Marokkos Achraf Hakimi (r) und der Kroate Borna Sosa im Zweikampf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Adam Davy/PA Wire/dpa)

Glücklich schaute Superstar Luka Modric nicht gerade drein, als er mit seinen Teamkollegen nach dem WM-Stotterstart in die kroatische Fan-Kurve schlenderte. Bei der enttäuschenden Nullnummer gegen Marokko wurde Vize-Weltmeister Kroatien seinen Titelambitionen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar noch nicht gerecht.

Das Remis im Duell mit den Nordafrikanern vor 59.407 Zuschauern in Al-Chaur war zu wenig für die eigenen Ansprüche. «Das war ein schweres Spiel, vor allem in den ersten 15 Minuten. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht», sagte Modric.

Die Kroaten müssen sich in den nächsten Gruppenspielen gegen Kanada und Mitfavorit Belgien schon steigern, sonst droht bei der sechsten Endrunden-Teilnahme zum vierten Mal das Vorrunden-Aus. Daran mag Modric keinen Gedanken verschwenden. «Ich glaube, dass es im Verlaufe des Turniers besser wird», sagte der 37-Jährige vom Champions-League-Sieger Real Madrid und bekräftigte: «Natürlich haben wir große Ambitionen, aber das erste Ziel ist, die Gruppenphase zu überstehen. Dann können wir ein gefährlicher Gegner werden.»

Außenseiter Marokko darf – auch dank der vielen Fans im Rücken – auf weitere Überraschungen hoffen. Ob Bayern-Profi Noussair Mazraoui aber in den nächsten Spielen mitwirken kann, ist fraglich. Der Außenverteidiger verletzte sich bei einem Kopfball offenbar an der Hüfte und musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden. 

Modric der älteste Spieler der WM in Katar

Der WM-Titel sei ein Grund zurückzutreten, hatte Modric vor dem WM-Auftakt noch durchblicken lassen. Bis dahin ist es für das kroatische Team aber noch ein gutes Stück Arbeit. Zwar versuchte der Ausnahmefußballer mit seiner feinen Technik und den millimetergenauen Pässen das Spiel seiner Mannschaft anzukurbeln, doch den Kroaten mangelte es gegen die robuste Defensive der Marokkaner an Durchschlagskraft. Auch der Hoffenheimer Andrej Kramaric trat kaum in Erscheinung und wurde in der zweiten Halbzeit ausgewechselt.

Die beste Chance im ersten Durchgang besaß noch Nikola Vlasic kurz vor der Pause, doch nach Zuspiel des Stuttgarters Borna Sosa scheiterte der Angreifer aus kurzer Distanz an Marokkos Keeper Bono (45.). Neben Sosa und Kramaric stand auch der Leipziger Josko Gvardiol, der wegen seines Nasenbeinbruchs mit einer Maske spielte, in der kroatischen Startelf. Ein wenig Gefahr ging auch durch zwei Distanzschüsse von Ex-Bayern-Spieler Ivan Perisic (16.) und Modric (45.+2) aus.

Auf den Rängen war die Rollenverteilung eine andere. Mehr als 20 000 marokkanische Fans bereiteten ihrem Team ein Heimspiel. Jeder Angriffsversuch wurde lautstark begleitet. Allzu oft kamen die Nordafrikaner aber nicht zu Torabschlüssen. Eine Flanke von Chelsea-Angreifer Hakim Ziyech verpasste Youssef En-Nesyri (18.) knapp. 

Im zweiten Durchgang tauchte dann mal Mazraoui gefährlich vor dem Tor auf. Nach seinem Kopfball musste er aber verletzt runter. Dazu prüfte der frühere Dortmunder Achraf Hakimi (65.) den kroatischen Schlussmann Dominik Livakovic mit einem wuchtigen Freistoß. Mitte der zweiten Halbzeit erhöhten die Kroaten den Druck, doch der erlösende Treffer gelang nicht.

Stefan Tabeling, dpa
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