dr. Manuel Neuer kam mit einem Arztkoffer. Die braune Ledertasche, die der Nationaltorwart in Budapest wie selbstverständlich auf den Trainingsplatz trug, gehörte aber natürlich dem richtigen DFB-Teamarzt Tim Meyer.

«Immer mal wieder», lasse er Neuer die Tasche tragen, scherzte der Doc. Im Moment passt es in Bild, dass der von Bundestrainer Hansi Flick zum unverändert weltbesten Torhüter erkorene Bayern-Schlussmann für die Notfallversorgung bei der Fußball-Nationalmannschaft zuständig ist – im übertragenen Sinne versteht sich.

Neuer hat WM im Blick

Nur Neuer zeigt am Ende «einer langen, anstrengenden Saison» im DFB-Team noch konstant die Spannkraft, die die Kräftemessen mit anderen Top-Nationen in der Nations League erfordern. Auch am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) im abschließenden Duell gegen Europameister Italien ist keine Auszeit geplant. «Mit Blick auf die WM kann man kein Spiel einfach fallen lassen», sagte Neuer vor der Partie in Mönchengladbach.

Wenn es im Spätherbst nach Katar geht, will der 36-Jährige «in der Defensive so eingespielt wie möglich sein, wenn es um den großen Titel geht», betonte er. Die Riege der auch nicht viel jüngeren DFB-Kronprinzen von Marc-André ter Stegen (30) über Kevin Trapp (31) bis Bernd Leno (30) muss diesen Erfolgshunger und persönlichen Ehrgeiz schon lange ertragen. In diesem Jahr durfte nur Trapp einmal gegen Israel (2:0) ran.

Duell gegen Italiens jungen Keeper

Dem internationalen Wettbewerb mit jüngeren Torwart-Generationen will Neuer derweil keine persönliche Note geben. Auch das durchaus interessante Kräftemessen mit Italiens 13 Jahre jüngerem Torwart-Heroen Gianluigi Donnarumma am Dienstag sieht er gelassen. «Es geht nicht um einen Vergleich zwischen Gigi und mir», sagte Neuer vor seiner 113. Partie im DFB-Trikot.

Donnarumma hatte beim EM-Titelgewinn mit Italien vor einem Jahr überzeugt und galt als potenziell bester Torhüter der Welt. Zuletzt hatten Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff aber dem DFB-Schlussmann Neuer als global besten Schlussmann bezeichnet. «Ein Phänomen» sei dieser, meinte Bierhoff.

Neuer will sich weiter nicht auf einen Zeitpunkt für sein Karriereende festlegen. «Ich möchte mich nicht über den Rasen schleppen und wenn ich gesund bin, wird man sehen, wie lange es sein wird», sagte der deutsche Rekordtorwart am Montag in Budapest. Beim FC Bayern München hat Neuer seinen Vertrag kürzlich bis 2024 verlängert. Zuletzt hatte er betont, gerne auch noch die Heim-EM im gleichen Jahr bestreiten zu wollen. Falls notwendig, würde er Dr. Meyer dann auch wieder den Koffer tragen.

Von Arne Richter und Jan Mies, dpa
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