Mönchengladbachs Vertrag mit Max Eberl gilt noch bis 2026 und ruht derzeit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Beim Thema Max Eberl sind der Fantasie momentan keine Grenzen gesetzt. Nahezu täglich werden neue und vor allem exklusive Wasserstände zur Zukunft des früheren Sportdirektors von Borussia Mönchengladbach verbreitet.

Aktuell ist eine sich angeblich anbahnende Liaison mit Pokalsieger RB Leipzig das heiße Thema. Eine Einigung mit Eberl dementierte Vorstandschef Oliver Mintzlaff zwar, Kontakt jedoch nicht. Und deutete das nahe Ende der seit mehr als einem Jahr andauernden Sportchef-Suche an: «Jetzt sind wir zumindest mal in einem Korridor, wo ich das Gefühl habe, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.»

Eberl bleibt im Gespräch und schweigt

Man kann sich auch nur ausmalen, wie Eberl selbst das ganze Theater verfolgt. Schließlich schweigt der 48-Jährige beharrlich. Nach seinem Rücktritt bei Borussia Mönchengladbach Ende Januar ging er auf Reisen und ließ sich schließlich offenbar im Raum Zürich nieder. Ab und an taucht Eberl auf den Tribünen der Alpen-Nation auf und muss als Kandidat herhalten, wenn irgendwo mal wieder ein Sportchef gesucht wird. Er bleibt im Gespräch – und sei es auch noch so abwegig.

So könnte der Flirt mit Leipzig nichts weiter als ein profanes Ablenkungsmanöver sein. Die Verbindung zu RB ergibt allerdings in vielen Punkten Sinn. Seit dem Abgang von Markus Krösche im April 2021 sucht RB einen Sportchef, der meinungsstarkes Gesicht des Clubs sein soll. Eines der jüngsten Gerüchte besagt zudem, dass sogar ein Posten als Geschäftsführer Sport denkbar sei. Eberl hätte damit formal eine Machtfülle, wie sie in der Bundesliga-Struktur der Leipziger noch kein Sportchef hatte.

Wie gesagt: formal. Denn die Realität sah bei den Sachsen bisher so aus, dass Mintzlaff Alleingänge nicht scheute, wenn ihm etwas nicht passte oder nicht schnell genug ging. Zwar betonte der Clubboss in einem Talk mit der «Leipziger Volkszeitung», dass man einen Sportdirektor unbedingt brauche und Mintzlaff selbst dann endlich wieder ein wenig mehr Freizeit habe. Doch kurz zuvor berichtete er noch ausführlich davon, wie er die Rückkehr von Timo Werner praktisch im Alleingang über die Bühne gebracht habe.

Mintzlaff spricht gern vom «perfect fit», also der Ideallösung. Beim Thema Sportchef umriss er das Stellenprofil sehr klar. Man suche jemanden, «der viel Erfahrung mitbringt, der ein starkes Gesicht ist, der viel Internationalität mitbringt.» Im letzten Punkt hat der kernige Eberl aus dem niederbayrischen Bogen dann doch noch Defizite. Mintzlaff deutete zudem an, dass Thierry Henry ein Kandidat gewesen sei, sich aber lieber weiter auf die Trainerlaufbahn konzentrieren wolle. Der Weltstar Henry wäre in der Tat die von Mintzlaff angekündigte internationale 1A-Plus-Lösung – im Gegensatz zu Eberl.

Eberl braucht die Zustimmung der Gladbacher

Zudem brächte eine Verpflichtung von Eberl zwei nicht gerade kleine Hindernisse mit sich. Zum einen müsste halbwegs glaubhaft moderiert werden, was Eberl zum Wechsel von der in der Bundesliga tief verwurzelten Borussia aus Mönchengladbach zum Leipziger Kunstprodukt motiviert. Der andere Punkt wäre eine wohl fällige Ablöse. Der Gladbacher Vertrag mit Eberl gilt bis 2026 und ruht derzeit. Heißt: Die Borussia zahlt keinen Cent Gehalt, führt den Manager aber weiter als Angestellten. Im Raum stehen acht Millionen Euro als Ablöse, konkret wurde es noch nicht. «Es gibt aktuell keine Kontaktaufnahme, weder durch Max Eberl noch durch einen Verein», sagte Borussia-Geschäftsführer Markus Aretz dem «Kicker».

Nach dem Ende der Transferfrist Anfang September will Mintzlaff den neuen Sportchef präsentieren. Das Schauspiel um das Phantom Eberl muss damit nicht beendet sein. Denn parallel zu den angeblichen Leipziger Avancen verbreitet sich schon das nächste Gerücht. Der VfL Wolfsburg braucht zum neuen Jahr einen neuen Geschäftsführer, da Jörg Schmadtke aufhört. Eigentlich soll ihm Marcel Schäfer folgen, doch so lange Eberl ohne Job ist, wird er auch in der Autostadt als Kandidat gehandelt.

Von Tom Bachmann, dpa
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