Anthony Modeste verabschiedet sich vom 1. FC Köln. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Zum zweiten Mal war er kurz vor dem Legenden-Status, zum zweiten Mal verlässt Anthony Modeste den 1. FC Köln mit lauten Misstönen begleitet. Und eine Rückkehr zum FC nach seinem zunächst auf ein Jahr befristeten Wechsel zu Vize-Meister Borussia Dortmund ist zumindest nicht sicher – obwohl sie allgemein als vertraglich gesichert galt.

Denn bisher hatten Medien immer unwidersprochen berichtet, der 34 Jahre alte Franzose habe für die Zeit nach seinem eigentlichen Vertragsende 2023 einen fünf Jahre laufenden Anschlussvertrag als Jugendtrainer. «Ich habe auch viel von dem Anschluss-Vertrag gehört», sagte Christian Keller, seit April Geschäftsführer des FC. «Das sieht nachher ein bisschen anders aus, wenn man gelesen hat, was da drinsteht.»

Keller: Modeste ist «Identitätsfigur»

Möglicherweise gilt die Anschlussvereinbarung nur bei einem durchgängigen Verbleib bis dahin. Grundsätzlich sei Modeste «eine Identitätsfigur für den 1. FC Köln, und wenn er irgendwann zum FC zurückkommen möchte, dann denken wir sicher darüber nach».

Doch das wird schwierig zu vermitteln sein, denn die Geschichte um Anthony Modeste und den FC ist eine emotionale. 2017 hatte er die Kölner mit 25 Toren in die Europa League geschossen und war danach nach China gewechselt, was ihm viele übel nahmen. Nach seiner Rückkehr und besonders nach seiner sportlichen Wiedergeburt in der vergangenen Saison wurde er trotzdem wieder zum Fan-Liebling.

Nachdem er den FC mit 20 Toren erneut in den Europacup schoss und immer wieder seine Liebe zum Club und zur Stadt beteuerte, stürmten die Fans das Spielfeld und trugen ihn auf Händen. Auch wenn er im Winter eigentlich schon nach Saudi-Arabien wollte. Und auch wenn er seine Berater stets nach Alternativen Ausschau halten ließ und daraus kein Geheimnis machte. «Ich hoffe, dass mein Berater aktiv ist. Wenn ich 20 Tore mache und er nicht aktiv ist, muss ich mit ihm reden», hatte Modeste noch im Trainingslager erklärt. Trotzdem wurde er bei der Saisoneröffnung vor zwei Wochen gefeiert.

Nun geht er wieder, obwohl der BVB ihm wohl auch nur ein Jahr Vertrag gibt. «Man muss ihn fragen, warum er das unbedingt machen will», sagte Keller nach dem 3:1 zum Bundesliga-Auftakt gegen den FC Schalke 04, bei dem Modeste kurzfristig schon nicht mehr zum Kader gehörte: «Aber er kann Champions League spielen. Und er verdient sicherlich zumindest nicht weniger als beim FC.»

FC stimmte Transfer zu

Dort unternahm man trotz der überragenden Vorsaison offenbar wenig, um den sensiblen Stürmer zu halten. «Wir haben die Hand drauf. Er hat Vertrag, und wenn wir nicht zustimmen, gibt es keinen Transfer», sagte Keller. Dennoch schlug man beim FC für angeblich rund fünf Millionen Ablöse plus die Gehaltsersparnis ein. Wahrscheinlich, weil man Modeste nicht mehr mit dem Herzen in Köln wähnte. Sicher auch, weil der Club auf Transfereinnahmen angewiesen ist. Offiziell aber vor allem wegen der Vorgeschichte nach dem vom Club abgelehnten Angebot aus Saudi-Arabien im Winter.

«Kurz nachdem ich kam, habe ich erfahren, dass es eine klare Zusage gab: Wenn nochmal was kommt, ist man gesprächsbereit», sagte Keller. «Die Aussage kam nicht von mir, aber sie gilt für mich natürlich auch.» Alles in allem gab es laut des Geschäftsführers «relativ viele Gründe, die dafür gesprochen haben, dem Transfer zuzustimmen. Und relativ wenige, die dagegen gesprochen haben.»

Trainer Steffen Baumgart will bei seinem Team nun eine Trotz-Reaktion erzeugen. «Es hat mich im vergangenen Jahr oft geärgert, dass es nur um ihn ging», sagte er. «Wir werden nicht wegdiskutieren, dass er uns sicher in der ein oder anderen Situation fehlen wird, nur weil wir ohne ihn gewonnen haben. Aber wir gehen den Weg jetzt mit Leuten, die ihn zu 100 Prozent mitgehen wollen. Wir sind letztes Jahr übers Kollektiv gekommen, und das werden wir dieses Jahr auch.» Gegen Schalke schoss der FC insgesamt 30 Mal aufs Tor – mehr als in jedem Spiel der Vorsaison mit Modeste.

Von Holger Schmidt, dpa
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