Neuzugang Sadio Mané traf aus kurzer Distanz zum zwischenzeitlichen 2:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Julian Nagelsmann klatschte nach dem berauschenden Tor-Spektakel erleichtert seine Bayern-Profis ab, dann gab es im Konfetti-Regen den ersten Pokal der Saison.

Das mitreißende 5:3 (3:0) bei Pokalsieger RB Leipzig machte Appetit auf den Meisterkampf in der Fußball-Bundesliga. Rekordmeister FC Bayern präsentierte sich beim Supercup-Erfolg lange Zeit in Gala-Form, am Ende war es aber ein Zittersieg. Auch weil die Leipziger nicht aufgaben, die Schwächen der Bayern ausnutzten und zum Torfestival beitrugen.

«In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht, hinten raus war es eng. Ab der 60. Minute gingen uns die Körner aus. Wir mussten das Spiel früher entscheiden. Trotzdem haben wir das Spiel verdient gewonnen», sagte Trainer Nagelsmann. «Wir wollten ein Zeichen setzen. Nicht nur nach außen, auch an uns selber», betonte er.

Angeführt vom starken 19 Jahre alten Nationalspieler Jamal Musiala und dem treffsicheren Neuzugang Sadio Mané bestimmte der Rekordmeister lange das Geschehen, kam in der Schlussphase aber noch mal in Bedrängnis. Bei der 16. Teilnahme schnappten sich die Münchner letztlich aber zum zehnten Mal den Supercup.

Bayern mit drei Toren in Halbzeit eins

Musiala brachte die Mannschaft des vor einem Jahr von Leipzig nach München gewechselten und von den RB-Fans vor der Partie ausgepfiffenen Julian Nagelsmann bereits in der 14. Minute in Führung. Es war der erste Bayern-Treffer mit dem ersten Schuss im ersten Pflichtspiel. Mané brauchte eine gute Viertelstunde später die Hereingabe von Serge Gnabry nur über die Linie zu drücken (31.), ehe Frankreichs Weltmeister und Abwehrspieler Benjamin Pavard (45.) kurz vor der Pause für die Vorentscheidung sorgte.

Im zweiten Durchgang kam RB durch Tore von Marcel Halstenberg per Kopf (59.), Christopher Nkunku per Foulelfmeter (77.) und Dani Olmo (89.) bei einem Gegentor von Gnabry (66.) nochmal ins Spiel. Auch weil es die Bayern unnötig spannend machten. Schließlich setzte Leroy Sané den Schlusspunkt (90.+8).

Für die Leipziger bleibt bis zum Bundesliga-Start nächste Woche in Stuttgart noch etwas Arbeit. Schon im Testspiel gegen Champions-League-Finalist FC Liverpool hatte es eine 0:5-Klatsche gegeben, immerhin versöhnte der zweite Durchgang. Vielleicht hilft zukünftig auch Nationalspieler David Raum. Laut Geschäftsführer Oliver Mintzlaff befinde man sich in den Gesprächen mit der TSG 1899 Hoffenheim auf der Zielgeraden.

FCB setzt RB mit hohem Pressing unter Druck

Zufrieden war Mintzlaff mit dem Auftritt der Leipziger nicht. «Es war keine gute erste Halbzeit. Wir waren viel zu ängstlich. Wir haben das Spiel gar nicht angenommen. Auch die Gegentore müssen wir besser verteidigen. Die zweite Halbzeit war ab der 50. Minute deutlich besser. Klar wünscht man sich, dass wir das Spiel 90 Minuten so annehmen», sagte er.

Lediglich der aus Liverpool gekommene Mané stand in der Münchner Startelf. Der millionenschwere Starverteidiger Matthijs de Ligt musste sich dagegen noch gedulden. Er sei nach der kurzen Vorbereitung noch nicht bei 100 Prozent, meinte Nagelsmann.

So sah de Ligt von der Bank aus ein zunächst starkes Spiel seiner neuen Mannschaft. Die Münchner waren lange Zeit giftiger, aggressiver und technisch versierter. Mit hohem Pressing bereiteten sie den Gastgebern große Probleme. So dauerte es gerade mal 14 Minuten, ehe das erste Münchner Pflichtspiel-Tor der neuen Saison fiel: Nach einer verunglückten Befreiungsaktion der Leipziger kam der Ball zu Musiala, der aus halbrechter Position einschoss. Keine gute Figur hatten zuvor Marcel Halstenberg und der von den Bayern umworbene Konrad Laimer gemacht.

Die Leipziger antworteten postwendend. Doch der Jubel nach dem Tor von Christopher Nkunku verstummte wegen einer Abseitsentscheidung schnell (15.). RB agierte gegen die Bayern ohne klassischen Mittelstürmer. Neben Nkunku stürmte Ideengeber Emil Forsberg.

Das Spiel lief aber vornehmlich in die andere Richtung, und dabei präsentierte sich der Meister mit hoher Effizienz. Nach einer Hereingabe von Gnabry war Mané dort zur Stelle, wo die letzten Jahre stets Super-Torjäger Robert Lewandowski die Bayern-Fans jubeln ließ. Die Freude war groß bei Afrikas Fußballer des Jahres, der die Arme hochriss, hüpfte und seine Mitspieler herzte.

Leipzig nach der Pause griffiger

Und es kam noch schlimmer für die Leipziger, deren Fehler eiskalt bestraft wurden. Der spielfreudige Musiala tanzte die RB-Abwehr aus und legte Pavard den dritten Treffer auf. Das gefiel Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der neben dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn auf der Tribüne Platz nahm. Es sei der richtige Zeitpunkt, so einen Schritt zu machen, auch um einen anderen Blickwinkel zu haben.

Und dieser änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Immer wieder leitete Musiala gefährliche Aktionen ein. Gnabry hatte sogleich die große Chance auf den vierten Treffer (51.). RB-Coach Domenico Tedesco reagierte mit zwei schnellen Wechseln und brachte den Spanier Dani Olmo sowie Torjäger André Silva ins Spiel. Letzterer hatte gleich Pech, als sein Kopfball gegen die Latte ging (57.). Kurz darauf wurden die Bemühungen aber durch das Tor von Halstenberg belohnt, als Nationalkeeper Manuel Neuer unglücklich agierte.

Hoffnung keimte auf, zunächst aber nur kurz. Einen Schuss von Thomas Müller konnte RB-Keeper Peter Gulacsi noch abwehren, im Nachsetzen schoss Gnabry aber den Ball in die Maschen. Als die Bayern einen Gang runtergeschaltet hatten, kam RB aber doch noch durch Nkunku und Olmo zu zwei weiteren Toren. Danach mussten die Münchner, bei denen de Ligt etwas Spielpraxis erhielt, sogar noch zittern. Mit dem Tor von Sané war das Spiel dann aber entschieden.

Von Jens Marx, Jan Mies und Stefan Tabeling, dpa
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