Cristiano Ronaldo zieht um. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Es ist trotz aller gegenteiliger Bekundungen der nächste sportliche Rückschritt für Cristiano Ronaldo – wenn auch ein finanziell äußerst lukrativer. Statt Old Trafford Mrsool Park, statt Premier League die Saudi Pro League.

Und statt einer erhofften Rückkehr in die Champions League bleibt für den 37 Jahre alten Portugiesen nach seinem Wechsel zu Al-Nassr FC in Saudi-Arabien diese Saison nicht einmal die asiatische Königsklasse.

Nach dem unrühmlichen Abgang bei Manchester United und der Reservistenrolle für Portugal bei der WM in Katar wechselt der zuletzt vereinslose fünfmalige Weltfußballer in die sportlich höchstens zweitklassige Liga in Saudi Arabien – und wird zumindest von der ganz großen europäischen Club-Bühne verschwinden. Dazu spielt er künftig in einem Land, das wegen Menschenrechtsverletzungen international immer wieder in der Kritik steht.

Lukrativer Wechsel

Finanziell dürfte Ronaldo aber einen Sprung in bislang ungekannte Dimensionen machen. «Ich bin gespannt auf eine neue Fußball-Liga in einem anderen Land», wurde der fünfmalige Weltfußballer zitiert und sprach von einer «sehr inspirierenden Vision» des Vereins. «Ich bin glücklich, dass ich alles gewonnen habe, was ich im europäischen Fußball gewinnen konnte und fühle, dass es jetzt der richtige Moment ist, meine Erfahrung in Asien zu teilen.»

Damit hat einer der ganz großen Stars des Weltfußballs seine Zukunft bereits vor dem Start des Transferfensters in Europas Top-Ligen geklärt. Bis zum 31. Januar dürften nun vor allem die Spieler im Fokus stehen, die sich bei der WM durch starke Leistungen in den Fokus gespielt haben. Profis wie der Argentinier Enzo Fernandez oder die Marokkaner Sofyan Amrabat und Azzedine Ounahi werden bei diversen Top-Clubs gehandelt.

Ronaldo kann sich indes ganz auf seinen neuen Club konzentrieren. Es dauerte nicht lange, bis Aussagen des Portugiesen aus dem Jahr 2015 kursierten und hämisch kommentiert wurden. Er wolle seine Karriere mit Würde und auf dem höchsten Level beenden, sagte er damals in einem TV-Interview. «Das heißt nicht, dass es schlecht ist, in den Ligen der Vereinigten Staaten, Katars oder Dubais zu spielen, aber ich sehe mich dort nicht», sagte er.

Doch das höchste Level blieb einem der erfolgreichsten Fußballer verwehrt. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Ronaldo seine Karriere bei einem europäischen Champions-League-Club fortsetzen wollte und nicht wenigen Vereinen angeboten wurde. Doch ein neuer Arbeitgeber in Europa fand sich nicht. Was kommt auf den 37-Jährigen nun zu?

Gehalt:

Wenig überraschend wird Ronaldo der sportliche Abstieg finanziell außerordentlich versüßt. Medienberichten zufolge soll er inklusive Werbeeinnahmen umgerechnet rund 200 Millionen Euro pro Spielzeit bekommen. Für zweieinhalb Jahre hat er unterschrieben. Das würde bedeuten: Mehr als eine halbe Milliarde. Danach könnten weitere hohe Millionensummen für eine Botschafter-Tätigkeit für den Golfstaat folgen.

Einem unbestätigten saudischen Medienbericht zufolge wird der Wechsel mit Hilfe mehrerer Sponsoren finanziert. Neben einigen Unternehmen ist demnach auch die saudische Regierung als Geldgeber beteiligt. Der Fußballverein selbst äußerte sich bislang nicht dazu, wie er die Verpflichtung des neuen, teuren Spielers finanzieren will.

Club:

Al-Nassr FC steht aktuell in der Tabelle der Saudi Pro League an der Spitze. In der asiatischen Champions League ist der Club in dieser Saison allerdings nicht vertreten. Zum Team gehören einige Profis, die zuvor in Europa spielten. Etwa der frühere Münchner und Wolfsburger Luiz Gustavo oder der kolumbianische Torhüter und Ex-Arsenal-Profi David Ospina. Trainiert wird das Team vom Franzosen Rudi Garcia, der zuletzt beim Erstligisten Olympique Lyon tätig war.

Schon am Sonntag wurde Ronaldo saudischen Medienberichten zufolge in Riad erwartet. Demnach könnte er beim Spiel gegen Al-Tai am Donnerstag bereits zum Einsatz kommen. Und offenbar sollen schon bald weitere Stars folgen, Gerüchte gibt es vor allem um die Spanier Sergio Busquets (34) und Sergio Ramos (36).

Reputation:

Die Vorfreude auf den ehemaligen Weltfußballer ist im streng konservativen Golfstaat natürlich riesig. «Einer der ganz Großen des Fußballs wird bei Al-Nassr spielen», hieß es in einem Tweet der Pro League. «Willkommen in Ihrem neuen Zuhause», schrieb Sportminister Abdulasis bin Turki al-Faisal.

Saudische Medien meldeten, dass sich bereits Tausende Fans das gelb-blaue Trikot des Vereins mit Ronaldos Nummer sieben bedrucken ließen. Die Al-Nassr-Trikots sollen deshalb vorerst in allen Größen ausverkauft sein. Während eines Spiels von Al-Nassr am Samstag sangen die Fans Medienberichten zufolge in der siebten Minute Ronaldos Namen. Auch auf Bannern begrüßten sie den Neuzugang.

An anderen Stellen dürfte Ronaldos Ansehen allerdings leiden. Kritiker werfen Saudi-Arabien vor, mit dem Engagement im Profisport den eigenen Ruf aufpolieren zu wollen. Unter anderem will sich das Land dem Vernehmen nach um die Fußball-WM 2030 bewerben.

Bei diesem Versuch könnte Ronaldo dann ein Werbeträger werden, ebenso wie sein langjähriger Konkurrent Lionel Messi. Der argentinische Weltmeister ist das Gesicht einer Tourismus-Kampagne von Saudi-Arabien. Messi spielt aber diese und womöglich auch nächste Saison noch bei Paris Saint-Germain und damit anders als Ronaldo wohl auch wieder in der europäischen Champions League.

David Langenbein, Cindy Riechau und Ramadan Al-Fatash, dpa
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