Schiedsrichter Felix Zwayer läuft über das Spielfeld. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Bundesliga-Schiedsrichter Felix Zwayer sieht Hass in den sozialen Medien als gravierendes Problem für die ohnehin schon schwierige Nachwuchsgewinnung.

«Aber wie sollen wir junge Leute gewinnen, wenn in sozialen Medien Wochenende für Wochenende ohne Objektivität volles Brett über Schiedsrichter hergezogen wird? Das ist wenig sexy. Da haben die jungen Leute keinen Bock drauf», sagte der 41-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Als ich 1994 angefangen habe, gab es in Deutschland etwa 80.000 Schiedsrichter. Heute sind wir etwa bei der Hälfte. Da kann man weiter rechnen und sich fragen, wie lange es noch Amateurfußball mit Schiedsrichtern geben wird. Die Entwicklung ist verheerend.» Die Hemmschwelle, überhaupt zu sagen, man werde Schiedsrichter, «ist durch die Diskussionen im Netz enorm hoch geworden».

Der sogenannte Hatespeech im Netz ist nur ein Teil der Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Er dürfte aber zunehmend an Bedeutung gewinnen, da junge Menschen dort deutlich aktiver sind als vorige Generationen. Zuletzt hatte der Rückzug der Schiedsrichter-Analysten Collinas Erben auf dem Netzwerk Twitter für Diskussionen gesorgt. Auch Zwayers auf Twitter aktiver Kollege Patrick Ittrich äußerte sich: «Collinas Erben leisten seit langer Zeit wertvolle Arbeit. Jeder Fan sollte dankbar sein. Stattdessen Shitstorm! Auf welcher Basis nehmt ihr euch das Recht heraus, so mit Menschen umzugehen? Stadion oder Internet, wie wenig reflektiert kann man sein?»

Zwayer ist nicht in den sozialen Medien aktiv, er habe sich bewusst dagegen entschieden. Der Berliner hatte in der vergangenen Saison nach der Leitung des Spiels zwischen Borussia Dortmund und Bayern München zahlreiche Hass-Mails erhalten, im Netz kursierte eine Morddrohung. Zwei Elfmeterszenen hatten für Diskussionen gesorgt, zudem hatte der Dortmunder Profi Jude Bellingham mit einer Anspielung auf den Hoyzer-Skandal Zwayer indirekt Bestechlichkeit vorgeworfen.

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