Eine Eckfahne mit dem Hertha-Logo im Berliner Olympiastadion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)

Hertha BSC und Investor Lars Windhorst werden sich nach Einschätzung von Wirtschaftswissenschaftler Henning Zülch so schnell nicht trennen.

«Am Ende wird es doch so sein, egal, was da vorgefallen ist: Die beiden sind aufgrund der Konstellation verdammt zur Zusammenarbeit. Ein Verkauf der Anteile ist so gut wie unmöglich», sagte Zülch der Deutschen Presse-Agentur. «Hertha BSC wird keinen Käufer zu diesem Preis für diese Anteile finden», sagte der Professor für Accounting und Auditing an der HHL Leipzig Graduate School of Management.

Windhorst bietet Verein Rückkauf seiner Anteile an

«Es gibt zwar Interessenten, die an Clubs interessiert sind, die aber nicht diesen hohen Preis zahlen würden und nicht einen Preis entrichten würden für eine Kapitalanlage in Höhe von 64 Prozent,ohne damit die Stimmrechtsmehrheit und Kontrolle zu erlangen.» Das sei die Besonderheit, die es im deutschen Fußball durch die 50+1-Regel gebe.

Windhorst, der 2019 bei Hertha einstieg, hatte dem Fußball-Bundesligisten am Mittwoch im Streit um eine angebliche Kampagne durch ein israelisches Sicherheitsunternehmen den Rückkauf seiner Anteile angeboten – für den damaligen Kaufpreis von 374 Millionen Euro. Der Club bot Windhorsts Tennor-Gruppe daraufhin Unterstützung bei der Käufersuche an. «Da war sicherlich viel Fantasie in der Bewertung von 374 Millionen», sagte Zülch.

Im Endeffekt würden beide Seite verlieren. «Der größte Gelackmeierte ist Herr Windhorst. Dieser bekommt sein Geld nicht wieder, er kann nichts machen, dem sind die Hände gebunden», sagte der 49-Jährige, der unter anderem zu Management im Sport forscht. Der Einfluss des Investors im operativen Geschäft ist äußerst begrenzt. «Hertha BSC kann sich zwar zurücklehnen, aber der Club hat maximale Unruhe, was sich sicherlich auf den sportlichen Erfolg auswirken wird.»

Zülch: «Welcher Investor sollte sich das antun?»

Zudem sei fraglich, wie der Hauptstadtclub künftige Zahlungsverpflichtungen stemme wolle, wenn Windhorst kein frisches Geld zur Verfügung stelle. Nach Zülchs Einschätzung müssten die Anteile vor einem Verkauf neu geschätzt werden, beide Seiten müssen dem Verkauf zustimmen. Das öffentliche Austragen des Konflikts trage zur Wertminderung bei. «Welcher Investor sollte sich das denn antun? Wer sollte sich mit seinem Image und seinem Geld da reinbegeben und an eine positive sportliche wie wirtschaftliche Zukunft dieses Vereins glauben?», sagte Zülch.

Hintergrund des Streits sind brisante Medienberichte, wonach der Investor eine israelische Agentur engagiert haben soll, um den damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer aus dem Amt zu drängen. Windhorst wies dies als Unsinn von sich.

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