Ohne Torgarantin Lea Schüller müssen die deutschen Fußballerinnen den Europameisterschafts-Schlager gegen Spanien bestreiten.
Der positive Corona-Test der 24 Jahre alten Stürmerin überlagerte die Vorbereitung auf das zweite Gruppenspiel des Teams von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und dämpfte die Vorfreude. Dennoch wollen die DFB-Frauen zur lange gewünschten besten Sendezeit weiter Werbung für ihren Sport machen – und einen Riesenschritt Richtung Viertelfinale. «Mädels, ich glaub an euch, ihr schafft das», schrieb Schüller aus Instagram.
«Für uns heißt das in erster Linie, dass wir als Team noch näher zusammenstehen und für Lea spielen. Wichtig ist, dass es Lea gut geht», sagte Voss-Tecklenburg. «Die Angreiferin vom FC Bayern München verspürt nur leichte Symptome. Sie wurde umgehend isoliert», teilte der DFB vor der Partie zwischen den beiden Titelkandidaten am Dienstag (21.00 Uhr/ARD und DAZN) im Brentford Community Stadium mit.
Betrübte Torjägerin
Schüller selbst äußerte sich konsterniert. «Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll», schrieb die Torjägerin. «Zwei Jahre lang habe ich es geschafft es nicht zu bekommen und mich so gut es geht zu schützen und habe einfach nur gehofft es nicht während oder kurz vor der EM zu kriegen.»
Leicht angeschlagen sind außerdem Schüllers Bayern-Kolleginnen Lina Magull und Sydney Lohmann, der Einsatz der beiden Mittelfeldspielerinnen ist fraglich. Schüller ebenso wie Magull hatte beim beflügelnden 4:0-Auftakt gegen Dänemark ein Tor erzielt – und ist eigentlich gesetzt. Die Bundesliga-Torschützenkönigin der abgelaufenen Saison erzielte in bisher 40 Länderspielen 26 Treffer. Erste Alternativen als Sturmspitzen sind Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg und die Frankfurterin Laura Freigang.
Popp war nach einer langen Verletzungspause wegen eines Knorpelschadens erst im April ins DFB-Team zurückgekehrt und hatte in der Vorbereitung Corona. Gegen Dänemark feierte die 115-fache Nationalspielerin als Joker ihr EM-Debüt und traf zum 4:0.
Popp selbstbewusst
Die deutsche Auswahl ist wild entschlossen, gegen die vielen Kurzpasskünstlerinnen vom FC Barcelona den nächsten Erfolg zu landen. «Wir können mit großem Selbstbewusstsein die Sache angehen. Wir haben den Gegnerinnen gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist», sagte Popp.
Schüller hatte beim 1:1 gegen Spanien im Februar beim Arnold Clark Cup für den Ausgleich gesorgt – gegen einen überlegenen Gegner. Erst viel später fanden die Deutschen zu jener Geschlossenheit und Stärke, die sie derzeit auszeichnet. «Wir haben wirklich eine extreme Qualität in der Breite, jede könnte in der Startelf stehen», sagte Außenverteidigerin Giulia Gwinn noch vor dem Ausfall Schüllers.
Die Wolfsburgerin Svenja Huth, zuletzt Spielführerin für Popp, erklärte: «Wir haben die Zeit intensiv genutzt, um uns weiter zu entwickeln. Deutschland hatte schon immer ein gutes Teamgefüge, aber jetzt ist es schon sehr, sehr gut, und das kann der Schlüssel zum Erfolg sein.»
Defensive gefordert
Als Turnierfavorit hat sich mit dem 5:1 gegen Italien inzwischen auch Frankreich empfohlen. Gegen Spanien wird auf die DFB-Auswahl vor allem viel Defensivarbeit zukommen. «Die werden uns ganz anders fordern. Da müssen wir viel kommunizieren. Wir gehen mit großem Willen in das nächste Spiel», betonte Abwehrchefin Marina Hegering.
Als Gruppenerste könnten die DFB-Frauen, die am Samstag noch auf Finnland treffen, auch ihre Viertelfinal-Partie im Londoner Stadtteil Brentford austragen und müssten das Quartier nicht wechseln. Und sie könnten möglicherweise Gastgeber England aus dem Weg gehen, dem Favoriten der Gruppe A.
Spanien in Hochform
Das spanische Team ist seit 24 Spielen unbesiegt, kassierte 2021 in neun Partien kein einziges Gegentor, hat aber noch nie gegen Deutschland gewonnen – und geht doch mit einem großen Handicap in die Begegnung im Brentford Community Stadium: Auf dem Weg zum erhofften ersten internationalen Titel fehlen Weltfußballerin Alexia Putellas (Kreuzbandriss) und Rekordtorschützin Jennifer Hermoso (Innenbandverletzung), der 45 Treffer in 91 Spielen gelangen.
«Es wird interessant, ob Spanien den Ausfall tatsächlich kompensieren kann und was das für die Mannschaft im Turnierverlauf bedeutet», schrieb Ersatztorhüterin und Olympiasiegerin Almuth Schult in ihrer Kolumne für das «Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)»: «Noch schlimmer wird es für Alexia selbst sein. Sie ist mit 28 Jahren im besten Fußballalter, ist in Europa mit 1,7 Millionen Followern bei Instagram der aktuelle Superstar ihres Sports und wollte allen beweisen, wie schön der Fußball sein kann.»