DFB-Präsident Bernd Neuendorf kommt zu einer Pressekonferenz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa/Archivbild)

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Oliver Bierhoff kann sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf über Personalvorschläge nicht beklagen.

Aus Berlin kommt schon vor einem möglichen Verhandlungspoker um die Dienste von Fredi Bobic eine Art Kapitulation, wenn auch noch im Konjunktiv. «Wenn eine Anfrage kommt, wenn Fredi es unbedingt machen wollen würde, glaube ich nicht, dass wir eine Chance hätten, ihn gegen seinen Willen hierzubehalten», sagte Hertha-Präsident Kay Bernstein der Deutschen Presse-Agentur.

Bobic gilt neben Ex-Weltmeister Per Mertesacker als ein Kandidat für die Nachfolge von Bierhoff als Geschäftsführer oder Sportdirektor für die Fußball-Nationalmannschaft. Bobic selbst hatte am Freitag alle Möglichkeiten für einen Wechsel offen gelassen. 

Neuendorf äußert sich auf einer Pressekonferenz

Am Dienstag (12.00 Uhr) wird sich Neuendorf elf Tage nach der Rückkehr aus Katar erstmals öffentlich zum WM-Debakel äußern. Mit einer Entscheidung, wer den bei den letzten drei Turnieren glücklosen Bierhoff als DFB-Direktor beerben soll, ist bei der Pressekonferenz im Frankfurter Verbandscampus aber noch nicht zu rechnen. 

Zuletzt war unter anderem von DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke angeregt worden, zunächst Strukturen und Jobbeschreibung zu konkretisieren. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte dafür die Mithilfe von führenden Köpfen der Bundesliga-Clubs angeboten, sofern der DFB dies wünsche. Im Gespräch ist auch, die Aufgaben von Bierhoff bei der Nationalmannschaft und der DFB-Akademie aufzuteilen.

Von Ex-Größen der Fußball-Branche kommen kontinuierlich Ideen zur Neuausrichtung. Manager Stefan Reuter vom FC Augsburg rät dem DFB, die Stelle des Sportdirektors wieder einzuführen. «Es ist sinnvoll, wieder jemanden für den Sport, auch für die A-Nationalmannschaft, hinzuzunehmen. Dass es seit einigen Jahren keinen Sportdirektor mehr gibt, geht eigentlich nicht», sagte der 56 Jahre alte Funktionär der «Augsburger Allgemeinen».

Reuter selbst kann sich den Job des Sportdirektors beim DFB nicht vorstellen. «Das ist überhaupt kein Thema. Ich habe hier beim FCA eine extrem gute und interessante Aufgabe. Und ich werde mich auf keinen Fall da irgendwie ins Gespräch bringen», stellte der 56-Jährige klar.

Kohler bringt sich erneut ins Gespräch

Bei einem Weltmeister-Kollegen von 1990 ist das anders. Jürgen Kohler erneuerte sein Hilfsangebot. «Es geht am Ende um unseren Fußball. Ich bin ein Kind der Bundesliga und habe viel erlebt. Und ich glaube, dass ich zu dem Thema das eine oder andere sagen könnte, wenn es gewollt ist», sagte Kohler in einem Interview von «ran». Tags zuvor hatte er in der Sendung «Doppelpass» bei Sport 1 erklärt, er könnte sich nach dem Rücktritt von Bierhoff einen Job beim DFB vorstellen.

«Man muss schauen, ob es beim DFB Reformen geben soll. Ob zum Beispiel der Präsident künftig hauptamtlich tätig ist», sagte Kohler. «Zudem sollte man sich fragen: Erfüllt das aktuelle Personal die Erwartungen und bekommt man dadurch einen Mehrwert? Das braucht Zeit. Mir ist es fremd, dass man hingeht und alle rausschmeißt, nur weil jeder danach schreit.»

Nach Meinung von Andreas Möller, vor 32 Jahren mit Kohler und Reuter Weltmeister, sollte Bundestrainer Hansi Flick in die Wahl des neuen Sportdirektors eingebunden werden. «Er muss seinem künftigen Partner absolut vertrauen können. Nur das ergibt Sinn», sagte Möller dem «Kicker» und betonte: «Der Trainer war, ist und bleibt die entscheidende Person. Flick zieht aus dieser WM hoffentlich seine Lehren.» 

Hertha-Präsident Bernstein wird sich womöglich mit konkreten Verhandlungen konfrontiert sehen. Unverändert soll Bobic ein Top-Kandidat beim DFB sein. «Dann muss es im Interesse von allen Parteien sein, sich zusammenzusetzen. Wenn es so weit käme, wenn das dann irgendwann der Fall ist, redet man darüber und findet eine Lösung, die für alle vernünftig ist», sagte Bernstein über einen möglichen Bobic-Abschied von der Hertha. 

Konkret ist die Personalie aus Sicht des Berliner Vereinschefs aber nicht. «Noch hat keiner aus Frankfurt weder bei Fredi noch bei mir angerufen», sagte der 44-Jährige. «Da bewegen wir uns wirklich sehr im Bereich des Konjunktivs», merkte Bernstein an.

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